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Verwirrend heiße Gefühle

Verwirrend heiße Gefühle

Titel: Verwirrend heiße Gefühle
Autoren: Margaret Watson
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fragte er, als sie sich zu Boden sinken ließ und die Decke öffnete.
    Andi nickte. “Es ist eingeschlafen.”
    “Gut.”
    “Ich hatte schreckliche Angst, dass Paolo weinen könnte.”
    “Jetzt kann er schreien. Hier hört ihn niemand.”
    Sie betrachtete das schlafende Baby. “Er wird vorerst nicht aufwachen.”
    “Bist du sicher?”
    “Nein. Ich hatte ihn nie die ganze Nacht und weiß nicht, ob er durchschläft.”
    Chase lehnte sich an einen Baum und sah zu, wie sie das Baby streichelte. “Du weißt nicht viel über ihn.”
    “Es reicht.”
    “Du wolltest mit einem Baby, das du nicht kennst, in den Dschungel fliehen?”
    “Ich habe mich in den letzten zwei Monaten tagsüber um Paolo gekümmert.”
    “Das ist etwas anderes, als ihn ständig zu versorgen.”
    “So schwer kann das nicht sein”, entgegnete sie eigensinnig. “Das schaffe ich schon.”
    “Wieso wolltest du mit ihm weg?”
    Seufzend betrachtete sie das Baby. “Weil er jetzt nur noch mich hat. Ich konnte nicht in Chipultipe bleiben und zusehen, wie er umgebracht wird.”
    “Wer sollte ein Baby töten?”
    “El Diablo. Du kennst ihn. Er würde nicht zögern, ein unschuldiges Kind umzubringen.”
    Chase ließ sich auf die Erde sinken. Zwischen den Bäumen fiel das schwache Licht des Mondes auf Andis Gesicht. Es reichte nicht aus, dass Chase ihre Miene erkennen konnte, doch er erinnerte sich noch genau an ihre leuchtenden hellblauen Augen. Hastig wandte er sich ab.
    “Was ist mit Paloma geschehen?”
    “Glaubst du nicht, wir sollten erst einmal weiter weg von Chipultipe?”
    “Hier sind wir vorerst in Sicherheit. Ich muss wissen, was los ist.”
    Andi streichelte die Wange des schlafenden Babys. “Ich war zwei Monate in Chipultipe”, berichtete sie, “getarnt als Lehrerin des Friedenscorps. Ich sollte Informationen über Paloma beschaffen. Sie arbeitete in El Diablos Versteck als Hausmädchen.”
    “Wie bist du an sie herangekommen?”
    “Sie war eine sehr mutige Frau”, erwiderte Andi leise. “Ihr Mann arbeitete auch für El Diablo. Als er vor wenigen Monaten bei einer gescheiterten Drogenlieferung von Regierungssoldaten getötet wurde, erkannte sie, wie herzlos und grausam El Diablo ist. Der Tod ihres Mannes war ihm gleichgültig. Das gehörte zum Geschäft. Da wusste sie, dass sie El Diablo unschädlich machen musste. Von Monterez aus rief sie die Polizei an, und die hat sich mit unserer Agentur in Verbindung gesetzt. Zwei Monate später wurde ich als Kontaktperson nach Chipultipe geschickt.”
    “Sie arbeitete also in El Diablos Haus.”
    Andi nickte. “Sie beschaffte uns wertvolle Informationen. Sie dachte, El Diablo würde ihr nicht misstrauen. Vielleicht irrte sie sich, oder er schöpfte Verdacht, weil sich eine Fremde um sie und Paolo kümmerte. Er wollte wahrscheinlich kein Risiko eingehen. Heute Abend wurde sie auf dem Heimweg niedergeschossen. Man hielt sie für tot und ließ sie liegen.”
    Chase drückte ihre Hand, obwohl er sich besser zurückgehalten hätte. “Tut mir leid, das muss schlimm gewesen sein.”
    “Natürlich.”
    Er sah ihr an, dass sie sich schuldig fühlte, und er erinnerte sich an den Schmerz über den Verlust eines Menschen, mit dem er zusammengearbeitet hatte … und an die Rolle, die Andi McGinnis in diesem Fall gespielt hatte.
    “Paloma schaffte es zu meinem Haus. Sie hatte aber zu viel Blut verloren. Ich konnte sie nicht retten, machte es ihr jedoch so leicht wie möglich. Sie starb kurz vor deinem Eintreffen.”
    “Und wieso musstest du weg?”
    “Ihre Leiche liegt in meinem Haus”, erwiderte Andi ungeduldig. “Wenn El Diablo ihr misstraute, musste er mich für eine Kontaktperson halten. Ich war im Dorf fremd und außerdem Amerikanerin.”
    “Wieso bist du dann nicht allein geflohen, sondern hast das Kind mitgenommen?”
    “Weil der Kleine niemanden sonst hat. Paolo hat keine Verwandten. Jemand muss sich seiner annehmen. Paloma hat mich darüber hinaus gebeten, mich um ihn zu kümmern. Ich habe es ihr versprochen. El Diablo hätte ihn höchstwahrscheinlich als Warnung an mögliche Verräter auch umgebracht.” Sie zögerte. “Paloma gab mir vor ihrem Tod noch wichtige Informationen. Ich muss unbedingt nach Monterez, und mir bleiben nur fünf Tage.”
    Sie strich dem Baby über den Kopf. Chase wollte diese Seite von Andi McGinnis nicht sehen. Zärtlichkeit erfüllte ihn und ein Sehnen, das er nicht genau einordnen konnte. Abrupt stand er auf und wandte sich ab. Eine Familie war das
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