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Violas bewegtes Leben

Titel: Violas bewegtes Leben
Autoren: Adriana Trigiani
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schlechten Kurzfilm lächerlich gemacht. Ich habe kein echtes Problem. Nicht wirklich.
    Die Mädchen sagen nicht viel, während ich mein Gesicht wasche. Da geht die Tür auf. Zwei Dozentinnen im Alter meiner Mutter kommen herein und gehen in zwei Kabinen.
    »Dieser Film über die Großmutter war wirklich erstaunlich«, sagt eine der Frauen.
    »Und wie«, sagt die andere.
    Ich will gehen, doch Romy hält mich fest und legt den Finger auf die Lippen.
    »Und was halten Sie von dieser May McGlynn?«, fragt eine der Frauen.
    »Ein sehr ehrgeiziges Projekt.«
    »Aber der Film hatte wenigstens eine Aussage«, sagt die andere.
    »Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen waren beeindruckend.«
    »Mit dem ist auf jeden Fall zu rechnen.«
    Suzanne öffnet lautlos die Tür, und wir schleichen uns hinaus. »Siehst du, er hat ihnen gefallen. Wer immer das auch war!«
    »Ich weiß, es ist schwer«, sagt Romy. »Aber du musst an dich glauben und zu deiner Arbeit stehen. Du hast einen super Film gemacht.«
    In der Halle sammeln sich die Schüler um einen Tisch, woDonuts und Apfelsaft verkauft werden, und unterhalten sich über die Filme. Zwischen den Leuten steht Jared. Er unterhält sich mit ein paar Filmstudenten von der Toledo-Universität und schaut nicht zu mir.
    »Wollt ihr Donuts?«, fragt Suzanne.
    »Kommt, wir warten im Saal.« Ich habe keine Lust, mich zu unterhalten. Der letzte Mensch, dem ich jetzt begegnen möchte, ist Jared, und trotzdem hat etwas in mir so gehofft, er würde vor dem Mädchenklo auf mich warten. Ich habe sogar nach ihm Ausschau gehalten.
    Wir gehen zurück in den Saal und setzen uns, ohne viel zu sprechen. Jareds Film ist nach der Pause dran.
    Romy hört Musik auf ihrem iPod, während Suzanne schaut, ob sie eine SMS bekommen hat. Marisol kramt in ihrer Tasche, packt einen riesigen Schokoriegel aus und bricht für jeden von uns ein Stück ab.
    Kurz darauf schlendern die Leute wieder herein. Es sind weniger als vor der Pause. Ich bin froh, dass mein Film in der ersten Hälfte gezeigt wurde. So hatte ich wenigstens die maximale Publikumsgröße, die Toledo zu bieten hat.
    Jared kommt den Gang entlang und schaut sich um. Ich winke ihm zu. Er streckt den Daumen in die Höhe, und ich wünsche ihm viel Glück. Er geht zu seinem Platz ganz vorne und setzt sich zu seiner Gruppe von der GSA.
    Jareds Vorspann läuft. Ich sehe sofort, dass er das Programm benutzt hat, das ich ihm geschenkt habe. Die Titel sind gestochen scharf und gut platziert. Dann beginnt seine Geschichte über biologische Landwirtschaft. Die Aufnahmen sind mit ruhiger Hand gedreht, doch der Film wirkt wie ein lahmer, zweitklassiger Nachrichtenbeitrag. Der Bauer, der in dem Filmporträtiert wird, ist eine interessante Persönlichkeit, aber man sieht viel zu wenig von ihm. Romy drückt mir die Hand. Suzanne beugt sich vor. »Wie langweilig«, flüstert sie.
    Nach exakt fünfzehn Minuten ist der Film vorbei, und es fühlt sich an, als wären drei Stunden vergangen. Er war zwar lehrreich und informativ, aber dem Film fehlte eine Geschichte und ein Spannungsbogen, der die wenig aussagekräftige politische Haltung getragen hätte. Der Film war einfach stinklangweilig. Jared Spencer hat absolut kein Talent als Geschichtenerzähler. Und außerdem hat er mich nicht gefragt, ob ich bei ihm sitzen möchte, und er hat sich auch nicht die Mühe gemacht, zu mir zu kommen und mir zu sagen, mein Film sei gut (selbst wenn er ihn blöd fand), deshalb frage ich mich jetzt, ob die ganze Geschichte zwischen ihm und mir vielleicht nur eine Illusion war. Bevor der Saal dunkel wurde, war er mein Freund. Aber jetzt?
    Wir lassen die letzten Filme über uns ergehen, von denen der beste von einer Frau erzählt, die aus den Sachen, die sie in einem Kosmetiksalon gekauft hat, eine Bombe baut, und dann noch ein lustiger Trickfilm über eine singende Katze, der mir persönlich am besten gefallen hat.
    Die Lichter gehen an, und die Imbisspakete werden ausgeteilt. Ich schaue zu Jared hinüber, der nach vorne gegangen ist, um mit der Jury zu sprechen. Ich nehme diesen Wettbewerb zwar auch ernst, aber Jareds Verhalten finde ich völlig übertrieben. Er steht da und schleimt sich ein. Ganz schön unfair.
    An den Imbiss kann ich mich kaum erinnern. Vor Aufregung bringe ich keinen Bissen hinunter. Ich möchte nicht, dass mein Name aufgerufen wird, und gleichzeitig werde ich sterben, wenn sie meinen Namen nicht nennen. Ich finde, mein Filmwar teilweise schon sehr gelungen. Ich wollte kein
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