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VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden

VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden

Titel: VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden
Autoren: Kathy Reichs
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versuchte sich zu entschuldigen, ohne sich zu entschuldigen.
    Das Boot ist sein Ein und Alles. Da ich spürte, dass er sich größere Sorgen um den Schaden machte, als er sich anmerken lassen wollte, akzeptierte ich sein Friedensangebot.
    »Wenn jemand das reparieren kann, dann Shelton«, sagte ich.
    Ben nickte.
    Bens Mutter, Myra Blue, lebt auf dem Festland in einer nahe dem Yachthafen von Mount Pleasant gelegenen Eigentumswohnung. Ben und sein Dad teilen sich ein Appartement in unserem Block.

    Obwohl Bens spärliche Äußerungen zu diesem Thema manche Frage aufwerfen, wird es von den meisten Leuten geflissentlich unter den Teppich gekehrt.
    Meine Vermutung: Ben hat sich sein Motorboot angeschafft, weil er damit am schnellsten nach Mount Pleasant gelangt.
    »Ich hab mein Handy dabei«, erklärte ich. »Ich schreib Shelton mal eine SMS.«
    »Viel Glück mit der Verbindung«, entgegnete Hi, als ich zur Tür ging. Ben schwieg, doch spürte ich seinen dunklen Blick auf meinem Rücken.
    Hi hatte recht. Der Netzempfang auf Morris Island ist reine Glückssache, und im Bunker hat man schon gar keine Chance. Nachdem ich gut zehn Minuten kreuz und quer durch die Dünen gestapft war, konnte ich endlich meine Nachricht an Shelton absetzen. Auf dem Weg nach unten hörte ich erfreut das Signal für eine empfangene Textmeldung. Shelton war unterwegs.
    Als ich mich durch die Öffnung zwängte, dachte ich an Ben. Ein süßer Typ, keine Frage, aber mein Gott, war der launisch. Vor sechs Monaten war ich hierher gezogen. Seitdem hatten wir uns fast täglich gesehen, doch war er mir immer noch ein Rätsel.
    Ob ich Ben lieber mochte, als mir eigentlich klar war? Vielleicht wäre das ja eine Erklärung für all unsere Wortgefechte. Ein getarnter Flirt? Oder war Ben nur der einzige Fisch in einem viel zu kleinen Becken?
    Vielleicht war ich ja bescheuert, darüber auch nur nachzudenken.
    Mit diesem aufmunternden Gedanken ploppte ich schließlich durch die Öffnung.
    Hi döste vor sich hin. Ben hockte immer noch auf seiner
Bank. Ich schlenderte zum schmalen Fenster, sprang auf den Sims und schmiegte mich an eine der alten Schießscharten für die Kanonen.
    Von hier aus sah das vor dem Hafenbecken liegende Fort Sumter wie ein Camelot in Miniatur aus. Ein graues, heruntergekommenes Camelot. Meine Gedanken schweiften zu König Artus und seinen Rittern. Zu Kit. Zur armen Guinevere.
    Zu meiner Mutter. Dem Unfall.
    Jetzt tief Luft holen. Die Erinnerung daran war immer noch eine offene Wunde, in der ich nicht stochern wollte.
    Mom wurde letzten Herbst von einem betrunkenen Autofahrer getötet. Ein Automechaniker namens Alvie Turnbauer missachtete eine rote Ampel und fuhr dem Corolla meiner Mutter direkt in die Seite. Sie war auf dem Weg nach Hause, nachdem sie eine Pizza abgeholt hatte. Turnbauer kam direkt von Sully’s Bar and Grill, wo er den Nachtmittag hindurch ein Bier nach dem anderen getrunken hatte.
    Turnbauer kam ins Gefängnis. Mom auf den Resthaven Memorial Garden. Ich nach South Carolina.
    Nein. Immer noch zu früh.
    Ich dachte an andere Dinge. An Sandalen, die ich auf dem Markt gesehen hatte. An Farben, in denen ich mein Zimmer streichen könnte. An den dunklen Fleck auf meinem Backenzahn, von dem ich fürchtete, es könnte sich um Karies handeln.
    Endlich dröhnte eine Stimme vom anderen Ende des Eingangs. »Hat hier jemand einen Mechaniker gerufen?«
    Ich holte Shelton herein, der ein Benutzerhandbuch und eine Mappe in der Hand hielt, die von Papieren nur so überquoll. Ben lebte sofort auf.
    Shelton Devers ist klein und dünn und trägt eine dicke,
runde Brille. Seine schokoladenbraune Haut verdankt er seinem afroamerikanischen Vater, während seine Augenlider und Wangenknochen von seiner japanischen Mutter zeugen. Sheltons Eltern arbeiten beide auf Loggerhead Island, Nelson als IT-Spezialist, Lorelei als Tierarzthelferin.
    »Eine kluge Entscheidung, einen Experten zurate zu ziehen. « Shelton hob beide Arme. »Sei gegrüßt, Bruder Ben. Ich werde dein Boot erretten.«
    Ein Klaps auf die Schulter, dann verwandelte sich Sheltons feierlich-spöttische Miene in ein breites Grinsen. Mit einem schnaubenden Lachen kam Ben auf die Beine, begierig darauf, ans Werk zu gehen.
    Kein Wunder, dass Ben unbedingt Sheltons Hilfe haben wollte. Er ist ein Genie, wenn es darum geht, irgendwas zusammenzusetzen. Shelton liebt das Beheben schwieriger Probleme, das Lösen kniffliger Fälle und das Dechiffrieren rätselhafter Codes. Auch alles mit Zahlen
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