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Vic Daniel 1 - Down in the Valley

Vic Daniel 1 - Down in the Valley

Titel: Vic Daniel 1 - Down in the Valley
Autoren: David M Pierce
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tiefe Zug an der Rauschgiftzigarette auf dem Klo, den zu bemerken sie mich für zu spießig hielt, schien ihr auch nicht zu schaden. Ich war nur erstaunt, daß sie sich nicht gleich auf ihrem Fensterplatz einen Joint drehte und dem alten Zausel schräg gegenüber anbot oder die Kippe an das Ehepaar hinter uns weitergab, das während der ganzen Reise lautstark Taschenscrabble spielte.
    Von Stockton nach Sacramento sind es nur etwa fünfzig Meilen; wir waren also nicht lange im Bus. Bereits gegen Mittag standen wir vor der Bus-Haltestelle im alten Zentrum der Hauptstadt des Staates Kalifornien. Mrs. Lillie erwartete uns erst später, also schlenderten wir ein bißchen, besichtigten die in neuem Glanz erstandene Legislative, setzten uns ein wenig in den angrenzenden Park, betrachteten die Penner bei ihren traurigen Spielen, aßen zu Mittag, wobei Sara erstaunlicherweise zweimal soviel fraß wie ich, und Sie wissen ja, daß ich mich nicht zurückhalte, wenn die Essensglocke schellt, und dann wandelten wir zurück zum Busbahnhof, wo ich eine Autovermietung erspäht hatte.
    Davis ist eine kleine Stadt, und man erreicht es nach fünfzehn Meilen, wenn man auf Highway 80 in westlicher Richtung fahrt. Davis wäre eine noch kleinere Stadt, wenn es nicht die University of California/Davis hätte, die ziemlich berühmt für ihre Veterinärmedizinische Fakultät ist. Wir fuhren von der 80 runter und fanden den Chestnut Drive, indem wir einen der Millionen Radfahrer nach dem Weg fragten, die in jeder Straße ihren eigenen privaten Radweg zu haben schienen; es sah aus wie die Rush Hour in Kuang-tschou-hsi. Wir fanden Mrs. Lillies Haus, ein bescheidenes Teil mit einem Avocadobaum im Vorgarten. Gegenüber wartete ein großer, leerer Park in der Mittagssonne auf die sprichwörtlichen tollwütigen Hunde und Engländer.
    Ich parkte vor dem Haus, und wir saßen eine Minute lang still herum, um unsere Nerven herzurichten.
    »Ich werde kotzen«, sagte Sara.
    »Hör bloß auf mit dem Scheiß«, sagte ich freundlich. »Ich habe übrigens etwas überaus Verdächtiges bemerkt.«
    »Was?«
    »Im Chestnut Drive gibt es keine Kastanien.«
    »Ich werde trotzdem kotzen«, sagte sie.
    »Atme vielleicht stattdessen tief durch.«
    »Seh ich okay aus?« Sie versetzte ihrem vielfarbigen Mop einen Schubs und rückte ihre Sonnenblende zurecht.
    »Ganz toll«, sagte ich. Ich benetzte einen Finger mit Spucke und fuhr mir damit nervös über die mokant hochgezogenen Augenbrauen.
    »Ich hab Angst, Vic.« Sie packte mit beiden Händen meinen Arm.
    »Mir war klar, daß du im entscheidenden Augenblick Schiß hast«, sagte ich. »Deshalb wollte ich dich nicht mitnehmen.«
    »Steck dir deine Sprüche in den Arsch, Süßer«, sagte sie und kletterte aus dem Auto. Ich hatte gar nicht erst versucht, sie dazu zu überreden, daß sie draußen auf mich wartet, denn nachdem sie den ganzen weiten Weg gekommen ist, warten müssen, nein. Das war denn doch zu gemein. Sogar für mich. Also stieg ich aus und folgte ihr über den Plattenweg neben der Einfahrt. Zuerst war sie ganz zuversichtlich, aber dann wurde sie langsamer und blieb schließlich stehen. Ich nahm sie bei der Hand und zog sie das letzte Stück.
    »Nicht vergessen: Benimm dich damenhaft«, flüsterte ich ihr zu und erntete dafür ein kleines Lächeln.
    Kaum standen wir vor der Haustür, als sie auch schon von einer angenehm aussehenden Frau in Schwesterntracht geöffnet wurde. Vor Sorge runzelte sie die Stirn. Sara preßte meine Hand und starrte ihre Stiefel an; sie wagte nicht, die Frau anzusehen.
    »Sara?« sagte die Frau. »Sara?« Sara warf ihr einen verstohlenen Blick zu. »Ich bin Doris Lillie; ich war eine Freundin Ihrer Mutter. Allmächtiger, Sie sehen genauso aus wie sie.«
    Mrs. Lillies Augen begannen, wäßrig zu werden. Bevor wir alle im Vorgarten in Tränen ausbrachen, sagte ich: »Sollen wir reinkommen, Mrs. Lillie? Ich bin Victor Daniel, der etwas zu große, aber freundliche Privatdetektiv, den Sie angerufen haben.«
    Sie entschuldigte sich und zerrte uns ins Haus. Das gefiel mir nicht. Was mir nicht gefiel, war, daß Mrs. Lillie gesagt hatte: »Ich war eine Freundin Ihrer Mutter.« Ich weiß, daß es auch bedeuten konnte, daß sie mal eine Freundin von Saras Mutter gewesen und nun nicht mehr mit ihr befreundet war, aber es bedeutete eher etwas anderes.
    Mrs. Lillie führte uns durch einen Korridor an zwei Schlaf- und einem Badezimmer vorbei ins kleine, vollgestellte Wohnzimmer im hinteren Teil des
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