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Verzweifeltes Begehren (German Edition)

Verzweifeltes Begehren (German Edition)

Titel: Verzweifeltes Begehren (German Edition)
Autoren: Inka Loreen Minden
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unter den Arm gegriffen hätte. An seiner Stirn hatte er eine kleine Platzwunde, aus der ein rotes Rinnsal lief.
    „Was ist passiert?“, fragte Adam den Wirt, der gekommen war, um ihm ein frisches Tuch zu bringen. Dankbar nahm es Adam entgegen und drückte es John gegen die Stirn.
    „Er hat das Gleichgewicht verloren und ist gegen die Tischkante geflogen“, erklärte der rundliche Schankwart und verschwand sofort wieder zwischen den umherstehenden Gentlemen. Diese schlossen bereits Wetten darüber ab, ob Sir John Knight noch ein weiteres Mal umkippte.
    Adam versuchte die Männer weitgehend zu ignorieren und wandte sich wieder John zu. „Hast du Kopfschmerzen, John?“
    Doch anstatt ihm eine Antwort zu geben, lallte er nur: „Aber du bist ja nischt mehr mein Freund, wasch, Doktor Reece?“
    Ein betrunkener Mann verplappert sich ebenso gern wie ein kleines Kind , durchfuhr es Adam. Ich muss ihn schnellstmöglich hier rausbekommen! Er ließ sich von einem Butler Johns Mantel geben und half ihm umständlich hinein. „Ich bringe dich jetzt nach Hause, John, du bist ja total blau.“
    „Ja, dasch bin ich, mein Freund, und du bischt daran schuld.“ John stützte sich schwer gegen ihn, um Adam ins Ohr zu hauchen: „Mir hat es besser gefallen, als du misch aus gezogen hast.“ Aus seinem Mund roch es wie in einer Schnapsbrennerei.
    „Du weißt ja nicht mehr, was du sagst“, meinte Adam, der hoffte, dass niemand Johns Worte gehört hatte.
    Als Adam den großen Mann zur Tür hinausschob, hörte er das verächtliche Geschwätz einiger Herren, die über den Kriegshelden herzogen. Adam hätte Johns Ruf mit seinem Leben verteidigt, wenn sein eigener nicht gefährdet gewesen wäre. Nein, nicht nur mein eigener. Wenn herauskommt, dass wir beide ... Ich möchte mir das nicht ausmalen! Eiskalte Luft schlug ihnen entgegen, worauf Adam erleichtert durchatmete. Nur schnell weg hier, bevor John noch viel intimere Dinge entschlüpfen.
    Als sie auf der St. James Street standen, überlegte Adam kurz, welchen Weg sie einschlagen mussten, und er war froh, dass es zu Johns Apartment nicht weit war.
    „Hascht du plötzlich ein Faible für nichtsnutzige Krüppel?“ John grölte lautstark, sodass sich die wenigen Passanten, die sich an diesem kalten Nachmittag auf der Straße aufhielten, zu ihnen umdrehten. Zum Glück wurden die Worte von einer vorbeifahrenden Pferdekutsche geschluckt.
    „Sprich leiser, Johnny“, zischte Adam. Energisch zog er John mit sich, der sich mit seinem ganzen Gewicht gegen ihn lehnte.
    Er lallte so laut, dass ihnen Bhanu im Treppenhaus schon entgegenkam. „Jetzt bin isch wieder Johnny, was?“ So hatte ihn Adam in der Schule immer genannt. Mit Hilfe des Inders schaffte er John ins Bett.
    „Soll ich Sahib John einen starken Tee bereiten, damit er schnell wieder munter wird?“ Der Diener wartete mit gesenktem Kopf auf Antwort.
    „Lieber nicht“, sagte Adam, der schon dabei war, John die Schuhe auszuziehen. „Es wird wohl das Beste sein, wenn er seinen Rausch ausschläft.“ Sonst entschlüpfen ihm noch viel intimere Dinge , dachte er. Adam brach der kalte Schweiß aus. Wenn herauskommt, dass wir nicht normal sind ... Wie wird Bhanu dann reagieren? Wird er zu seinem Herrn stehen? Aber Adam war sich dessen nicht sicher, dafür kannte er den Inder zu wenig. Bitte, John, halte deinen Mund! , flehte er in Gedanken.
    Adam half Bhanu, John zu entkleiden und ihm das Nachthemd überzuziehen. Dabei griff der Betrunkene nach Adams Arm und hielt sich am Ärmel fest. „Isch liebe dich, Adam, weischt du?“ Dann fielen ihm die Augen zu, doch die Hand zog er nicht zurück.
    „Ich liebe dich auch wie einen Bruder“, sagte Adam schnell und wechselte sofort das Thema. „Bhanu, bitte sorge dafür, dass Sir John ein heißes Bad nimmt, wenn er aufwacht. Ich werde morgen Vormittag noch einmal nach ihm sehen.“
    Erst beim dritten Versuch konnte er sich von Johns Fingern losmachen, worauf er eiligst die Wohnung verließ.

    ***

    Mit fürchterlichen Kopfschmerzen stieg John aus der Badewanne und schleppte sich zum Bett, an seinen Fersen Bhanu, der immer noch damit beschäftigt war, ihn abzutrocknen. Johns ganzer Körper und besonders sein Bein schmerzten bestialisch, sodass er gleich wieder unter die Laken schlüpfte, nackt, wie er war.
    Er konnte sich noch schwach daran erinnern, dass Adam ihn nach Hause gebracht hatte. Bhanu bestätigte dies, als er ihm einen Kräutertee brachte, der die Kopfschmerzen vertreiben sollte.
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