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Verwunschen

Verwunschen

Titel: Verwunschen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Augen, und die Tür schloss sich.



D ie Zwillinge wurden von einer fröhlichen Stimme geweckt, und als sie die Augen aufschlugen, stieg ihnen der Duft von gebratenem Speck in die Nase.
    »Mona, Patrick, kommt herunter. Frühstück!«
    Cera war als Erste aus dem Bett und lief schwanzwedelnd zur Tür.
    »Und da soll noch einer behaupten, der Hund würde nicht begreifen, was gesprochen wird. Zumindest, wenn es ums Essen geht, versteht sie vermutlich jedes Wort.«
    Die Zwillinge begnügten sich mit einer Katzenwäsche und kamen gerade in die Küche, als Brenda Rührei auf den Tellern verteilte.
    »Na, habt ihr gut geschlafen?« Sie strahlte über ihr rundes Gesicht, das die Hitze des Herdes gerötet hatte.
    Mona und Patrick tauschten einen Blick, dann nickten sie einmütig. Ihre Ängste der Nacht kamen ihnen jetzt am hellen Tag albern vor. Sie schlängelten sich auf ihre Stühle und ließen staunend den Blick schweifen.
    »Schön für euch, auch wenn es mich ein wenig wundert. Es ist ja fast schon gegen die Ehre der Hausgeister, Fremden im Haus ungestörten Schlaf zu gönnen.« Sie kicherte, und die Zwillinge waren nicht sicher, ob sie sich einen Spaß erlaubte oder an ihre eigenen Worte glaubte.
    Brenda setzte sich zu ihnen und fing an, Rührei mit Speck, gebratene Tomaten und Pilze, Bratkartoffeln, weiße Bohnen in Tomatensauce und seltsame rote und weiße Würstchen auf ihren Teller zu laden.
    »Greift zu. Das ist ein echtes irisches Frühstück!«
    »Das alles esst ihr jeden Morgen?«, gab Mona ungläubig zurück. Kein Wunder war Brenda so kugelrund, dachte sie, sagte es aber natürlich nicht laut.
    »Ja, schon. Ein ordentliches Frühstück gibt Kraft für den Tag. Dafür gibt es bei uns normalerweise erst am Abend wieder etwas.«
    »Na dann!« Patrick schaufelte sich Kartoffeln und Würstchen auf den Teller, während Mona zuerst nach Toast und Butter griff und ihr Rührei mit ein wenig Speck aß. Der Bacon war köstlich. Dünn und kross angebraten. Cera schielte sehnsüchtig zum Tisch hoch, doch sie musste sich gedulden und auf ihr Hundefutter warten.
    »Nehmt noch etwas!«, forderte Brenda sie auf. »Allerdings habe ich noch ein wenig Stew von gestern im Kühlschrank gelassen, das ihr euch aufwärmen könnt, falls ihr heute Mittag Hunger bekommt. Ich jedenfalls werde erst heute Abend wieder vorbeikommen können. Ich muss nach Galway runter und werde nicht vor dem späten Nachmittag zurück sein.
    Die Kinder versuchten nicht zu sehr zu strahlen und versicherten Mrs O’Nialls, dass sie bis zum Abend nicht verhungern und sich auch nicht langweilen würden.
    »Wir können uns Brote schmieren«, sagte Mona. »Es ist genug Schinken und Käse im Kühlschrank.«
    Brenda nickte ein wenig zweifelnd – das schien ihr kein ordentliches Essen zu sein – und nahm sich noch eine Portion Bohnen. Anschließend räumten sie zusammen die Küche auf. Dann verabschiedete sich die Nachbarin und ihr Auto fuhr knatternd davon. Die Zwillinge zögerten nicht, kaum war es um die Ecke, stürmten sie aus dem Haus. Sie liefen durch den Garten zur Ruine hinüber.
    »Kylah?«
    »Haltet Abstand!«
    Die Geschwister kletterten auf die Mauer und setzten sich auf einen der grauen Quader.
    Kylah trainierte wieder mit ihrem Pony. Der Schecke galoppierte im Kreis, während Kylah mit ausgestreckten Armen aufrecht auf seinem Rücken stand. Dann sprang sie mit einem Überschlag ins Gras und landete geschmeidig auf den Füßen. Kylah verbeugte sich und auch der Schecke neigte den Kopf. Mona applaudierte begeistert und selbst Patrick ließ sich zu einem Lob hinreißen. Sie kletterten von der Mauer und gingen auf ihre neue Freundin zu.
    »Das war toll!«, wiederholte Mona.
    Kylah steckte ihrem Pony etwas zu, das wie ein Pfefferminzbonbon aussah, und streichelte seine Stirn. »Danke. Wir trainieren schon seit Monaten jeden Tag. Irgendwann werde ich eine berühmte Kunstreiterin!«
    »Wenn du so weitertrainierst, bestimmt«, rief Mona, während Patrick lieber schwieg. Mona konnte sich schon denken, dass ihr vernünftiger Bruder solch eine Idee für absurd oder zumindest für unrealistisch hielt, aber sie wollte Kylahs Begeisterung nicht bremsen.
    Kylah ging zu ihrem Schecken, streichelte ihn noch einmal und entließ das Pony zum Grasen. Dann ging sie auf eine windgeschützte, sonnige Stelle am Fuß einer aus grauen Steinblöcken errichteten Mauer zu und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. Auch Mona und Patrick ließen sich ins Gras sinken. Das
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