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Verwunschen

Verwunschen

Titel: Verwunschen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Weg.
    Im oberen Geschoss lag Grand Myrnas Schlafzimmer, das Bad, ein kleines Arbeitszimmer und das Gästezimmer, in dem Mona und Patrick schliefen. Die vier Türen lagen an den beiden Längsseiten eines kleinen Flurs. An dessen Ende befand sich noch eine weitere schmale Holztür, hinter der eine steile Stiege auf den Dachboden hinaufführte.
    Als Mona und Patrick die oberste Stufe erreichten, ließ ein weiteres Krachen sie zusammenfahren.
    »Das kam aus unserem Schlafzimmer«, sagte Mona mit einem Seufzen. Patrick nickte mit zusammengepressten Zähnen, doch er ging geradewegs auf die Tür zu und riss sie nach kurzem Zögern auf. Mona drängte sich neben ihn. Sie ließ Cera los, die bellend ins Zimmer sprang.
    Sie brauchten nicht lange, um zu erkennen, dass niemand im Zimmer war. Außer je einem Bett zu beiden Seiten, den Nachtschränkchen und einem alten Bauernschrank neben der Tür gab es keine weiteren Möbel. Zur Sicherheit leuchtete Patrick noch in den Schrank und unter die Betten.
    Eine Waschschüssel lag in unzählige Teile zersprungen auf dem Boden. Mona bückte sich, um die größeren Bruchstücke aufzuheben. Noch während sie überlegte, wie die Schüssel hatte herunterfallen können, krachte es noch einmal und ihre Kerze erlosch. Mona fuhr hoch.
    »Was war das?«
    Patrick deutete ins Zimmer. Diesmal sahen die Zwillinge, woher das Geräusch kam. Mona lachte erleichtert auf.
    »Das Fenster war nicht richtig zu!« Noch einmal öffnete es sich leise knarrend einen Spalt und schlug bei der nächsten Windböe wieder zu. Mona trat vor, verriegelte es und zog den Vorhang vor. Doch plötzlich hielt sie inne. Auf dem Fensterbrett und dem Nachtschränkchen lag etwas Braunes, Pulvriges. Es sah aus wie trockene Erde. Doch das war es nicht und sie winkte ihren Bruder heran.
    »Sieh dir das an!«
    Patrick beugte sich vor und hielt seine Kerze hoch. Eine Spur führte über das Fensterbrett bis zum Rand und querte dann das Nachtschränkchen.
    »Es ist die gleiche Art Spur wie in der Küche.«
    Mona nickte. »Das unbekannte Wesen.« Sie schwieg eine Weile und kaute auf der Lippe, ehe sie sich wieder an ihren Bruder wandte. »Ich kann mir ja vorstellen, dass dieses Tier die Waschschüssel heruntergeworfen hat, aber wie kann es ein Fenster öffnen?«
    Patrick zuckte mit den Schultern. »Vermutlich war es nicht richtig zu, nur angelehnt, und dann hat der Wind es aufgestoßen.«
    »Ja, klar«, stimmte sie ihm zu, denn sie wollte es zu gerne glauben.
    Die Geschwister machten sich auf den Rückweg, als plötzlich das Licht wieder anging. Erleichtert kehrten sie ins Erdgeschoss zurück, aber irgendwie hatten sie beide keine Lust mehr, weiterzulesen. So war Mona fast erleichtert, als Patrick vorschlug, ins Bett zu gehen. Er sammelte die Scherben der Waschschüssel ein und brachte sie nach unten, während Mona das Zimmer kehrte, damit keine Splitter zurückblieben. Kurz darauf lagen beide in ihren Schlafanzügen unter den Bettdecken. Cera rollte sich an Monas Füßen zusammen. Patrick knipste die Nachttischlampe aus. Er hatte vorsorglich die Kerzen und Streichhölzer danebengelegt, falls der Strom wieder ausfallen sollte.
    »Gute Nacht, Patrick.«
    »Gute Nacht, schlaf schön, Schwesterchen«, kam es aus der Dunkelheit zurück. Patricks Decke raschelte, dann war es im Zimmer still. Draußen aber rauschte der Wind. Er schwoll an und ließ dann wieder nach, nur um kurz darauf in einer heftigen Böe zwischen Haus und Schuppen hindurchzupfeifen. Das alte Haus ächzte. So müde wie Mona sich vorhin noch gefühlt hatte, so hellwach war sie nun wieder und lauschte auf jedes Geräusch, das sie nicht einordnen konnte.
    Ob Patrick noch wach war? Nichts zu hören. Nein, er schlief wohl schon. Mona tastete nach Cera und vergrub ihre Finger im Fell der Hündin. Diese gab einen zufriedenen Schnarchton von sich. Mona unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung. Es war alles in Ordnung. Endlich schlief auch sie ein, und so bemerkte sie nicht, als sich kurz nach Mitternacht die Klinke der Tür langsam neigte.
    Cera öffnete die Augen und hob den Kopf. Mit einem leisen Knarren schob sich die Tür Stück für Stück auf. Die Nackenhaare des Hundes stellten sich auf, doch er rührte sich nicht.
    Für einige Augenblicke passierte nichts, dann tauchten zwei leuchtend grüne Augen aus der Dunkelheit auf und spähten durch den Spalt. Cera knurrte.
    Ein aufgeregtes Wispern, das wie das Rascheln dürrer Blätter klang, war zu hören, dann verschwanden die
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