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Verzweifeltes Begehren (German Edition)

Verzweifeltes Begehren (German Edition)

Titel: Verzweifeltes Begehren (German Edition)
Autoren: Inka Loreen Minden
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erleichtert, als Adam meinte: „Nein, lieber nicht, du solltest dein Bein jetzt nicht belasten.“
    John rief nach seinem Diener Bhanu, der ihnen wenig später ein Tablett auf den Nachttisch stellte und beinahe lautlos wieder verschwand. Auf die Londoner Gesellschaft mochte der Anblick des dunkelhäutigen Mannes mit dem Turban und dem wallendem Gewand sehr exotisch wirken, aber John war froh, dass er ihn begleitet hatte, denn er mochte nicht mehr auf die indischen Köstlichkeiten verzichten.
    „Dein Inder ist bemerkenswert“, meinte Adam, als er eine Tasse an John reichte, der mittlerweile wieder an der Rückwand des Bettes lehnte, doch es war Adam nicht entgangen, dass sich sein Geschlecht durch den Stoff größer abzeichnete als gewöhnlich. Es hat ihn also auch erregt , dachte er entsetzt.
    „Du solltest erst das Essen kosten, das Bhanu mir täglich zubereitet. Gebratenes Lammfleisch in Safranreis, meine absolute Lieblingsspeise, die musst du unbedingt mal probieren.“
    Adam hatte sich neben ihn auf das Bett gesetzt, weshalb sich nun ihre Schultern leicht berührten. Es tut gut, Johns Nähe zu spüren , ging es ihm durch den Kopf. „Was ist da drin?“ Adam griff sich auch eine Tasse und schnupperte an den heißen Dämpfen.
    „Hmm“, machte sein Freund und nahm einen tiefen Atemzug des würzigen Aromas. „Anis, Nelken, Ingwer, Fenchel, Schwarztee und Milch.“
    „Das kannst du alles herausriechen?“ Adam hielt sich noch einmal den Rand der Tasse unter die Nase, bis John in schallendes Gelächter ausbrach: „Natürlich nicht! Doch mittlerweile kenne ich Bhanus Spezialmischung.“ Er war froh, dass Adam noch geblieben war. John war die Ruhe und Einsamkeit nicht mehr gewohnt. Er hatte zu viele Jahre in einem Land verbracht, das sich von seiner Heimat England grundlegend unterschied. In Indien war alles viel lauter, bunter und die Menschen geselliger gewesen, das Leben hatte sich auf der Straße abgespielt. Wenn Bhanu nicht mit ihm gekommen wäre, was sein Diener aus freien Stücken tat, käme John sich in dem kalten London verloren vor. Als Kriegsveteran gab es für ihn hier nichts zu tun. Ein behinderter Mann nützt keinem mehr.
    „Wie geht es Mary?“, wollte John wissen, damit er nicht in Selbstmitleid versank, denn Adams Frau hatte ein viel grausameres Los gezogen.
    „Ihr Zustand verschlimmert sich täglich.“ Adams Stimme klang plötzlich rau.
    „Solltest du dann nicht bei ihr sein und dich um sie kümmern? Stattdessen verschwendest du deine Zeit mit einem Krüppel.“
    Mit aufgerissenen Augen blickte Adam ihn an. „Sag so was nicht, John. Du bist kein Krüppel. Bei dir besteht die Aussicht, dass du eines Tages wieder ein halbwegs normales Leben führen kannst.“ Er atmete einmal tief durch und erzählte weiter: „Mary wohnt jetzt wieder bei ihrer Mutter. Dort fehlt es ihr an nichts.“
    Diese Nachricht traf John wie ein Schlag ins Gesicht. Er und Mary leben getrennt? Die junge Frau war Adams Patientin gewesen, schon bevor sie geheiratet hatten. In ihrer Brust wuchs ein bösartiges Geschwür, das Adam bereits herausoperiert hatte, trotzdem ging es ihr immer schlechter.
    „Sie hat Schmerzen, steht ständig unter Drogen. Sie wollte ihre letzten Stunden Zuhauseverbringen, bei ihrer Mutter. Ich sehe jeden Morgen und Abend nach ihr.“ Mit zwei Fingern rieb er sich über die Stirn und schloss seine Augen. „Ich bin Arzt und kann ihr dennoch nicht helfen.“ Adam fühlte sich wie ein Versager, nicht nur beruflich. Er war auch kaum fähig gewesen, mit seiner Frau zu schlafen, als es ihr noch besser ging. Mary glaubte, dass sein Desinteresse an ihrer fehlenden Brust lag, doch das war nicht der Grund.
    „Du hast doch selbst gesagt: Gegen ihre Krankheit gibt es kein Heilmittel. Also mach dir keine Vorwürfe.“ John sah die Verzweiflung in Adams verzerrtem Gesicht. Er rang spürbar um Fassung.
    „Sie wird bald sterben, John.“ Mit zurückgelehntem Kopf saß Adam an der Wand, die Lider immer noch geschlossen, während Feuchtigkeit durch seine dicken schwarzen Wimpern drang. Wie er so mit hervorstehendem Kehlkopf vor John lag, wirkte er ungemein verletzlich und erregend zur gleichen Zeit. Ohne zu überlegen, was er tat, beugte sich John zu ihm herüber und küsste Adam auf die Lippen.
    Sofort öffneten sich dessen Augen. „John, was tust d...“
    John ließ ihn nicht ausreden. Er umfasste Adams Wangen und fuhr mit seinem Mund sanft über die leicht stoppelige Haut. Es war zu spät, einen Rückzieher
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