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Vier Frauen und ein Mord

Vier Frauen und ein Mord

Titel: Vier Frauen und ein Mord
Autoren: Agatha Christie
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energisch, »ist da das Prinzip. Wenn ein Mann keinen Mord begangen hat, sollte er auch nicht gehängt werden.« Er verstummte und fuhr dann fort: »Aber wenn er sie doch getötet hat?«
    »In diesem Fall wäre ich nur zu dankbar, davon überzeugt zu werden.«
    »Und zwei Köpfe sind besser als einer? Voilà. Ich stürze mich auf diesen Fall. Wir dürfen keine weitere Zeit verlieren. Die Fährte ist schon kalt. Wann ist Mrs McGinty ermordet worden?«
    »Am 22. November.«
    »Nehmen wir also die Sache in Angriff.«
    »Ich habe noch meine Aufzeichnungen über den Fall. Ich werde sie Ihnen geben.«
    »Gut. Im Augenblick brauche ich nur eine allgemeine Übersicht. Wenn James Bentley Mrs McGinty nicht getötet hat, wer hat es dann getan?«
    Spence zuckte die Achseln und sagte langsam:
    »Soweit ich sehen kann, niemand sonst.«
    »Aber diese Antwort passt uns nicht. Nun, da es für jeden Mord ein Motiv geben muss – was könnte das Motiv im Fall McGinty gewesen sein? Neid, Rache, Eifersucht, Furcht, Geld? Wollen wir mit dem letzten und einfachsten Motiv anfangen? Wer hatte einen Nutzen von ihrem Tod?«
    »Niemand hatte großen Nutzen. Sie hatte zweihundert Pfund auf der Sparkasse. Die bekommt ihre Nichte.«
    »Zweihundert Pfund sind nicht viel. Aber unter gewissen Umständen könnten sie genug sein. Schauen wir uns also einmal die Nichte an. Ich bitte um Verzeihung, mein Freund, dass ich in Ihre Fußstapfen trete. Ich weiß, dass Sie das alles auch schon bedacht haben. Aber ich muss das schon beschrittene Gebiet noch einmal mit Ihnen abgehen.«
    Spence nickte.
    »Wir haben uns natürlich die Nichte angesehen. Sie ist achtunddreißig und verheiratet. Ihr Mann ist Handwerker – Maler. Er hat einen ordentlichen Charakter, eine feste Stellung, ist ein intelligenter Kerl, kein Dummkopf. Sie ist eine nette, junge Frau, ein bisschen geschwätzig, schien ihre Tante ganz gern zu haben. Keiner von den beiden brauchte dringend zweihundert Pfund, obwohl sie sich bestimmt sehr gefreut haben, sie zu bekommen.«
    »Was ist mit dem Häuschen? Bekommen sie das auch?«
    »Es war gemietet. Die Nichte und ihr Mann haben ein kleines modernes Häuschen, auf das sie ganz stolz sind.« Spence seufzte. »Ich habe mir die beiden recht genau angesehen – sie schienen, wie Sie wohl verstehen werden, ziemlich verdächtig. Aber ich konnte nichts feststellen.«
    »Bien. Sprechen wir jetzt über Mrs McGinty selbst. Beschreiben Sie sie mir – und nicht nur ihr Aussehen, bitte.«
    Spence grinste.
    »Sie wollen keinen Steckbrief? Nun, sie war vierundsechzig. Eine Witwe. Ihr Mann hat in der Textilabteilung bei Hodges in Kilchester gearbeitet. Er ist vor etwa sieben Jahren gestorben. Lungenentzündung. Seit damals ging Mrs McGinty täglich in verschiedene Häuser. Als Putzfrau. Broadhinny ist nur ein kleines Dorf. Ein paar Pensionäre – ein Teilhaber einer Maschinenfabrik, ein Arzt, solche Leute. Es gibt eine ganz gute Autobus- und Zugverbindung mit Kilchester, und Cullenquay, das, wie Sie wohl wissen, eine ziemlich beliebte Sommerfrische ist, liegt nur zwölf Kilometer weit weg. Aber Broadhinny selbst ist noch recht ruhig und ländlich – liegt etwa vierhundert Meter abseits der Landstraße von Drymouth nach Kilchester.«
    Poirot nickte.
    »Mrs McGintys Häuschen war eines von den vieren, die das Zentrum des Dorfes bilden. Da sind noch das Postamt und der Krämerladen, und im vierten wohnen Landarbeiter.«
    »Und sie hat einen Untermieter gehabt?«
    »Ja. Bevor ihr Mann starb, vermietete sie gewöhnlich an Sommergäste, aber nach seinem Tod nahm sie einen Dauermieter. James Bentley hatte schon ein paar Monate dort gelebt.«
    »So kommen wir zu Bentley?«
    »Bentley hatte seine letzte Stellung bei einem Häusermakler in Kilchester. Davor hat er bei seiner Mutter in Cullenquay gewohnt. Sie war kränklich, und er hat für sie gesorgt und ist nie viel ausgegangen. Dann starb sie – und ihre Rente starb mit ihr. Er verkaufte sein kleines Haus und nahm eine Stellung an. Ein gebildeter Mensch, aber ohne besondere Ausbildung oder Fähigkeit. Er hatte es nicht leicht, etwas zu finden. Na, Breather & Scuttle haben ihn engagiert. Eigentlich eine zweitklassige Firma. Ich glaube nicht, dass er besonders tüchtig oder erfolgreich war. Sie haben ihr Personal verringert, und er musste gehen. Er fand keine andere Stellung, und sein Geld ging zur Neige. Gewöhnlich bezahlte er Mrs McGinty monatlich. Sie machte ihm Frühstück und Abendessen und berechnete ihm drei
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