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Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung
Autoren: T. J. MacGregor
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elf Jahren tot, Sheppards Ehe war noch länger her, und jetzt waren sie ein Paar in den Vierzigern, das daran gewöhnt war, allein im Einzelbett zu liegen.
    Sie konnte nicht wieder einschlafen – und sie wusste, dass es teilweise daran lag, dass sie fürchtete, ihr Albtraum würde dort weitergehen, wo er unterbrochen worden war. Die Eindringlinge. Mira versuchte, ihre Gesichter heraufzubeschwören, weitere Einzelheiten des Albtraums, sie versuchte auszumachen, ob es bloß ein schlechter Traum oder eine Art Warnung gewesen war. Aber ihre Anstrengungen brachten auch nicht mehr als Sheppards Fuß. Frustriert schlug sie das Laken beiseite und stieg aus dem Bett. Sie hatte Hunger.
    Als sie die Küche betrat, gesellten sich alle drei Katzen zu ihr, schlängelten sich zwischen ihren Beinen hindurch, miauten nach Futter, Freiheit, Streicheleinheiten. Whiskers, das Alphamännchen, ein schwarz-weißer Kater, gehörte Nadine. Powder, eine weiße Katze mit beängstigend blauen Augen, gehörte Sheppard, und die gescheckte Katze, Tigerlily, war ihre. Und da kam auch schon Annies Tier angetrottet, Ricki, eine wundervolle Golden-Retriever-Hündin mit rotgoldenem Fell, die mit dem Schwanz wedelte, als sie die Katzen entdeckte, ihre erweiterte Familie. Mira fütterte alle, machte sich dann selbst einen Teller mit eiskalter Papaya, Scheiben eiskalter Mango und einem halben getoasteten English Muffin mit echter Butter zurecht, dann schnitt sie sich noch etwas Cheddar-Käse dazu.
    Nadine, seit über sechzig Jahren Veganerin, mochte noch nicht einmal den Anblick von Käse oder Eiern im Kühlschrank und bekam fast jedes Mal einen Anfall, wenn sie Fisch oder Hühnchen entdeckte, die Sheppard gekauft hatte. Sowohl Annie als auch Mira hatten wieder begonnen, Fisch zu essen, als Sheppard eingezogen war, ein weiteres Unglück auf der langen Liste der Dinge, die Nadine gegen ihn hatte. Aber was soll’s, dachte Mira. Ihre vegane Ernährung war niemals eine Religion gewesen. Sie bezweifelte, dass sie je so weit gehen würde, Huhn zu essen, aber nach Jahren mit nichts als Gemüse, Obst und Soja, waren Käse, Eier und Fisch eine willkommene Abwechslung.
    Mira trug ihren Teller mit den Leckereien nach draußen, setzte sich an den Rand des Pools und tauchte ihre Füße in das wunderbar warme Wasser ein. Sterne glitzerten am herrlichen Sommerhimmel, aber hier und da verschwanden sie hinter schnell ziehenden Wolken. Hier unten auf der Erde übersetzte sich ihre Schnelligkeit in eine angenehm warme, feuchte Brise, die dann und wann zunahm, aber nicht genug, um sie auf Hurrikan Danielle zurückführen zu können. Genau genommen hatte sie bis gerade eben den Hurrikan komplett vergessen.
    Das Letzte, was sie gegen fünf gestern Nachmittag gehört hatte, war, dass er auf Südkuba zuzog und Südflorida mit den Keys nicht einmal streifen würde. Wunderbar. Sie hatte auch ohne einen Hurrikan genug Sorgen.
    Im Augenblick beschäftigte sie vor allem, dass einer der drei Autoren, die am nächsten Abend beim Sommersonnenwendefest Autogramme geben sollten, aufgrund eines familiären Notfalls abgesagt hatte. Sie hoffte, einen Autor aus der Stadt zu finden, der kurzfristig einspringen konnte, wollte sich aber nicht darauf verlassen. Außerdem musste sie Nadines Yogastunden für die nächsten sechs bis acht Wochen absagen – oder eine Vertretung finden. Aber eine Vertretung würde fünfundzwanzig Dollar die Stunde kosten, zweihundert die Woche, achthundert im Monat, und das zusätzlich zu Nadines normalem Gehalt. So viel Geld hatte sie im Moment einfach nicht. Aber ohne Vertretung müsste sie selbst unterrichten, was bedeutete, dass sie eine ihrer Teilzeitangestellten auf Vollzeit setzen musste, oder Annie müsste sie währenddessen vertreten.
    Mira planschte mit den Füßen im warmen Wasser und stellte ihren leeren Teller auf die Ziegel, die den Pool umrandeten. Das Wasser lockte. Sie zog ihr Oberteil über den Kopf, schlüpfte aus ihrer Hose und der Unterhose, dann ließ sie sich ins Wasser gleiten. Sie schwamm mit geöffneten Augen zwei Bahnen unter Wasser und genoss das seidige Gefühl des warmen Wassers auf der nackten Haut. Nur eine der Unterwasserleuchten im Pool brannte, sie warf eigenartige Muster auf den Boden des Beckens. Dann und wann stiegen Luftblasen auf, wenn sie den Atem ausstieß, und durchbrachen die Symmetrie von Schatten und Formen.
    Als sie am flachen Ende wieder auftauchte, sah sie erschrocken Wayne Sheppard dort stehen, seine ganzen
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