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Verwunschen

Verwunschen

Titel: Verwunschen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Rücken rumturnen zu lassen!«
    Mona wandte sich wieder dem Mädchen zu, das in die Mitte des Hofs getreten war und das Pony nun im Kreis um sich herumgaloppieren ließ.
    »Und nun?«, fragte sie mit skeptischer Miene.
    Statt einer Antwort lief Mona in den Kreis und dann von schräg hinten auf das Pony zu. Sie nahm Anlauf, griff in den Gurt, wie das Mädchen es vorhin gemacht hatte, und stieß sich ab. Schon saß sie auf dem Rücken des Ponys, das gleichmäßig weiter im Kreis lief. Mona kniete sich auf den Rücken des Ponys, das noch immer seine Kreise zog. Dann streckte sie ein Bein und einen Arm aus. Fahne nannte man diese Figur. Sie kniete sich wieder hin und richtete dann den Oberkörper auf, beide Arme zur Seite gestreckt. So ritt sie eine Runde, ehe sie den Riemen wieder fasste, sich abdrückte und mit einem eleganten Schwung mit gestreckten Beinen zum Boden zurückkehrte, wo sie federnd im Gras landete. Das fremde Mädchen ließ die Arme sinken und starrte Mona verblüfft an, während das Pony in Trab zurückfiel und dann stehen blieb, um ein wenig zu grasen.
    »Das war nicht schlecht«, sagte das Mädchen und deutete dann auf Patrick. »Kann er das auch?«
    Patrick trat näher und gab seiner Schwester die Brille zurück. »Das nicht, aber reiten kann ich ebenfalls. »Darf ich?«
    Das Mädchen nickte stumm, während er sich bereits auf den Rücken des Schecken schwang. Er löste die um den Hals gewickelten Zügel und drückte dem Pony beide Beine in die Flanken. Sofort trabte es munter los. Patrick ritt es einmal im Kreis herum, dann tippte er ihm die linke Ferse in die Seite. Der Schecke verfiel in Galopp. Patrick ritt noch eine Runde, dann aber dirigierte er das Pony geradeaus und trieb es direkt auf die Steinmauer zu. Das Mädchen stieß einen Schrei aus und auch Mona biss sich auf die Lippen. Hoffentlich ging das gut. Dies war kein Hindernis in der Halle, dessen Stangen einfach herunterfielen, wenn das Pferd dagegenstieß. Dies war eine Mauer aus kantigen Steinbrocken und sie war hüfthoch.
    Doch der Schecke nahm die Mauer in einem weiten Sprung und sein Reiter kam nicht aus dem Gleichgewicht. Die beiden Mädchen ließen gleichzeitig mit einem Seufzer die Luft entweichen, die sie unwillkürlich angehalten hatten. Da kam Patrick schon durch den Torweg hereingeritten und hielt neben den beiden an.
    Die Fremde schüttelte ihre Locken. »Ihr habt echt was drauf.« Sie lächelte zum ersten Mal und sah richtig hübsch aus. »Ich heiße Kylah, und ihr?«
    »Patrick«, sagte er und ließ sich vom Rücken des Ponys gleiten. »Und das ist meine Zwillingsschwester Morrigan.«
    »Ich heiße Mona!«, protestierte diese und funkelte ihren Bruder wütend an. Er wusste genau, dass sie diesen seltsamen Namen hasste. Doch Kylah nickte nur. Sie war die Erste, die sich nicht über den Namen lustig machte.
    »Patrick, ein irischer Heiliger, und Morrigan, eine Göttin der Kelten«, sagte sie. »Ich nehme an, es war nicht euer Vater, der die Namen ausgesucht hat?«, fügte sie mit einem verschmitzten Lächeln hinzu.
    Die Zwillinge nickten mit tragischen Mienen. »Ja, und wie du dir denken kannst, hat uns keiner gefragt.«
    Kylah hob die Schultern. »Mir gefallen eure Namen. Und wie heißt euer Hund?«
    »Sie heißt Cera.«
    Kylah ging in die Hocke und pfiff leise vor sich hin. Sofort eilte Cera zu ihr, legte sich auf den Rücken und bettelte mit flehendem Blick um Zärtlichkeiten.
    »Ich glaube, sie mag mich«, frohlockte Kylah und kraulte ihren Bauch. Ein wenig verstimmt über so viel Begeisterung einer Fremden gegenüber, konnten die Zwillinge nicht anders, als ihr zuzustimmen. Anderseits, wenn sogar Cera sie gleich ins Herz schloss, konnte sie kein schlechter Kerl sein, und ihre Bekanntschaft könnte die langen Sommerferien hier noch spannender gestalten.
    »Zeigst du uns jetzt noch ein paar deiner Kunststücke?«, bat Mona.
    Kylah nickte. »Wenn es euch nicht zu langweilig ist, könnt ihr gerne zusehen.«
    Doch ehe sie überhaupt begonnen hatte, hörten die Zwillinge eine Stimme vom Cottage her ihre Namen rufen.
    Patrick seufzte. »Das ist sicher Brenda O’Nialls. Ich fürchte, wir müssen gehen.«
    »Aber wir kommen wieder«, versprach Mona.



G rand Myrnas Nachbarin Brenda O’Nialls war eine dicke, kleine Frau mit einem Kopf voller rötlicher Locken und einem stets gemütlich lächelnden Gesicht. Sie hatte den Zwillingen frisches Irish Stew und gekochte Kartoffeln mitgebracht und war gerade dabei, den Tisch zu decken,
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