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Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Titel: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig
Autoren: Susan Schartz
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plötzlich angespornt.
Ich habe ein Ziel. Wir werden David finden, dann werden wir nach dem Quell weitersuchen, und wenn es mich alles kostet. Niemals werde ich zulassen, dass der Getreue die Oberhand gewinnt!
    Sie zuckte zusammen, als ihr Vater sie zärtlich ins Ohr kniff. Das tat er schon seit ihrer Kindheit, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, gleichzeitig vermittelte es so etwas wie ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Sie waren zwar nur eine kleine Familie von zwei Personen, aber die Bezeichnung traf trotzdem auf sie zu.
    »Deine Augen funkeln, Fiorellina«, sagte Fabio. »Ti conosco, ich kenne dich. Du hast soeben eine Entscheidung gefällt. Derjenige, den es betrifft, sollte sich warm anziehen.«
    Da musste Nadja lachen. »Fahren wir endlich weiter, sonst kommen wir nie an.«
    Beim Hinausgehen fiel ihr auf, wie ungewöhnlich schweigsam und distanziert Rian auf einmal war. Hatte es damit zu tun, dass Nadja sich dazwischengedrängt und die Unterhaltung mit Fabio unterbrochen hatte? Oder hatte Nadjas vorherige schlechte Laune auf sie abgefärbt?
    »Was war das vorhin auf dem Parkplatz mit den Busleuten?«, fragte sie unverfänglich.
    »Oh, nichts weiter«, antwortete Rian. »Ein Stock ist auf dem Fuß von Pirx gelandet, und das hat er ziemlich übel genommen. Verständlich, oder?«
    »Nun, der Mensch konnte ihn schließlich nicht sehen.«
    »Ach, dann waren die anderen Leute wohl auch unsichtbar, die diese Alten einfach weggeschubst haben? Nicht zu fassen, wie Menschen sich benehmen, sobald sie ein Rudel gebildet haben. Als gehörte ihnen die ganze Welt.«
    »So ist es gewissermaßen ja auch«, versetzte Nadja. »Ihr seid schließlich gegangen.«
    Rian presste die Lippen zusammen.
Zwischenspiel
Der Kerker
    Nichts veränderte sich. Alles blieb gleich. Die Lichtlosigkeit. Ab und zu das Rasseln einer Kette bei einer kurzen Bewegung von Arm oder Bein.
    Immerhin
, dachte der Gefangene,
weiß ich noch, dass ich Arme und Beine habe. Früher bin ich aufrecht gegangen. Ich glaube, das schaffe ich jetzt nicht mehr. Alles wird aus mir gesaugt. Mein Wille genauso wie meine Lebenskraft. Ich verliere mich immer mehr. Ob ich mich je wieder erinnern werde? Und ist das, was mich erwartet, der Tod?
    Seltsam. Ich dachte immer, ich könnte nicht sterben. Zumindest erinnere ich mich an diesen Gedanken. Was bedeutet das wohl, der Tod? Ich weiß natürlich, dass mein Körper aufhört zu atmen, kein Blut mehr durch die Adern kreist. Der stoffliche Leib wird starr und kalt, und da gibt es keinen Platz mehr für meinen Geist. Was aber ist mein Geist? Diese müden Gedanken, die sich immer im Kreis drehen? Fehlende Erinnerung? Wird mein Geist zerstieben wie aufgewirbelte Asche aus einem Feuerloch, wenn mein Körper ihm keine Heimstatt mehr ist? Wird er sich auflösen?
    Habe ich Angst? Muss ich Furcht empfinden?
    Etwas verlässt mich, Tropfen für Tropfen, ich kann es fühlen
.
    Der Gefangene tastete sich ab, um die Wunde zu finden, aus der sein Leben rann, doch seine Finger waren taub. Und es schien überall nur Ketten zu geben, die sich enger um ihn zogen, sobald er sie berührte oder sich zu heftig bewegte.
    Allmählich sickerte Resignation in seine Gedanken. War er der alleinige Mittelpunkt des dunklen Universums, das ihn umgab? Der Gefangene wusste nicht einmal mehr sicher, ob er tatsächlich festen Boden unter sich fühlte oder sich dies nur einbildete. Eine Erinnerung, mit der er nichts mehr anfangen konnte. Jedoch die Ketten waren wirklich, die nach seinem Lebenssaft lechzten und ihn aussaugten. Wo sie endeten, woran sie befestigt waren, vermochte der Gefangene nicht zu sagen.
    Aber das müssen sie doch, oder? Irgendwo befestigt sein. Einen Anfang nehmen. Oder ein Ende, wenn ich der Anfang bin. Wenn mich etwas festhält, muss es auch eine Befestigung geben. Ich sollte es herausfinden
.
    Es war ein Ziel. Etwas, woran er sich festklammern konnte, bevor nichts mehr von ihm übrig war.
    Solange ich mich erinnere, solange ich noch irgendetwas weiß, werde ich existieren. Ich bin das Universum, und das Universum ist ich. Es ist nicht der Anfang, aber auch noch lange nicht das Ende. Ich werde mich an den Ketten entlanghangeln, solange, bis ich zu meinen Erinnerungen zurückgefunden habe
.
    Ich bin … und ich werde sein
.
    Ich werde mich erinnern
.
    Und dann bin ich frei
.

2 Das Haus der Oresos
    Das Schild wies auf die Abfahrt »Padova-Ovest« hin. Von hier aus waren es nur noch gut fünfzig Kilometer bis Venedig. Nadja verspürte aufgeregte
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