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Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Titel: Vier Morde und ein Hochzeitsfest
Autoren: Janet Evanovich
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heraus. »Die habe ich in Freds Schreibtisch entdeckt. Ich habe heute Morgen das Scheckbuch gesucht, dabei habe ich das hier gefunden.«
    Ich starrte die Fotos eine halbe Minute lang an, ehe mir dämmerte, was ich da eigentlich sah. Die Bilder waren im Schatten aufgenommen und unterbelichtet.
    Ein schwarzer, aufgekrempelter Plastikmüllbeutel füllte den Rahmen des Bildes aus, in dessen Mitte eine blutige, von ihrem Gelenk abgetrennte Hand lag. Ich sah mir flüchtig die übrigen Fotos an. Immer das Gleiche. Auf manchen war der Beutel weiter geöffnet und gab den Blick frei auf noch mehr Leichenteile. Ein Schienbein, möglicherweise, der Teil eines Rumpfes, und etwas, das wie der hintere Teil eines Schädels aussah. Schwer zu sagen, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelte.
    Ich merkte, dass ich bei dem Anblick der schockierenden Bilder unwillkürlich den Atem angehalten hatte, und mir war schwindelig. Ich wollte mein Image als Kopfgeldjägerin nicht aufs Spiel setzen und vor Mabel aus den Latschen kippen, deswegen konzentrierte ich mich in aller Ruhe darauf, wieder gleichmäßig zu atmen.
    »Du musst diese Fotos unbedingt der Polizei übergeben«, sagte ich.
    Mabel schüttelte heftig den Kopf. »Ich weiß nicht, was Fred lmit diesen Bildern vorhatte. Wieso bewahrt ein Mensch solche Bilder auf?«
    Auf der Rückseite befand sich kein Datum. »Weißt du, wann die Bilder aufgenommen wurden?«
    »Nein. Ich habe sie heute zum ersten Mal gesehen.«
    »Darf ich mir mal Freds Schreibtisch angucken?«
    »Der steht im Keller«, sagte Mabel. »Fred hat viel Zeit da unten verbracht.«
    Es war ein ausgedienter Behördenschreibtisch, den Fred vermutlich bei einem Ramschverkauf in Fort Dix erstanden hatte. Er war an die Wand gerückt, gegenüber von Waschmaschine und Trockner, und er stand auf einem fleckigen Stück Auslegwäre, das wahrscheinlich beim Verlegen des neuen Teppichs im Erdgeschoss übrig geblieben war.
    Ich kramte in den Schubladen und fand nur das Übliche. Bleistifte und Kugelschreiber. Eine Schublade voller Gebrauchsanweisungen und Garantiescheine für Haushaltsgeräte. Eine andere, die alten Ausgaben von
National Geographie
vorbehalten war. Die Hefte hatten Eselsohren, und ich stellte mir Fred hier unten vor, wenn er mal wieder vor Mabel geflüchtet war und Artikel über den langsamen Tod des Regenwaldes auf Borneo las.
    Unter einem Briefbeschwerer lag, sorgfältig geglättet, Freds annullierter Scheck für die RGC. Wahrscheinlich hatte er eine Kopie mitgenommen und das Original hier liegen lassen.
    In manchen Teilen unseres Landes vertrauen die Menschen ihre Schecks und Überweisungen den Banken an und warten einfach auf die von Computern erstellten, monatlichen Kontoauszüge. Burg gehört nicht dazu. In Burg sind die Bewohner nicht so vertrauensselig gegenüber Banken und Computern. Die Bewohner von Burg verlassen sich lieber auf Papier. Meine Verwandten horten annullierte Schecks wie Dagobert Duck seine Taler. Ich konnte keine weiteren Fotos von Leichen mehr entdecken. Ich fand auch keine Belege oder Quittungen, die sich mit den Bildern in Verbindung bringen ließen.
    »Du glaubst doch nicht, dass Fred diese Person getötet hat, oder?«, fragte Mabel.
    Ich wusste überhaupt nicht, was ich glauben sollte. Ich merkte nur, dass mich allmählich ein leises Grauen überkam. »Fred scheint mir nicht der Mensch zu sein, der so etwas machen würde«, sagte ich zu Mabel. »Soll ich die Fotos der Polizei übergeben?«
    »Wenn du das für richtig hältst.«
    Da gab es für mich keinen Zweifel.
    Ich musste sofort einige Anrufe tätigen. Das Haus meiner Eltern lag näher als meine eigene Wohnung, außerdem war es billiger, von dort aus zu telefonieren als mit meinem Handy, also gondelte ich mit meinem Schlitten zurück in die Roosevelt Street.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte Grandma, die mir im Flur entgegeneilte.
    »Ganz gut.«
    »Wirst du den Fall übernehmen?«
    »Das ist kein Fall, Grandma. Es geht um eine vermisste Person. Wenn überhaupt.«
    »Wenn es Außerirdische waren, wird es höllisch schwierig sein, ihn zu finden«, sagte Grandma.
    Ich wählte die zentrale Vermittlungsstelle des Trenton Police Department und verlangte Eddie Gazarra. Gazarra und ich sind zusammen aufgewachsen, jetzt war er mit meiner Kusine Shirley, der Quengelliese, verheiratet. Er war ein guter Freund, ein guter Polizist und eine gute Quelle für polizeiinterne Informationen.
    »Du brauchst bestimmt wieder etwas«, sagte
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