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Vier minus drei

Titel: Vier minus drei
Autoren: Barbara Pachl-Eberhart
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Jahr erlebt hast,

erzähle sie ihm
und lache laut,
so laut, dass er dich sicher hören kann.
     
    Wenn du den Platz noch suchst,
an dem du deinem Freund begegnen und ihm
nah sein kannst,
rufe ihn zu dir mit fester, froher Stimme,
hol ihn zu dir an den Tisch,
koch ihm ein gutes Essen,
das er stets so liebte,
und iss mit ihm.
     
    Zünd ihm eine Kerze an
und freu dich am Licht.
Sing ein frohes Lied.
Und lass deinem Herzen Engelsflügel wachsen,
die dich tragen
zu deinem geliebten Freund,
der dich nie verlässt.

    Womit will ich enden?
     
    Am liebsten damit: Mit der Erkenntnis, dass meine Geschichte noch lange nicht zu Ende ist. Das Buch, an dem ich ein Jahr lang geschrieben habe, wird nun bald geschlossen
und ins Regal gestellt. Seine Zeilen werden zur Ruhe finden, im Dunkel zwischen zwei Buchdeckeln. Seinen Inhalt jedoch werde ich weitertragen, mit jedem Schritt meines Lebens. Verpackt im unsichtbaren Rucksack, unter all den anderen Geschenken, die ich unterwegs erhielt.
    Meine Geschichte schreibt sich weiter, eigentlich ganz von allein.
    Vielleicht so:
     
    Der dicke alte Wollpullover.
    Oma hat ihn gestrickt, vor langer Zeit. Ich trage ihn schon seit Jahren, er fühlt sich fast so an wie eine zweite Haut. Um keinen Preis würde ich ihn verschenken. Ich liebe ihn und kann mir keinen besseren vorstellen.
    Eines Tages geschieht ein Missgeschick. Ein großes Loch wird in die Wolle gerissen, so groß, dass es vermutlich nicht mehr zu flicken ist. Ich erschrecke. Bin traurig, wütend sogar. Dennoch trage ich den Pullover zunächst weiter.
    Woher soll ich so schnell einen neuen nehmen, warm und weich wie der alte? Solche Pullover bekommt man doch gar nicht mehr, heutzutage, und Oma ist schon viel zu alt zum Stricken.
    Ich versuche das Loch zu verdrängen. Nicht hinzuschauen. Gut, auf der Straße schauen mich manche Menschen komisch an, und der Wind fühlt sich etwas kalt an in meinem Rücken. Was soll’s?
    Nach ein paar Tagen allerdings bemerke ich, dass das Loch größer wird. Die Maschen beginnen sich weiter aufzutrennen. Ich muss etwas tun.

    Ich nehme eine große Nadel und versuche das Loch zu stopfen.
    So schwer kann das doch nicht sein.
    Aber die Stopfwolle passt nicht ganz zur Farbe des Pullovers, und das Nähen will auch nicht gelingen. Die Nadel macht nicht, was ich will. Je mehr ich mich bemühe, umso mehr Maschen trennen sich auf. Ich werde zornig. Weine. Schreie. Möchte den Pullover am liebsten in eine Ecke pfeffern und vergessen. Doch dann denke ich an Oma. Wäre sie nicht traurig, wenn ich ihr Geschenk einfach wegwerfen würde?
    Früher, da hat man die Dinge repariert, nicht weggeschmissen.
    Ich fasse mir ein Herz und tue das Einzige, was mir noch einfällt. Mit einer großen Schere schneide ich den kaputten, löchrigen Teil einfach ab. Der Kragen ist noch intakt, immerhin, die Ärmel auch, bis zur Brust ist alles ganz. Vorsichtig packe ich das, was heil ist, in eine Schachtel, eingewickelt in Seidenpapier. Nur ja nicht anstoßen, sonst geht noch mehr kaputt.
    Ich kaufe mir ein Strickbuch und mache mich daran, einen neuen Unterteil zu stricken. Bewusst habe ich eine andere Farbe gewählt, eine hellere.
    Das wird chic.
    Das Stricken macht Spaß. Schnell geht es nicht, schließlich habe ich nicht so viel Übung wie Oma. Doch der neue Teil wächst, Reihe um Reihe, und eines Tages ist er fertig.
    Vorsichtig und mit klopfendem Herzen nehme ich die alten Pulloverteile aus der Schachtel. Im Strickbuch habe ich gelesen, dass ich die alten, offenen Maschen säumen
muss, damit sie sich nicht auftrennen beim Zusammennähen. Also verschließe ich sorgsam Masche um Masche des alten Pullovers. Das dauert länger, als ich gedacht habe, und erfordert wirklich viel Fingerspitzengefühl. Als ich es geschafft habe, bin ich erleichtert.
    Die beiden Teile liegen vor mir auf dem Tisch. Es gilt nur noch, sie mit Zierstich aneinanderzunähen. Das ist die schwierigste Arbeit. Ein Fehler sollte nicht passieren, sonst sieht es gar nicht schön aus. Außerdem muss ich darauf achten, dass die beiden Teile genau aufeinanderpassen, sonst entstehen hässliche Falten, und ich muss alles noch einmal auftrennen.
    Ich schaffe es nicht beim ersten Mal. Auch nicht beim zweiten. Als ich beim dritten Mal immer noch keinen Erfolg habe, dämmert mir etwas. Ich will es am liebsten gar nicht wissen, und doch hole ich ein Maßband, um mich der unangenehmen Wahrheit zu stellen. Kurz darauf habe ich Gewissheit. Der neue Unterteil ist
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