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Villa Oma

Villa Oma

Titel: Villa Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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die ein Vorbesitzer des Hauses wohl von einer Afrika-Reise mitgebracht hatte. Ein andermal kamen sie in alten Faschingskostümen vom Boden herunter: Jan als Teufel mit einer wilden Fratzenmaske, Brigitte als weißes Gespenst, Peter als Landsknecht mit Pappschwert und Federhut, und den kleinen Rolf hatten sie als Prinzessin verkleidet mit einem rosa Schleiergewand und einer Krone auf den braunen Locken. Er gefiel sich aber als Prinzessin nicht und heulte laut: „Ich will auch ein Teufel sein!“

    Die schluchzende „Prinzessin“ sah so mitleiderregend aus, daß Frau Hubermeier ihr schnell die Krone vom Kopf riß, sie aus den Schleiern wickelte und dem kleinen Buben, der darunter hervorkam, einen Krapfen in die Hand drückte, was seine Tränen sofort trocknete.
    Natürlich mußte Frau Hubermeier auch Oma kennenlernen, und bald kehrte sie, wenn sie aus der Stadt vom Einkäufen am Lehrerhäuschen vorbeikam, regelmäßig dort ein, saß bei Oma in der Küche, um sich zu verschnaufen, und plauderte mit ihr. Sie tauschten Kochrezepte aus und luden sich schließlich gegenseitig ein, ihre besten Gerichte zu probieren. In der ersten Zeit gab es zur Freude der Kinder fast jede Woche irgendein Festessen, entweder bei Frau Hubermeier oder bei Oma. Innerhalb von einem Monat nahm der kleine Rolf acht Pfund zu, so daß Oma schließlich bei ihren Essen nur noch Rohkost servierte.
    Brigitte war oft bei Frau Hubermeier, um Fiffi zu baden und zu kämmen, weil es der Dame schwerfiel, sich zu bücken. Fiffi war ein ganz besonderer Hund. Er konnte lieb und fröhlich und verspielt sein wie ein junges Kätzchen, dann blitzten seine schwarzen Augen unter dem weißen Zottelhaar lustig hervor. Er tobte mit den Kindern im Garten herum, schleppte riesige Äste herbei, die dreimal so groß waren wie er selber, und ließ sich auf den Schoß nehmen und streicheln. Manchmal wollte er aber nicht gestört werden. Dann konnte er knurren und zornig kläffen, wenn man sich ihm näherte. In der äußersten Ecke des Zimmers verkroch er sich, wenn er etwas fressen sollte. So sehr Frau Hubermeier ihn bat und ihm schmeichelte, er kam nicht hervor. Erst wenn sich niemand um ihn kümmerte, kroch er aus der Ecke, ging an sein mit roten Rosen bemaltes Freßnäpfchen und suchte sich mit spitzer Schnauze ein bißchen Hühnchen heraus oder schleckte ein winziges Kleckschen Schlagsahne. Wenn er aber kein Hühnchen und keine Schlagsahne vorfand, dann schnüffelte er nur, wandte sich ab und kroch mit einem beleidigten Gesicht in seine Ecke zurück.
    „ Fiffi wird eines Tages noch verhungern“, jammerte Frau Hubermeier. Aber Oma sagte:
    „Keine Angst, der sieht schon, wo er bleibt. Gestern sah ich ihn in Bauer Hansens Misthaufen wühlen.“
    Aber das wollte Frau Hubermeier auf keinen Fall glauben. Sie meinte, das müßte ein anderer Hund gewesen sein. Fiffi wurde maßlos verwöhnt. Wenn es kühl wurde, zog Frau Hubermeier ihm ein selbstgestricktes Pulloverchen über, und wenn sie zum Einkäufen ins Dorf gingen, bekam Fiffi ein buntes Schleifchen ins Haar, passend zu Frau Hubermeiers Hut. Brigitte liebte ihn innigst , und wenn sie kam, vollführte er wahre Indianertänze vor Freude. Brigitte hatte sich auch einmal mit Jan geprügelt, was sie seit ihrer Kleinkindzeit nicht mehr getan hatten, weil Jan gesagt hatte, Fiffi wäre eine Zierpuppe.
    In diesem Jahr gab es einen frühen und kalten Herbst. Morgens, wenn die Kinder aufwachten, waren die Wiesen schon bereift, und die Mutter suchte die dickeren Pullover und warmen Anoraks hervor. Als sie eines Tages aus der Schule kamen, trafen sie Frau Hubermeier mit Fiffi . Frau Hubermeier sah noch einmal so dick aus, weil sie sich in einen prächtigen, flauschigen Pelzmantel gehüllt hatte. Fiffi trug seinen Pullover, trotzdem zitterte er wie Espenlaub. Die Kinder streichelten ihn, doch je mehr sie ihn streichelten, um so mehr zitterte er. „Er müßte auch einen Pelzmantel haben“, sagte Peter.

    Frau Hubermeier sah einen Augenblick lang verblüfft aus, dann legte sie Peter die Hand auf den Kopf und sagte: „Du bist ein kluges Kind.“ Darauf machte sie sich eilig auf den Heimweg.
    Ein paar Tage später stand Oma in der Küche und briet Würste. Diese Würste, die sie mit Majoran würzte, waren ihre große Spezialität. Brigitte, Peter, Rolf und der Kater Fridolin umlagerten den Herd und schnupperten den köstlichen Duft ein. Plötzlich wurde die Tür auf gerissen, und Jan stürmte herein.
    „Oma“, rief er ganz außer
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