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VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden

VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden

Titel: VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden
Autoren: Kathy Reichs
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Fahrt über das offene Meer konnten wir am Horizont einen blaugrünen Fleck ausmachen. Er wurde größer und offenbarte sich als Landmasse.
    Wir fuhren näher heran, drosselten das Tempo und glitten an einem zuckerweißen Strand entlang.
    Der Sandstreifen war gut drei Meter breit, dahinter erhoben sich Bäume mit hohem Blätterdach. Das dichte Unterholz verdeckte jede Sicht auf das Innere der Insel. Wellen leckten am Strand. Insekten und Frösche führten eine Summ-und-Quak-Symphonie auf. Ab und zu raschelte ein Zweig und schrie irgendein Tier über unseren Köpfen.
    Nichts war zu sehen, das von Menschenhand geschaffen worden wäre.
    Das Boot schaukelte sanft in der Dünung, während wir schweigend die Landschaft in Augenschein nahmen.
    Eine geheimnisvolle Stimmung nahm uns gefangen. Etwas Ursprüngliches. Ungezähmtes. Wildes.
    Loggerhead Island.

KAPITEL 5
    »Hey, wir sind zu schnell. Hau die Bremse rein!«
    Shelton prallte zurück, als die Sewee mit dem Anlegesteg kollidierte. Ich verlor das Gleichgewicht und landete unsanft auf meinem Hintern.
    Das Boot schabte mit quietschendem Protest am Anleger entlang. Ein harter Tag für das stolze Schiff. Eine echte Materialprobe.
    Ich rappelte mich auf und schaffte es irgendwie, mir das Tau zu schnappen, das mit dem Anleger verbunden ist. Das Boot kam zum Stehen. Anlegemanöver beendet.
    Nicht gerade sehr sanft, Herr Kapitän.
    Ben verzog das Gesicht, enttäuscht von seinen seemännischen Fähigkeiten. »Das Anlegen ist echt nicht einfach. Aber ich arbeite daran.«
    »Das will ich auch hoffen.« Hi rieb sich das Knie. »Da wartet nämlich noch eine Menge Arbeit auf dich.«
    »Also ich hätt’s auch nicht besser hingekriegt«, sagte ich in der Hoffnung, dass Ben jetzt nicht eingeschnappt war.
    Doch er lachte nur in sich hinein. »Ich weiß schon, war keine Glanzleistung, aber das Boot ist jedenfalls okay.«
    Ein kräftiger Klaps auf die Schulter. »Komm schon, Hiram. Ist ja nichts weiter passiert.«
    Hi zeigte unmissverständlich auf sein lädiertes Bein.
    Ben zuckte die Schultern. »Ist doch gar kein Blut zu sehen. «
    »Wenn du wüsstest, wie sehr mein Rücken wehtut.«

    Shelton sprang an Land und machte mit ein paar professionellen Handgriffen das Boot fest.
    »Fertig.«
    »Also los, Leute. Keine Zeit zu verlieren!« Hi hievte sich mit grünem Gesicht über die Reling und ließ sich auf den Steg plumpsen. »Ich schlage mich mal kurz in die Büsche, um einem natürlichen Bedürfnis nachzukommen.«
    Klarer Fall von Seekrankheit.
    Ich stieg aus und folgte den anderen.
    Verglichen mit Morris ist Loggerhead nur ein kleiner Fleck, eine halbe Meile im Quadrat. Keine Einwohner. Keine Straßen. Kein Starbucks. Nur eine kleine Ansammlung von Gebäuden am südlichen Ende. Aber lasst euch nicht täuschen, dies ist ein bedeutender Ort. Hightech. Topmoderne Labore. Modernste Ausstattung. Rund um die Uhr bewacht. Klein, aber fein.
    Das Loggerhead Island Research Institute. LIRI. Aber Loggerhead hat noch mehr zu bieten.
    Die Insel ist nach den gleichnamigen Schildkröten benannt, die am Ostufer ihre Eier ablegen. Die ersten europäischen Einwohner waren Piraten. Sie sahen die Insel als einen großartigen Ort an, um sich vor den Kolonialmächten zu verstecken. Blackbeard und seine Männer lagerten dort ihre Beute, bevor sie das nächste Handelsschiff überfielen. Oder andere Piratenschiffe. Mag sein, dass sie sich gelegentlich auch mit anderen Piraten zusammengeschlossen haben.
    Jedenfalls hat diese Phase nicht lange gedauert. Schließlich haben die Briten die Piraten verjagt, und irgendeine dieser gepuderten Perücken hat eine Baumwollplantage gegründet. Die Arbeit ließ er natürlich von seinen Sklaven verrichten. Trottel. Irgendwann haben sie sich dann an ihm gerächt. Ist
doch logisch: Wenn du eines dieser Arschlöcher bist, die andere Leute kaufen, dann bist du verloren, falls das Blatt sich wendet. Wenn deine Sklaven mit dem Arrangement nicht mehr einverstanden sind, dann endest du als Fischfutter.
    Als Nächstes fiel Loggerhead in die Hände des Militärs. Danach blieb Loggerhead für mehrere Jahrzehnte sich selbst überlassen, ehe man der University of Charleston das Verfügungsrecht über die Insel zusprach. Die Universität siedelte dort Primaten an.
    Kein Witz. Ein Großteil von Loggerhead Island beherbergt heute frei lebende Rhesusaffen. Hunderte von ihnen klettern in den Bäumen oder laufen auf dem Boden herum. Entkommen können sie nicht. So weit können sie nicht
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