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Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Titel: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig
Autoren: Susan Schartz
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Prolog
In Ketten
    Die Welt war kalt und dunkel. Die einzigen Geräusche bildeten das Rasseln von Ketten und das gelegentliche Keuchen eines Wesens, das sich gegen die Gefangenschaft auflehnte und versuchte, sich zu befreien.
    Ich lasse es nicht zu
, dachte der Gefangene.
Niemand kann mich festhalten
.
    Er lauschte dem Nachhall seiner Gedanken. Die Welt um ihn schwieg.
    Als gäbe es nichts sonst, als wäre er das Zentrum allen Seins und das Sein nur in ihm und um ihn das Nichts. Der Anfang oder das Ende.
    Der Gefangene zerrte an den Ketten. Es klirrte und schnarrte, und das klärte sein Bewusstsein.
    Das Nichts hatte keine Stimme. Dort gab es keinen Laut.
    Ich bin nicht allein. Da gibt es noch mehr
.
    Widerstand? Es gab Widerstand. Die Ketten waren an etwas befestigt, vielleicht einer Mauer. Mauern umschlossen einen Raum. Ein Raum musste gebaut werden, er entstand nicht von selbst.
    Ich bin nicht allein
, wiederholte der Gefangene.
    Der Raum war fensterlos, deswegen war es dunkel. Wahrscheinlich war draußen eine lichte und blühende Welt, die nur auf ihn wartete. Die ihn mit Wärme empfangen würde.
    Es gibt eine Welt mit Licht und Wärme, mit Leben und Kraft. Es ist die Welt, in die ich gehöre. Dies hier ist nicht meine Welt. Es muss ein Kerker sein. Ich bin gefangen, in Ketten. Wenn ich zu lange hier verweile, werde ich meine Lebenskraft verlieren. Ich kann nicht in Lichtlosigkeit und Kälte existieren
.
    Für einen kurzen Augenblick empfand der Gefangene Erleichterung. In einem Kerker angekettet zu sein, bedeutete, dass ihn jemand hierhergeschafft hatte, zu irgendeinem Zweck. Daran war nichts Mysteriöses, Geheimnisvolles oder Magisches, das über seine Kräfte ging. Es war eine Herausforderung, der er gewachsen war. Auf Dauer gab es nichts, was ihn einsperren konnte. Alles, was greifbar war, konnte bezwungen werden. Aufgebrochen, zerrissen, zerstört. Nichts hatte ewigen Bestand. Für jeden Riegel gab es einen Öffner, für jedes Schloss einen Schlüssel, für jeden Knoten ein … ein … Schwert?
    Ich habe kein Schwert, und diese Ketten sind stark. Ich brauche etwas anderes
.
    Der Gefangene mühte sich ab, sich von den Ketten zu befreien. Er versuchte herauszufinden, wie groß sein Kerker war. Er schrie gegen die Stille an, doch die Lichtlosigkeit verschluckte schnell jeden Laut, kaum dass die Lungen ihn ausgestoßen hatten. Kein Ton erreichte die Wände und erzeugte ein Echo.
    Ist es so groß? Nein. Das kann ich nicht glauben. Das ist nicht … logisch? Denke ich das richtig? Aber woran kann ich meine Logik festmachen? Ich brauche einen Bezugspunkt. Da sind die Ketten, sie sind befestigt. Doch … ich erreiche keine Wand. Keinen Widerstand. Da gibt es nur den Boden. Kalt und hart. Stein, ja. Mit Rissen und Furchen und Rillen
.
    Konnte er aufstehen? Nein. Die Ketten ließen es nicht zu. Er versuchte zu kriechen, doch auch hier kam er nicht weit. Sein Hals, begriff er, und die Hand- und Fußgelenke waren gefesselt. Wie sollte er sich daraus befreien?
    Mit dem richtigen Schlüssel. Der Gefängniswärter muss ihn haben. Er wird dir Nahrung bringen, denn wenn er dich töten wollte, hätte er es längst getan. Er will dich lebend. Er muss dich ernähren. Eines Tages muss er dir sagen, was er von dir will. Nichts geschieht ohne Grund
.
    Warum war er gefangen? Wie lange schon? Der Gefangene zerbrach sich den Kopf. Er wollte sich erinnern, wie er hierher gekommen war, was vorher geschehen war. Aber er fand nichts. Eine große Lücke befand sich dort, wo die Erinnerung an sein Leben hätte sein sollen. Er wusste nichts mehr über sich. Hatte keine Ahnung, was vorgefallen war.
    Aber ich lebe. Und ich will am Leben bleiben. Nicht aufgeben. Nicht aufgeben!
    Die Gedanken des Gefangenen drehten sich im Kreis. Manchmal war er so müde, dass er dahindämmerte, schlotternd in der Kälte auf dem steinigen Boden. Er war nicht richtig bei Bewusstsein, konnte seinen Zustand jedoch genau erfassen. Es gab keinen Schlaf, der Vergessen schenkte, kein Nichts, in dem Leid und Angst keinen Platz mehr fanden. Der Kerker aus Dunkelheit und Frost war allgegenwärtig.
    Besitze ich nicht Magie? Ich glaube, das ist ein Teil von mir. Ich sollte sie einsetzen. Ja, das ist eine gute Möglichkeit. Dann bin ich umgehend frei. Schön, dass ich mich daran erinnert habe
.
    Doch nichts geschah.
    Habe ich mich geirrt? Ist es eine Erinnerung, aber nicht meine? Oder nur ein Wunschtraum? Aber … bin ich denn fähig zu träumen?
    Vielleicht hatte der
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