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VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden

VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden

Titel: VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden
Autoren: Kathy Reichs
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ist unsere Wohnanlage, das andere eine Straße. Die Straße. Unsere einzige Verbindung zur Welt da draußen. Es handelt sich um eine einspurige, nicht markierte schmale Asphaltpiste, die sich südwärts durch Marschland und Dünen hindurchschlängelt, ehe sie Morris verlässt und an Lighthouse Creek vorbei nach Rat Island führt. Irgendwann trifft sie dann bei Folly Beach auf den Highway, der sich an Goat Island vorbei in Richtung Stadt zieht.
    Rat. Goat. Folly. Wer sich über die Namen wundert, sollte mal bei der Charleston Historical Society nachfragen, wer sich diese hübschen Bezeichnungen ausgedacht hat. Und es gibt noch viel mehr davon.
    Das alles war neu für mich. Bis letztes Jahr bin ich noch nie südlich von Pennsylvania gewesen. Dann brach ich in das Leben meines Dads ein.
    Was meinen »Mitbewohner« angeht …
    Christopher »Kit« Howard ist mein Vater.
    Das wissen wir beide jetzt seit genau sechs Monaten. Damals bin ich nach South Carolina gezogen, um mit ihm zusammenzuleben.
    Nach dem, was mit meiner Mom passiert war, blieb mir keine andere Wahl.
    Nach dem Unfall.
    Ich weiß nicht genau, warum, aber Mom hat Kit nie von
mir erzählt. Er hatte keine Ahnung, dass er Vater ist, und das schon seit vierzehn Jahren.
    Über diesen Schock ist er immer noch nicht hinweggekommen. Manchmal sehe ich es seinem Gesicht an. Wenn er nach einem kurzen Schläfchen erwacht oder nach vielen Arbeitsstunden endlich wieder frische Luft schnappt, zuckt er regelrecht zusammen, wenn er mich sieht. Das ist meine Tochter, denkt er dann. Ich habe eine 14-jährige Tochter, die bei mir wohnt. Ich bin ihr Vater.
    Ich bin nicht weniger geschockt, Paps, aber ich arbeite daran.
    Wie soll ich meinen frisch entdeckten Vater beschreiben? Kit ist einunddreißig, Meeresbiologe und Forscher am Institut von Loggerhead. Ein Workaholic.
    Als Erzieher ist er ziemlich hilflos.
    Vielleicht ist alles noch zu neu für ihn – ihr wisst schon, das Erstaunen darüber, plötzlich mit einem eigenen Teenager konfrontiert zu werden. Oder ich erinnere ihn an seine eigene wilde Jugend. Jedenfalls hat er keine Ahnung, wie er mit mir umgehen soll. An einem Tag behandelt er mich wie einen seiner Kumpel, am nächsten wie ein kleines Kind.
    Um ehrlich zu sein, trage auch ich einen Teil der Verantwortung dafür, dass alles nicht ganz einfach ist. Ich bin keine Heilige. Und die Entdeckung, einen Vater zu haben, hat mich total aus der Bahn geworfen.
    Hier sind wir also. Gemeinsam. Am Ende der Welt.
    An jenem Tag war ich gerade dabei, Seemuscheln zu klassifizieren. Langweilig? Vielleicht. Aber ich bin eine begeisterte Wissenschaftlerin. Ich liebe es, Dingen auf den Grund zu gehen, Antworten zu finden. Mom hat schon immer Witze darüber gemacht, wie schwierig es sei, ein Kind großzuziehen, das schlauer ist als die meisten Hochschuldozenten.

    Mein Motto: Ich bin, wie ich bin.
    Berge von Muscheln bedeckten den Küchentisch. Sundial-Muscheln, Haiaugen, Truthahnflügel. Frisch gereinigt und poliert schimmerten sie im frühen Morgenlicht.
    Ich fischte eine neue Art aus dem Eimer zu meinen Füßen und achtete darauf, dass nichts von dem Bleichwasser auf meine Kleider tropfte. Unverkennbar eine Scotch Bonnet: weiß, eiförmig, die geriffelte Oberfläche von einem gleichmäßigen Muster rotbrauner Flecken überzogen. Zufrieden mit meinem seltenen Fund, legte ich die Muschel zum Trocknen beiseite.
    Das nächste Objekt war mir ein Rätsel. Herzmuschel oder Arche-Noah-Muschel? Beide Arten sind an der Küste von South Carolina weit verbreitet.
    Obwohl die Muschel fast zwei Stunden im Bleichwasser gelegen hatte, war ihr Äußeres immer noch von hartnäckigen Ablagerungen übersät. Seepocken und verkrusteter Schlick verdeckten jedes Detail.
    Großartig. Endlich hatte ich eine Gelegenheit, mein elektrisches Werkzeug zu benutzen. Ein Geschenk meiner Großtante Tempe.
    Vielleicht habt ihr schon mal von ihr gehört.
    Ich war total von den Socken, als ich es herausgefunden habe. Ich bin mit Dr. Temperance Brennan verwandt, der weltbekannten forensischen Anthropologin. Sie war schon immer mein Idol. Als Kit es mir erzählt hat, wollte ich es zuerst nicht glauben, aber an der Sache gibt es nichts zu rütteln. Tempes Schwester, Harry, ist meine Großmutter.
    Wir haben also eine echte Berühmtheit in unserer Familie. Eine renommierte Wissenschaftlerin. Wer hätte das gedacht.
    Okay, ich war meiner Tante Tempe erst ein Mal begegnet.
Aber das war nicht ihre Schuld. Schließlich wusste auch
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