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Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Titel: Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)
Autoren: Johannes Clair
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besetzte zunächst jeder das Feldbett, das ihm am schönsten erschien. Es gab das übliche Gezanke.
    Ich will nicht an der Tür schlafen! Ich will in die Mitte! Ich will neben diesen oder jenen!
    Mica trat an das Bett neben mir.
    Ist hier noch frei?
    Klar, sagte ich.
    Mica gehörte auch zu meinem Trupp. Er sollte der Richtschütze auf meinem Dingo sein, der Bediener der Waffenanlage. Etwa so groß wie ich, blond und immer braun gebrannt. Schönling, sagte Muli immer zu ihm. Und in der Tat hatte Mica ein verschmitztes Lächeln, das jeder Frau sofort den Kopf verdrehen musste. Charakterlich waren Mica und ich uns sehr ähnlich. Nur dass Micas Züge erst jetzt, mit Beginn des Einsatzes, immer deutlicher zutage traten. Wir beide waren Dickköpfe. Jeder für sich der Meinung, das Richtige zu wissen, weil wir mehr über die Dinge nachdachten als andere. Aber wir waren auch beide bereit, selbständig mehr zu arbeiten, uns einzubringen und vertraten ein sehr ähnliches Berufsverständnis. Das führte dazu, dass Mica genau wie ich eine Führungsrolle in der Gruppe beanspruchte. Erst viel später wurde mir klar, dass ich mit Mica so etwas wie einen Gegenspieler gefunden hatte, der gleichzeitig mein Vorbild war.
    Aber so weit waren wir noch nicht. Da wir bisher der einzige Zug unserer Kompanie vor Ort waren, rechneten wir damit, dass es mit den Außeneinsätzen noch ein Weilchen dauern würde. Vermutlich würden sie nicht vor Eintreffen der anderen beginnen, die wir in den nächsten Tagen erwarteten. Zwar übernahmen wir bereits am ersten Tag unsere Fahrzeuge und Waffen von den Vorgängern, aber niemand glaubte daran, dass wir sie schon bald würden einsetzen müssen.
    Als ich das Feldlager erkundete, fand ich nicht weit hinter unseren Containern, die noch vom Vorgängerzug besetzt waren, den Hubschrauber-Landeplatz. Dort waren ein paar Black Hawk-Hubschrauber der Amerikaner abgestellt. Zwei waren immer in Bereitschaft, einer zum Retten von Verletzten, der andere umkreiste den gelandeten Hubschrauber und schützte ihn mit der Bordwaffe. Im deutschen Feldlager waren nur wenige Amerikaner stationiert. Neben den Hubschrauber-Besatzungen noch eine Feuerwehreinheit und einige Verbindungsoffiziere.
    Die Fahrzeuge, die unserem Zug zugeteilt waren, standen wie viele andere sauber aufgereiht neben diesem Landeplatz. Die drei Dingos sahen aus wie sehr hohe, aber schmale Jeeps. Sie hatten eine Station für eine ferngesteuerte Waffe auf dem Dach, was ihren Schwerpunkt auch wegen der Panzerung stark nach oben verlagerte. Zusammen mit der weichen Federung führte es dazu, dass die Dingos beim Fahren wie Schiffe auf hoher See schwankten. Wir kannten sie bereits aus Deutschland, hatten zwei Wochen Fahrausbildung mit ihnen absolviert. Der Dingo war komplett geschlossen, was den Schutz vor Sprengsätzen erhöhte, die Besatzung aber auch handlungsunfähig gegenüber der Außenwelt machte.
    Außerdem bekam der Golf Zug noch zwei Transportpanzer Fuchs mit Zusatzpanzerung. Im Fuchs hatte die Besatzung eine bessere Übersicht, weil man oben durch eine Luke rausgucken konnte. Der Fuchs war definitiv das bessere Gefechtsfahrzeug, entsprach er doch eher unserer Kampfesweise. Unsere Gruppe, Golf eins, bekam einen Fuchs und einen Dingo. Die anderen Fahrzeuge wurden auf den Zugführer als Führungsfahrzeug und auf Golf zwei, also die zweite Gruppe, verteilt.
    Als ich zum vereinbarten Zeitpunkt in Richtung Parkplatz schlenderte, spürte ich deutlich die angestaute Hitze des Tages. Trockene Luft ohne Wind, mit viel Staub und einer Wärme, die mich ständig schwitzen ließ. Größere Strecken zu Fuß wurden schnell zur Herausforderung.
    Muli winkte schon von weitem. TJ und Mica waren dabei, das Fahrzeugmaterial auszubreiten, legten Werkzeuge, Seile, Planen und Ketten im Sand hinter dem Dingo aus.
    Das ist er also, sagte ich.
    Ja, rief Muli. Ich habe ihn ausgesucht, weil bei dem hier noch nie die Klimaanlage versagt hat.
    Aber er hat nur ’ne Waffenanlage mit Handkurbel, brummte TJ. Die ist scheiße.
    Das moderne elektrische Gegenstück hatte Golf zwei bekommen. Dank Joystick und Monitor musste man sich nicht mit ganzem Körpereinsatz abmühen, um das Maschinengewehr auf dem Dach zu bedienen.
    Ja, aber Elektrik ist auch anfälliger, bemerkte Muli. Und noch etwas: Ich möchte, dass die Waffenanlage nach jeder Fahrt komplett gereinigt wird. Wenn wir draußen sind, so gut es geht mit Pinseln, hier drinnen mit dem Kompressor. Außerdem macht ihr immer eine Plane
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