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VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden

VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden

Titel: VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden
Autoren: Kathy Reichs
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pochte in meinen Ohren. Schweiß lief mir den Rücken hinunter. Ich hielt mein Kinn gesenkt und hob meine Lider. Whispers Augen begegneten meinem Blick. Sie schien zu zögern, auf Wolfsart mit sich zurate zu gehen.
    Dann, plötzlich, drehte sie ab und ging wieder zu ihrem Gefährten und ihrem Kind. Gemeinsam blickten sie zu dem Erdloch, dann zu mir.
    Sie gaben mir die Erlaubnis. Dachte ich. Hoffte es.
    Ich riskierte einen weiteren tastenden Schritt nach vorn. Die drei ließen mich nicht aus den Augen, blieben aber an ihrem Platz.
    Schnell, Tory, solange du die Gelegenheit hast.
    Ich schob mich vorwärts und warf einen Blick in das Erdloch. Es war ein ehemaliger Schacht, der vermutlich nur notdürftig abgedeckt gewesen war. Offenbar hatte das morsche Holz nachgegeben.
    In gut drei Metern Tiefe gab ein kleines Fellbündel ein klägliches Kläffen von sich. Zwei eisblaue Augen blickten himmelwärts. Ein Wolfshundwelpe.
    Als der Kleine mich sah, kam er auf die Beine und begann mit seinen kleinen Pfoten an den Erdwänden zu kratzen.
    Ohne nachzudenken ließ ich mich auf den Bauch sinken, hielt mich an einer elastischen Kletterpflanze fest, ließ meine Beine ein Stück in die Tiefe gleiten und stemmte meine Füße gegen die Wände des Schachts. Während meine Hände sich um die Schlingpflanze krampften, seilte ich mich Stück für Stück ab.
    Eins. Zwei.
    Ein Schatten fiel über mich. Drei Tiergesichter hingen über der Öffnung und folgten mit Argusaugen jeder meiner Bewegungen.

    Mit größter Behutsamkeit gewann ich an Tiefe.
    Drei. Vier. Fünf.
    Auf halber Strecke spürte ich plötzlich einen Halt unter meinen Füßen. Es waren mehrere, dicht aufeinander folgende Absätze, die ich als Treppenstufen benutzte. Ich überwand das letzte Stück, das mich von dem verängstigten Welpen trennte. Er bellte erregt, der Rettung nahe.
    Ich hockte mich neben ihn und atmete tief durch. Mein neuer Freund kauerte auf einer Tonne mit der Aufschrift Cooper River Boiled Peanuts. Er kroch auf meinen Schoß. Leckte mein Gesicht. Wie wunderbar.
    In diesem Moment taufte ich ihn auf den Namen Cooper.
    Ein scharfes Bellen über mir. Whisper wurde ungeduldig.
    Ich nahm meine Fracht behutsam auf den Arm und überschlug meine Möglichkeiten. Die Wände des Schachts waren so uneben, mit vorspringenden Steinen und Wurzeln, dass man leicht hätte hinaufklettern können.
    Wäre da nicht ein Rudel wilder, ausgehungerter Tiere gewesen, das nur darauf wartete, mich in Stücke zu reißen.
    Den Welpen in einer Armbeuge, stemmte ich mich mit dem anderen Arm nach oben, abwechselnd die Füße setzend. Stemmen. Ziehen. Treten. Stemmen. Ziehen. Treten.
    Mein Passagier drückte sich an mich und gab ein lustiges kleines Bellen von sich.
    »Find ich auch, Coop. Gleich haben wir’s geschafft.«
    Meine Arme brannten, als ich die Oberfläche erreichte – und mich plötzlich Nase an Schnauze mit einem Wolf befand.
    Whisper. Ihre Zähne nur Zentimeter von meiner Kehle entfernt.
    Mit langsamen Bewegungen setzte ich Coop vorsichtig ab. Mama Wolf nahm ihn mit den Zähnen am Genick, hob ihn hoch und war im Nu im Unterholz verschwunden.

    Zwei ebenso schnelle Bewegungen, und das Rudel war nicht mehr zu sehen.
    Zitternd stemmte ich mich aus dem Schacht heraus und klopfte mir den Dreck von den Kleidern.
    Ich grinste. Auftrag erledigt und lebend überstanden.
    Während ich immer noch Staub abwischte, blickte ich zu meinen Gefährten hinüber. Hi hyperventilierte. Ben und Shelton schüttelten langsam ihre Köpfe. Ihre kollektive Erleichterung war mit Händen zu greifen.
    Ich musste allen drei schwören, nie wieder ein solches Risiko einzugehen. Ich versprach es ihnen, aber nur, um sie zu beruhigen. Denn ich wusste, dass ich ganz genauso handeln würde, wenn die Umstände es noch mal erforderten.
    Als wir zum Strand zurückkehrten, nahm ich ein Rascheln zu meiner Rechten wahr. Im Grunde spürte ich es mehr als dass ich es hörte. Ich spähte ins Dickicht. Zwei goldene Augen glühten im Dunkel. Whisper. Sie beobachtete mich noch für einen Moment, dann verschwand sie im Dickicht.
    Vielleicht mein stolzester Augenblick.
    Monate waren seither vergangen. Ich hatte Whisper und ihr Rudel kaum mehr zu Gesicht bekommen.
    Doch wenn ich ihnen begegnete, würden sie mich wiedererkennen? Würde Coop sich erinnern können?
    Ja, da war ich ganz sicher.
    Mit diesem glücklichen Gedanken war ich zu weiteren Entdeckungen bereit.
    Nachdem ich Hi noch ein paar Sekunden Zeit gegeben hatte,
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