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Violas bewegtes Leben

Titel: Violas bewegtes Leben
Autoren: Adriana Trigiani
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Bend, Indiana!
    Ich: Stell dir vor!
    AB: Du hast einen Film gemacht – und du hast gewonnen!
    Jiii-piii.
    Ich: Danke. Willst du auch die schlechte Nachricht hören?
    AB: Alles okay bei dir?
    Ich: Na ja.
    AB: Was ist los – warum loggst du dich nicht aus und rufst
    mich an?
    Ich: Nein, chatten ist schon okay.
    AB: Na gut.
    Ich: Ich habe mit Jared Spencer Schluss gemacht. Er hat sich
total seltsam aufgeführt, weil ich einen Preis gewonnen habe
und er nicht, und dann bin ich nach dem Wettbewerb zu ihm, um mit ihm zu reden, und da hatte er schon mit dieser hübschen Rothaarigen angebandelt, die Zane Pierpont heißt (ich meine, was ist das für ein Name?). Jedenfalls war es irgendwie ziemlich demütigend, aber ich habe ihm gesagt, dass sein Film mies ist, weil er über die ganzen Gewinner gelästert hat, und ich weiß nicht, ob er deswegen sauer war oder so, weil wir dann gleich gefahren sind.
    AB: Gut, dass du ihm die Meinung gesagt hast.
    Ich: Fand ich auch.
    AB: Sein Film war bestimmt mies.
    Ich: Na ja, fand ich jedenfalls.
    AB: Ich habe auch Neuigkeiten.
    Ich: Was denn?
    AB: Ich habe mit Olivia Schluss gemacht.
     
    Ich höre auf zu tippen. Wie bitte?
     
    Ich: Warum?
    AB: Na ja, irgendwie hat sie über mein ganzes Leben bestimmt. Sie hat mich Sachen machen lassen – hat das ganze
Wochenende immer verplant – zum Beispiel musste ich mit ihr
zur Bücherei fahren und direkt danach dann in ein Nagelstudio. Ich bin in diesem Nagelstudio fast erstickt von den Dämpfen.
Das kann nicht gesund sein. Und dann wollte sie immer irgendwelches Zeugs erledigen. Sie hat mehr Sachen zu
erledigen als eine ganze Schiffsladung voller Mädchen.
Sie muss den ganzen Samstag irgendwelche blöden Besorgungen machen und so, und irgendwie frisst das den ganzen Tag auf.
    Ich: Das tut mir leid.
    AB: Es hat überhaupt keinen Spaß gemacht, mit ihr rumzuhängen, so wie mit dir.
     
    Ich lehne mich in meinem Stuhl zurück. So gern ich Jared auch hatte, mit ihm war es nie so lustig wie mit Andrew. Jared konnte meine Gedanken nicht lesen. Und sollte das ein Freund nicht können?
     
    Ich: Danke. Im Sommer komme ich nach Hause.
    AB: Kann es kaum erwarten.
    Ich: Du bist echt mein allerbester Freund auf der Welt.
    AB: Na klar. Vi?
    Ich: Ja.
    AB: Eins noch. Schick Caitlin eine Message.
    Ich: Sie darf doch gar nicht chatten.
    AB: Ihre Mom hat es ihr heute Abend erlaubt – wegen dem Wettbewerb. Also mach schon und schreib ihr. Sie wartet.
     
    Ich klicke Caitlins Mail-Adresse an und schicke ihr eine Message.
     
    Ich: Caitlin, ich bin’s. Wie hast du deine Mom dazu gebracht, dich an den Computer zu lassen?
    CP: Ich muss einen Monat lang die Wäsche bügeln. War nur Spaß! Mom weiß, dass ich unbedingt wissen wollte, wie es mit deinem Film war. Wie ist es gelaufen?
    Ich: Ich bin Zweite geworden!
    CP: Waaaahnsinn!
    Ich: Ich weiß.
    CP: Und du kommst bald nach Hause. Andrew vermisst dich –
und ich auch!
    Ich: Und ich vermisse euch.
    CP: Und was ist mit Jared? Warten bis zum College?
    Ich: Es ist aus und vorbei. Ende.
    CP: Warum?
    Ich: Er hat mich sitzen lassen – eifersüchtig wegen meines Films.
    CP: Pech für ihn!
    Ich: Meinst du?
    CP: Aber klar. Oh, Mom lauert in der Tür.
    Ich: Dann geh!
    CP: Mach ich.
    Ich: LOL.
    CP: LOL.
     
    Meine Eltern kommen heute her, um mich abzuholen, und mir wird auf einmal klar, dass ich zwischen dem großen Frühlingsfest, der Wohltätigkeitsauktion, den Klausuren und schließlich den Abschlussprüfungen mein Videotagebuch ziemlich vernachlässigt habe. Na ja, vielleicht wird meine Mutter mir das ja durchgehen lassen, weil ich einen echten Film gedreht habe – aber versprochen ist versprochen.
    Auf dem Feld vor der Prefect Academy ziehe ich meine Kamera aus der Hülle und richte den Sucher auf die üppig grüne Landschaft Indianas im Spätfrühling. Man kann das Gras und die ersten Maisknospen riechen, die einen süßen Duft verströmen. Die Sonne steht hoch oben am Himmel, wie ein goldener Knopf in einem blauen Meer. Es ist keine einzige Wolke zu sehen.
    Ich filme das Schild:
     
    DIE PREFECT ACADEMY FÜR JUNGE FRAUEN SEIT 1890
     
    Dann nimmt das Mikrofon meine Erzählstimme auf.
    »Ich habe mein neuntes Schuljahr an der Prefect Academy sehr genossen. Nächste Woche werde ich fünfzehn und im Herbst gehe ich wieder auf die LaGuardia High, zusammen mit Andrew, und das Leben wird wieder normal sein. Ich werde Romy und Suzanne vermissen und ganz besonders Marisol, die mich so versteht, wie es sonst nur Andrew kann.
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