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Villa Oma

Villa Oma

Titel: Villa Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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Atem, „alle Hunde im Dorf sind verrückt geworden, sie jagen Fiffi . Frau Hubermeier ging mit Fiffi ins Dorf, und plötzlich wurden die Hunde wild und jagten ihn.

    Und er lief und lief und sie immer hinter ihm her, bis zum Wald. Und da ist er in ein Kaninchenloch gekrochen. Aber die Hunde sind alle drumherum und winseln und bellen und versuchen, ihn herauszuscharren. Ich bin mit dem Rad nebenhergefahren und habe alles gesehen.“
    „Aber warum denn? Die Hunde haben doch Fiffi sonst nichts getan!“ rief Brigitte.
    „Ich weiß nicht.“ Jan überlegte. „Vielleicht, weil er so einen komischen Pelzmantel anhat.“
    „Ja“, rief Brigitte, „Frau Hubermeier hat ihm einen Pelzmantel aus Kaninchenfell genäht — und...“
    „Nun denken die Hunde, er wäre ein Kaninchen“, vollendete Oma. Sie band die Küchenschürze ab und fragte: „Wer verzichtet heute mittag auf sein Würstchen?“
    Brigitte, die alles für Fiffi tat, sagte rasch: „Ich“, und ersparte den Brüdern so einige Seelenqualen.
    „Schnell!“ rief Oma, „holt die Räder aus dem Schuppen.“
    „Aber meins ist kaputt“, rief Peter.
    „Aber ich hab doch noch keins“, schluchzte Rolf. Oma kümmerte sich nicht um sie, sondern packte ihr eigenes und Brigittes Würstchen in Butterbrotpapier, suchte eine Schnur aus dem Tischkasten und rief die Mutter, damit sie die Würste zu Ende briete.
    „Was habt ihr denn schon wieder vor?“ fragte die Mutter ganz verwirrt.
    „Wir sind bald wieder zurück!“ rief Oma und eilte auf den Hof, wo Brigitte ihr und Omas Rad bereithielt.
    Die Bauern staunten wieder einmal über die Pieselangs, als sie die wilde Jagd bemerkten, die durch das Dorf preschte. Voran Jan auf seinem Rennrad, dahinter Oma, die in einem Körbchen an der Lenkstange, in das er kaum noch hineinpaßte , Rolf sitzen hatte, und dahinter Brigitte mit Peter auf dem Gepäckträger. Als sie die letzten Häuser des Dorfes erreicht hatten, bogen sie in einen holprigen Feldweg, der zum Wald führte. Hier überholten sie die schluchzende Frau Hubermeier, die auf ihren hohen Absätzen gefährlich dahinschwankte. Schon von weitem hörten sie das Jaulen und zornige Bellen der Hunde. In einem dichten Rudel umlagerten sie das Kaninchenloch. Die Pieselangs waren erleichtert, als sie sahen, daß es ihnen noch nicht gelungen war, an Fiffi heranzukommen. Aber der Hund vom Bauern Hagen scharrte mit seinen großen Pfoten gefährlich rasch den Eingang des Baues weiter aus. Oma sprang vom Rad. Sie packte die Bratwürstchen aus und schwenkte sie in der Luft wie ein Chorknabe seinen Weihrauch. Zuerst hörte ein schwarzweißer Jagdhund auf zu bellen, wandte sich um und schnüffelte. Er näherte sich Oma und bat mit Augen, Ohren und Schwanz um das Würstchen. Oma schwenkte es aber näher bei den anderen Hunden, und wirklich wurde nach und nach die Aufmerksamkeit aller Hunde von dem Kaninchenloch abgelenkt. Nun band Oma das Würstchen mit einer Schnur an Jans Rad.
    „Fahr so schnell du kannst!“ rief sie.
    Jan trat in die Pedale und sauste davon. Das Würstchen an seiner Schnur flog hinterher und lockte die Meute der Hunde nach. In einer Staubwolke entschwanden sie zum Dorf hin. Brigitte hatte sich vor das Kaninchenloch gekniet.

    „ Fiffi “, rief sie, „ Fiffilein !“ Doch nichts rührte sich.
    „Er wird nicht aus dem Loch herauskommen“, jammerte Brigitte, „und dann werden die Hunde wiederkommen und ihn doch noch herausbuddeln.“
    Oma nahm das zweite Würstchen und legte es vor den Eingang des Baues.
    „Aber er frißt doch nur Hühnchen“, meinte Peter.
    Oma sah ihn mißbilligend an. „Meine Bratwürstchen hat noch niemand verschmäht.“
    Tatsächlich. Gerade in dem Moment, als die schluchzende, atemlose Frau Hubermeier den Weg entlanggeschwankt kam, kroch Fiffi vorsichtig äugend aus dem Loch, schnüffelte und wollte sich über die Wurst hermachen. Aber zuerst zog ihm Oma das zerfetzte, schmutzige Pelzmäntelchen aus.
    „Frau Hubermeier“, sagte sie, „ein Hund ist kein Mensch, der einen Mantel braucht.“
    „Er fror doch so“, jammerte Frau Hubermeier, „da hab ich ihm aus dem Kaninchenfell, das ich gegen Rheuma hatte, ein Mäntelchen genäht. Ich wollte doch nicht, daß er sich erkältet.“
    „Nun, das hätte ihm beinahe das Leben gekostet“, sagte Oma und warf den Mantel in die Büsche hinein. „Ein Hund hat sein eigenes Fell, das schützt ihn genügend, und wenn er trotzdem friert, muß er tüchtig laufen, dann wird ihm bald
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