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Vier minus drei

Titel: Vier minus drei
Autoren: Barbara Pachl-Eberhart
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durch dick und dünn gehen. Wir wussten nicht, wie kurz unser gemeinsames Leben dauern sollte.
    Mein Mann Heli. Ich ehre, achte, liebe ihn heute genauso wie am ersten Tag. Und er? Er geht mit mir durch dick und dünn, wo immer ich bin. Wie versprochen, ja, mehr als das: ein Leben lang und über den Tod hinaus.

    Ein heißer Julitag. Ich stehe am Bahnhof, bin gerade heimgekommen von einem sehr bewegenden Theaterkurs.
    »Finde deinen inneren Clown.«
    Oh, ja! Ich habe ihn tatsächlich gefunden.
    Ich, die angehende Volksschullehrerin, die schon mit siebzehn in der Lateinstunde ihrer Sitznachbarin eine plötzliche Eingebung zugeflüstert hat:

    »Ich will Clown werden!«
    Lange wusste ich nicht, wie dieser spontan geäußerte Wunsch Realität werden könnte. Immer wieder habe ich auf Kursen in die Welt der roten Nase hineingeschnuppert. Jetzt, endlich, ist es so weit. Die Gewissheit ist da, hat mich irgendwo auf der Zugfahrt erfasst und sich in jeder Zelle meines Körpers mit wohligem Kribbeln ausgebreitet.
    Ich bin Clown.
    Ein Stück will ich machen, damit auftreten. Ich muss dazu nur noch einen Partner finden. Zu zweit geht alles leichter.
    Ich packe meinen alten Flohmarktkoffer aufs Rad und mache mich, in Träumereien versunken, auf den Heimweg. Zehn Minuten später finde ich mich in einer Menschenmenge in der Grazer Innenstadt wieder. Stadtfest.
    Wie bin ich hierhergekommen? Die Fußgängerzone liegt doch gar nicht auf meiner Strecke .
    Ich steige ab, zwänge mich im Schneckentempo an all den Leuten vorbei, die mir im Weg stehen. Ich frage mich, warum ich nicht einfach umdrehe. Ich weiß es nicht.
    Da sehe ich ihn. Auf einer kleinen Bühne steht ein Clown. Er macht sich gerade daran, über einen Besen zu balancieren. Die Zuschauer lachen, klatschen. Ich höre sie kaum. Sehe nichts anderes mehr als nur das Gesicht des feinen, zarten Mannes mit der roten Nase. Ich dränge mich in die erste Reihe und unsere Blicke treffen sich. Ja, es ist kitschig, es ist romantisch. Es ist Liebe auf den ersten Blick.
    Der Clown braucht eine Freiwillige, holt mich auf die Bühne. Später noch einmal. Und ein drittes Mal. Ich kenne
mich aus im Straßentheater – drei Mal denselben Freiwilligen, so etwas tut man doch nicht!
    Außer …
    Nach der Vorstellung laufe ich mit meinem Koffer, der gut auf seine Bühne passen würde, zu ihm, und die Worte sprudeln nur so aus mir heraus.
    »Ich bin auch Clown! Ich will ein Stück machen! Ich habe da so eine Idee für eine Geschichte.«
    Heli hat seine rote Nase abgenommen. Er grinst.
    »Ich … ich brauche nur noch einen Partner.«
    »Ja, das merkt man!«
    Oh Gott!
    Ich versinke nicht im Erdboden. Weil sich der Erdboden ja nie auftut, wenn man es gerade dringend braucht. Stattdessen nehme ich stumm Helis Flyer entgegen.
    »Da steht meine Nummer. Ruf mich ruhig einmal an.«
    Ich schaffe gerade noch ein Nicken, ehe ich mich mit rotem Kopf verdrücke. Zu Hause angekommen lege ich vor mir selbst und meinen vier Wänden einen feierlichen Eid ab:
    Ich werde nicht anrufen. Oder wenn, dann frühestens in drei Tagen.
    Mein Herz lächelt milde. Es weiß bereits, dass der Mann auf dem farbenfrohen Prospekt nicht nur auf der Bühne mein Partner werden soll.
    Wie oft haben wir später gelacht, bei der Erinnerung an unser erstes Zusammentreffen! Heli erzählte die Geschichte so:
    »Das merkt man.«

    Nach seiner Bemerkung hätte er sich am liebsten die Zunge abgebissen. Drei Tage lang war er daraufhin um sein Telefon herumgeschlichen. Hatte kaum gewagt, das Haus zu verlassen. So lange, bis ich endlich, endlich anrief.
     
    Drei Monate später. Wir sitzen nach einem gemeinsamen Clownauftritt in Helis Wohnung und stärken uns mit Spaghetti al Pesto.
    »À la Geheimrezept.«
    Heli spricht diese Worte verschwörerisch aus und fixiert mich dabei mit seinen meerblauen Augen. Ich meine, in diesem Blau zu versinken, und höre mir selbst beim Denken zu.
    Wow! Er kann sogar kochen!
    Wir füttern einander mit Nudeln. Lachen, wenn eine hinunterfällt. Wutzl, Helis dicker Kater, kümmert sich um die Abfälle. Ich schnurre mit ihm um die Wette. Ausgelassen unterhalten wir uns darüber, ob wir eigentlich Kinder wollen. Oh ja, und ob wir das wollen!
    »Wie viele?«
    Die Preisfrage. Ich will es genau wissen.
    Er liebt mich, er liebt mich nicht … Wenn er drei Kinder von mir will, liebt er mich wirklich sehr.
    »Fünf.«
    Das kam wie aus der Pistole geschossen.
    »Und du?«
    Ich auch. Schon immer. Seit ich vier Jahre alt war
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