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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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nacheinander aus dem Saloon raus in den Schlamm schmeißt, dann kommst du dir erst einmal vor wie der Bud Spencer von Miesbach. Aber irgendwann hab ich mich dann doch gefragt, ob ich das mein Leben lang machen will.
    Deine Boxerkarriere hattest du ja schließlich aufgegeben.
    Die Metzgerlaufbahn auch, und das war manchmal nicht viel anders.
    Also hab ich dann mit unserem Finanzier und Besitzer, dem Wilhelm P., geredet, und wir haben einen Sicherheitsdienst engagiert, der aufpassen sollte. Das hat nur leider nicht so viel gebracht, weil es denen ja schon lang nicht mehr darum ging, mit irgendwem zu rankeln, sondern mit mir.

    Der Alkohol war natürlich oft der hochprozentige Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Gib ihnen etwas zu viel, und die Leute werden laut, gib ihnen viel zu viel, und sie werden aggressiv …
    Gib ihnen noch viel mehr, und die Leute werden wieder still.
    Ja, das stimmt. Ach, da erinnere ich mich noch an was …
    Die damalige Bardame in der »Mexican Cantina« hat mal für einen unvergesslichen Anblick gesorgt. Allerdings nicht so, wie man das nun vielleicht falsch verstehen könnte, sondern deutlich anders.
    Ich war wirklich nur kurz unten in Miesbach gewesen, und als ich wiederkam, krochen mir die Leute auf der Mainstreet entgegen. Mehrere Menschen krabbelten da auf allen vieren, brachen immer wieder zusammen und landeten mit ihren Gesichtern im Schlamm, wo sie leise blubbernd liegen blieben. Ich versuchte, einen zur Rede zu stellen, und er lallte nur: »Tequillaaa …«

    Sofort stellte ich die Frau an der Bar der Cantina zur Rede. Sie rechnete mir seelenruhig vor, wie viele 0,1-l-Schnäpse in einer Flasche Tequila enthalten seien und dass sie daraufhin dazu übergegangen sei, das Zeug flaschenweise zu verkaufen: für 7 DM die Flasche. Das Zeug kostete damals schon 20 DM im Einkauf, insofern hatte sie sich geradezu epochal verrechnet. Die Besucher der Cantina allerdings konnten – zumindest eine halbe Stunde zuvor – noch recht gut kopfrechnen, und somit setzte sofort ein Ansturm auf die Bar ein, der innerhalb kürzester Zeit zu einem Besäufnis führte, das mit ebendiesen Alkoholleichen auf der Mainstreet sein vorläufiges Ende fand. Ebenso wie das Arbeitsverhältnis zu der Bardame.

    Na ja, drei Monate später war der Probelauf dann beendet, wir waren um viel Erfahrung reicher und Miesbach um viele Schneidezähne ärmer. Wir hatten trotz allem ein irres Geschäft gemacht. Die Brauerei war völlig aus dem Häuschen. Darum war klar: Wir suchen jetzt einen festen Platz für unsere Westernstadt – No Name City, die authentischste Westernstadt Europas. Aber: Wir machen einen Zaun drum und verlangen Eintritt.
    Weise Entscheidung.
    Allerdings.

Kapitel 5: Ein Indianer kennt keinen Schmerz
oder: Ich bin ja auch ein Cowboy
    Von Tommy Krappweis
    W ie oben schon mal erwähnt, hatte ich als Double für Bodystunts gearbeitet, und mein langjähriger Judounterricht mit der fürchterlich nervigen, immer gleichen Fallschule hatte sich hier wirklich ausgezahlt. Ich konnte mich schon als Kind ganz wunderbar jede beliebige Treppe hinunterstürzen, ohne nennenswerten Schaden zu nehmen. Bei Handgreiflichkeiten in der Schule mit übermächtigen Gegnern war mir das mehrmals ein guter Ausweg gewesen. Denn wenn der kleine Junge mit dem Cowboyhut plötzlich recht verdreht und mit rasselndem Keuchen am unteren Ende einer Betontreppe lag, dachte keiner mehr an irgendetwas anderes als SCHEISSESCHEISSESCHEISSE und WEGWEGWEGWEGWEG.
    Wenn ich gewusst hätte, dass du auch Treppenstürze machst …
    Gott sei Dank hab ich da ausnahmsweise meinen Mund gehalten.
    Schade, dabei hatten wir so eine schöne Treppe am Caféhaus. Der Mad Dog ist vor deiner Zeit in jeder Stuntshow einmal da runtergefallen. Das war super.
    Ich hätt’ mir mit meiner »Technik« irgendwann alles gebrochen, was man sich brechen kann.
    Ja mei, das ist halt das Showgeschäft.
    Ja, irgendwie stimmt das sogar. Es ist nämlich ein großer Unterschied, ob man sich an einem einzigen Drehtag fünf- bis sechsmal in einen Müllhaufen fallen lässt und danach ein paar Wochen lang den kleinen Kratzer ausheilen darf oder ob man tagaus, tagein immer und immer wieder hinfällt, aufsteht, hinfällt, schlägt, blockt, pariert, erschossen wird …
    Außerdem hatte ich mir ja das meiste entweder bei den alten Super-8-Filmen mit Buster Keaton oder bei den Stuntmen von Bud Spencer & Terence Hill abgeschaut. Das hatte ich dann im Selbstversuch mit meinen
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