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Villa Oma

Villa Oma

Titel: Villa Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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wo wir so glücklich gewesen sind. Doch das Kochen wollte ich nicht aufgeben. So suchte ich ein Haus mit einer Küche, die all meine Ansprüche befriedigte. Hier in diesem Haus habe ich die Küche gefunden, in der ich nach Herzenslust kochen, braten und backen kann. Ich habe alle Geräte dafür. Ich koche und backe die köstlichsten Dinge. Aber niemand sagt mehr: ,Toni , das hast du wieder wunderbar gemacht’ oder ,Antonie, niemand kann den Braten so zubereiten wie du’, und alles, alles muß ich alleine aufessen!“
    Frau Hubermeier traten die Tränen in die Augen, und das sah so traurig aus, daß Rolf anfing zu weinen.
    „Ach Kinder“, seufzte die Dame und wischte sich energisch die Tränen ab, „heute brauche ich die Torte nicht alleine zu essen, denn ihr helft mir.“ Peter hatte schon eine Weile zu dem Hündchen in dem Korb geblickt, das sie immer noch mit seinen dunklen Augen unter seinen Ponyfransen hervor mißtrauisch anstarrte.
    „Hilft der Hund Ihnen nicht, Ihre Sachen aufzuessen?“ fragte er.
    „ Fiffi “, die Dame lachte, „ Fiffi hat gar keine Lust zu fressen. Er stellte sich furchtbar dabei an und würde am liebsten gar nichts zu sich nehmen. Ich muß ihm immer lange Zureden, damit er etwas frißt, manchmal ein bißchen Huhn oder ein Löffelchen voll Schlagsahne. Er guckt jetzt auch so böse, weil er denkt, er soll fressen.“
    Richtig, nachdem die Torte wieder im Kühlschrank verschwunden war, kam Fiffi aus dem Körbchen heraus, ließ sich streicheln und sprang sogar auf Brigittes Schoß.
    Die kleine Gesellschaft plauderte und lachte, und die Kinder mußten von Zuhause und von ihrer Oma erzählen, die keine gewöhnliche Oma war, sondern auch beinahe so gut kochen konnte wie Frau Hubermeier und außerdem noch Rollschuhe und Schlittschuhe lief und ihnen immer half, wenn sie in Schwierigkeiten waren. Und sie erzählten, daß die Idee von der Entschuldigung von Oma kam, und Frau Hubermeier meinte, sie würde Oma gerne kennenlernen; sie wurde immer lustiger, und wenn sie lachte, hatte sie in ihren runden Wangen zwei Grübchen, und plötzlich sagte Rolf: „Wenn du lachst, bist du viel hübscher, als wenn du schimpfst!“
    Alle hielten die Luft an, und Brigitte und Jan und Peter glaubten, daß es nun wieder vorbei sein würde mit ihrer Freundschaft mit Frau Hubermeier. Denn sie würde doch sicher böse sein: Erstens, daß Rolf sie „du“ genannt und zweitens, daß er an ihr schlimmes Schimpfen erinnert hatte. Die Dame wurde sehr rot. Aber dann fing sie wieder zu lachen an, und sie lachte so sehr, daß sie Tränen in den Augen hatte, und sie nahm Rolf noch einmal in die Arme, und er verschwand so vollständig, daß die Geschwister beinahe Angst um ihn bekamen. Aber dann tauchte er wieder auf, war ebenso rot wie Frau Hubermeier und lachte auch.

    Als die Kinder sich verabschiedeten, sagte Frau Hubermeier: „Ihr müßt mich recht bald wieder besuchen.“
    Auf dem Heimweg liefen sie so schnell sie konnten, um Oma möglichst bald zu erzählen, was sie heute vormittag erlebt hatten.
    „Also, die Frau Hubermeier ist wirklich prima“, sagte Jan, „und wer sie von jetzt an ärgert, der kriegt es mit mir zu tun.“

Fiffis wilde Jagd

    Von nun an machte niemand mehr einen Bogen um Frau Hubermeiers Haus. Im Gegenteil. Fast an jedem Nachmittag war mindestens eines von Pieselangs Kindern dort und half ihr. Zum Beispiel bei der Obsternte im Garten. Der Garten war riesig, voller Büsche und alter Bäume, ein bißchen verkommen, aber dadurch besonders geheimnisvoll. Die Zweige der Buchen hingen bis tief auf die Erde hinab und schufen Lauben und Höhlen, die ideal zum Versteckspielen waren. Mitten in einem verwilderten Rosenbeet plätscherte ein kleiner Springbrunnen. Ein lachender, nackter Junge aus Bronze hielt einen Fisch unter dem Arm, aus dessen bemoostem Maul Wasser rieselte.
    Auch das Haus war geheimnisvoll mit seinen vielen Zimmern, Kellern und Dachböden, die Frau Hubermeier selber noch gar nicht alle kannte. Manchmal, an Sonntagen, erlaubte sie den Kindern zu stöbern, und dann zogen sie durch die staubigen Böden, kramten in dem Gerümpel, das dort lag, und holten die merkwürdigsten Sachen hervor. Frau Hubermeier saß in der Küche und wartete gespannt, was sie wohl heute finden würden. Um sich die Zeit zu vertreiben, backte sie ein paar Krapfen in schwimmendem Öl. Es gab ein großes Hallo, als die Kinder endlich auftauchten. Einmal fanden sie Baströckchen, buntbemalte Negerschilde und Speere,
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