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Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Titel: Vier Morde und ein Hochzeitsfest
Autoren: Janet Evanovich
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trank meine Milch und spülte das Glas aus. »Also gut. Ich werde mal mit Tante Mabel reden. Aber ich kann nichts versprechen.«
    Onkel Fred und Tante Mabel wohnen in der Baker Street, am Rand von Burg, drei Straßen vom Haus meiner Eltern entfernt. IIhrzehn Jahre alter Pontiac stand vorne an der Straße und nahm ungefähr die gesamte Breite ihres Reihenhauses ein. Sie leben in dem Reihenhaus, solange ich denken kann, haben zwei Kinder großgezogen, erfreuen sich ihrer fünf Enkelkinder und gehen sich seit über fünfzig Jahren gegenseitig gehörig auf die Nerven.
    Tante Mabel machte mir auf mein Klopfen hin die Tür auf. Sie war die rundere, weichere Ausgabe von Grandma Mazur. Ihr weißes Haar war in eine perfekte Dauerwelle gebannt. Sie trug einen gelben Freizeitanzug aus Kunstseide, dazu eine passende Bluse mit Blumenmuster, riesige Ohrclips, die Lippen knallrot, die Augenbrauen mit einem Stift nachgezogen.
    »Sieh mal einer an«, sagte Mabel. »Das ist aber nett. Komm in die Küche. Ich habe heute Kuchen bei Giovichinni gekauft. Den guten, den mit Mandeln.«
    In Burg achtete man auf gewisse Anstandsregeln. Gästen wurde zum Kaffee stets Kuchen angeboten, mochte der Ehemann auch gerade von Außerirdischen entführt worden sein.
    Ich folgte Tante Mabel und wartete, während sie den Kuchen anschnitt. Sie schenkte Kaffee ein und setzte sich mir gegenüber an den Küchentisch.
    »Deine Mutter hat dir bestimmt das mit Onkel Fred erzählt«, sagte sie. »Zweiundfünfzig Jahre verheiratet, und
Buff
weg ist er.«
    »Hatte Onkel Fred irgendwelche gesundheitlichen Probleme?«
    »Der Mann war kerngesund.«
    »Und sein Schlaganfall damals?«
    »Na ja, gut. Aber jeder hat mal einen Schlaganfall. Jedenfalls hat der Schlaganfall ihn nicht dazu gebracht, langsamer zu treten. Er konnte sich meistens noch an Sachen erinnern, die andere längst vergessen hatten. Zum Beispiel das mit dem Müll. Wer würde sich schon an so etwas erinnern? Wer würde sich überhaupt darum kümmern? So ein Aufstand wegen nichts.«
    Ich wusste, dass ich es bereuen würde, wenn ich nachhakte, aber ich sah mich dazu gezwungen. »Was war denn mit dem Müll?«
    Mabel nahm sich noch ein Stück Kuchen. »Letzten Monat saß ein neuer Mann am Steuer des Müllwagens, und der ist einfach an unserem Haus vorbeigefahren. Es ist nur einmal vorgekommen, aber mein Mann kann so etwas nicht vergessen. Fred vergisst nie etwas. Vor allem, wenn es mit Geld zu tun hat. Am Ende des Monats wollte Fred seine zwei Dollar erstattet bekommen, weil wir ja immer vierteljährlich im Voraus bezahlen. Wir hatten also für die ausgefallene Abfuhr an dem besagten Tag die Gebühr schon bezahlt.«
    Ich nickte verständnisvoll. Diese Geschichte überraschte mich keineswegs. Manche Männer spielen Golf, andere lösen Kreuzworträtsel, Onkel Freds Hobby war es, den Geizhals zu spielen.
    »Das wollte Fred unter anderem letzten Freitag erledigen«, sagte Mabel. »Die Leute bei dem Müllabfuhrunternehmen haben ihn rasend gemacht. Er ist morgens hingegangen, aber ohne einen Zahlungsbeleg wollten sie ihm sein Geld nicht zurückgehen. Es sei irgendwas mit dem Computer, hieß es, der ein paar Konten durcheinander gebracht hätte oder so. Deswegen wollte Fred am Nachmittag noch mal hin.«
    Wegen zwei Dollar. Ich fasste mich an den Kopf. Wenn ich der Angestellte gewesen wäre, mit dem Fred bei der Müllabfuhr geredet hätte, hätte ich die zwei Dollar aus eigener Tasche bezahlt, nur um ihn loszuwerden. »Welches Abfuhrunternehmen ist das?« Die RGC. Die Polizei hat gesagt, Fred wäre nie bei denen gewesen. Fred hatte eine ganze Liste mit Sachen, die er erledigen wollte. Er hatte sich vorgenommen, zur Reinigung zu gehen, zur Bank, zum Supermarkt und zur RGC.«
    Und seitdem hast du nichts mehr von ihm gehört.«
    »Keinen Piep. Keiner hat irgendetwas von ihm gehört.« Mich beschlich das Gefühl, dass diese Geschichte kein glückliches Ende nehmen würde.
    »Hast du eine Ahnung, wo Fred sein könnte?«
    »Alle meinen, er würde wahrscheinlich irgendwo in der Gegend herumirren, wie ein freigelassener Roboter.«
    »Und was meinst du?«
    Mabel hob und senkte die Schultern, als hätte sie keine eigene Meinung. Wenn ich diese Geste machte, bedeutete das immer, dass ich meine Meinung lieber für mich behielt.
    »Ich werde dir etwas zeigen«, sagte Mabel. »Aber du musst mir versprechen, es keinem zu verraten.«
    Das konnte ja heiter werden.
    Sie ging zu einer Küchenschublade und holte einen Stapel Fotos
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