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Violas bewegtes Leben

Titel: Violas bewegtes Leben
Autoren: Adriana Trigiani
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knipsen drauflos, während ich zwischen den anderen Gewinnern auf der Bühne stehe.
    Ich schaue mir den Preis an. Es ist eine altmodische Filmklappe mit einem Messingstreifen. Offenbar werden dort noch unsere Namen eingraviert. Ich denke an die Filmklappe, die Jared mir zu Weihnachten geschenkt hat und wie ich deshalb beim Filmen immer an ihn denken musste. Dafür möchte ich ihm danken.
    Ich schaue zu seinem Platz, aber der Sitz ist leer. Jared ist weg.

VIERZEHN
    Der Schulverbund möchte noch Fotos für sein Internetmagazin haben, deshalb stehe ich bei den Gewinnern und werde etwa eine Million Mal fotografiert. Ich bin total froh, aber mein Glück ist deutlich getrübt, wenn ich an Jared denke.
    Fairerweise muss ich sagen, dass ich auch nicht zu ihm gerannt bin, nachdem sein Film gezeigt wurde. Der Film war sehr durchdacht, und das zumindest hätte ich sagen können, aber ich wollte nicht heucheln. Er hat einen unglaublich langweiligen Film gedreht, nach dem ich absolut keine Lust mehr habe, jemals einen Biobauernhof zu besuchen. Aber er ist natürlich auch irgendwie mein Freund, und ich hätte meine Meinung beiseiteschieben und ihn unterstützen sollen.
    Ich gebe Marisol meinen Pokal und gehe hinaus ins Foyer. Dort wird Punsch serviert, die restlichen Donuts vom Vormittag und Nusskekse auf Plastiktellern. Ich schaue mich um und entdecke Jared von hinten vor einem Fenster. Ich schlängle mich durch die Menge zu ihm.
    Während ich mich durch die Menschen schiebe, sehe ichetwas, was mich zutiefst verblüfft. Jared steht da und hat den Arm um ein sehr hübsches Mädchen gelegt, das in dem Schönheitssalon-Bomben-Film eine Kundin spielte. Sie hat hüftlange rote Haare, in die ein grünes Samtband geflochten ist. Sie flüstert ihm etwas ins Ohr, und er lacht.
    Mein Gesicht brennt vor Verlegenheit. Sie müssen meinen Blick gespürt haben, denn sie drehen sich beide um. Es ist so voll, dass ich nicht einfach verschwinden kann, und außerdem ist es dafür auch zu spät. Jared Spencer, zwei Dates, ein Theaterbesuch, fünf Küsse, ein Keks, ein Buch und eine Filmklappe, sagt: »Viola.«
    »Ich wollte nur mal schauen, wie es dir geht.«
    »Herzlichen Glückwunsch.« Seine Worte klingen hohl.
    »Ich bin Viola Chesterton.« Ich strecke dem hübschen Mädchen meine Hand entgegen.
    »Ich bin Zane Pierpont«, sagt sie.
    »Du warst toll in diesem Bomben-Film.«
    »Danke.« Sie lächelt.
    »Ich hätte dich gut gebrauchen können für meinen Film. Meine Mentorin war echt mies als Hedda Hopper.«
    Eine peinliche Pause entsteht, die ich mit einer Lüge überbrücke. »Super Arbeit, dein Film, Jared. Ich fand ihn sehr überzeugend.«
    »Danke«, sagt er. »Leider waren bei diesem Wettbewerb offenbar keine ernsthaften Themen gefragt, deshalb bin ich leer ausgegangen. Aber das ist schon okay. Ich werde nächstes Jahr wieder dabei sein.«
    Ich wende mich ab und will gehen. Ganz offensichtlich hat er keine Lust, sich mit mir zu unterhalten. Aber dann kommen seine Worte bei mir an. Glaubt er wirklich, er hätte den Siegverdient? Jared Spencer kann sich nirgendwo anders sehen außer auf dem ersten Platz. Er neidet der Gewinnerin ihren Preis und muss deshalb den ganzen Wettbewerb schlecht machen. Das ist nicht fair! Ich drehe mich noch einmal zu ihm um.
    »Ich fand, es gab durchaus einige Filme mit ernsten Themen. Der Gewinnerfilm zum Beispiel.«
    »Der hat doch ganz bewusst auf die Tränendrüse gedrückt«, sagt er verächtlich.
    »Ich fand die Gefühle darin sehr wahrhaftig dargestellt.«
    Zane Pierpont trippelt unruhig hin und her, als würde sie nicht gerne über Filme sprechen, es sei denn, sie spielt darin mit.
    »Er hat sich beim Publikum angebiedert«, sagt Jared.
    »Na ja, ich vertraue dem Publikum«, schieße ich zurück.
    »Schön für dich«, sagt er und schaut Zane an, die seit fünfeinhalb Sekunden seine neue Freundin ist. Er verdreht die Augen, und sie lacht. Also, wenn das hier Brooklyn wäre und ich in meiner alten Schule stünde, würde ich einfach die Hand heben und »Leck mich« sagen, aber wir sind hier in Toledo, und ich habe wirklich hart an meinem Film gearbeitet, und auch wenn er nicht perfekt war, ist er doch mein ureigenes Werk. Und meine Eltern haben mir beigebracht, für das, was ich glaube, auch einzustehen, deshalb kann Jared sich auf ein wenig Ehrlichkeit gefasst machen, und zwar New York style .
    »Vielleicht solltest du mehr auf das Publikum hören. Bei deinem Film haben nämlich alle geschlafen. Er war echt
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