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Vertrau mir

Vertrau mir

Titel: Vertrau mir
Autoren: Julia Arden
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anders«, sagte Anna stoisch. »Und außerdem ist es doch nur für eine begrenzte Zeit«, hielt sie entgegen. Ein vager Versuch, Maike zu vertrösten. Er missglückte.
    »Begrenzt? Auf wie lange?«, wollte Maike wissen. »Drei Monate, ein halbes Jahr, ein Jahr?«
    Anna zuckte mit den Schultern. »Ja. Ich schätze so ein Jahr. Dann bin ich aus dem Gröbsten raus. Der Hof einigermaßen renoviert.«
    »Aus dem Gröbsten raus?« meinte Maike sauer. »Vergiss es! Dieser Hof ist nicht im allerbesten Zustand. Während du die notwendigsten Reparaturen machst, verfällt dir die Grundsubstanz unter den Fingern. Das musst du doch auch sehen!«
    Natürlich sah Anna das. Sie hatte ja Augen im Kopf. Das Mauerwerk war an vielen Stellen brüchig, der Dachstuhl im großen Stallgebäude bedurfte einer gründlichen Ausbesserung. Außerdem waren einige der Dachplatten lose. Bei stärkerem Wind hörte man sie deutlich klappern. Ein richtiger Sturm konnte sie leicht lösen. Herumgewirbelt vom Wind konnten sie sonst was treffen.
    »Das hier«, Maike machte eine ausholende Handbewegung, »ist ein schwarzes Loch, das all dein Geld verschlingt. Egal, wie viel du arbeitest. Hier musst du einmal richtig investieren. Mit deinen Kleckerbeträgen kommst du nicht weiter.«
    »Jetzt übertreibst du und wirst unsachlich!« Anna fühlte sich auf unfaire Weise angegriffen.
    »Ja? Findest du?« fragte Maike. Ihre Augen blitzen Anna an, drückten ihren Ärger deutlich aus.
    »Was willst du? Soll ich einfach alles sein lassen? Das Projekt aufgeben? Das kommt nicht in Frage.«
    »Davon ist doch gar nicht die Rede. Aber wenn du von mir keine finanzielle Hilfe annehmen willst und, ganz offensichtlich, mit deiner bisherigen Methode die Situation nicht in den Griff bekommen kannst, dann müssen wir nach einer dritten Lösung suchen.«
    »Tolle Idee. Und wie soll diese geniale Lösung aussehen?« fragte Anna gereizt.
    »Ja das weiß ich natürlich im Moment auch nicht.« Maike gestikulierte hilflos mit den Armen. »Keine Ahnung. Vielleicht ein Sponsor.«
    »Ein Sponsor«, wiederholte Anna spöttisch. »Klar, den findet man ja an jeder Ecke.«
    »Verdammt!« sagte Maike. »Ich meine das ernst. Es muss eine vernünftigere Lösung geben als die, dass du dich kaputt machst. Wir müssen sie nur finden. Statt mich auszulachen, solltest du lieber auch mal deinen Kopf anstrengen.«
    »Ja glaubst du, ich hätte nicht über eine Alternative nachgedacht? Denkst du, es macht mir Spaß, mich wie ein Pferd abzurackern? Ich fühle mich total zerschlagen. Da brauche ich es gerade, dass du mir Vorwürfe machst.«
    Maike ging in den Flur, nahm ihre Jacke vom Haken der Garderobe. »So kommen wir nicht weiter«, sagte sie wütend. »Ich glaube, es ist besser, ich fahre nach Hause.«
    Und sie tat es. Wieder einmal! Anna unternahm nichts, Maike zurückzuhalten. Sie wird schon wieder kommen, wenn sie sich abgeregt hat, sagte Anna sich. So war es bisher immer, so wird es auch diesmal sein. Trotzdem breitete sich Leere in Anna aus. Und die bange Frage: Was aber, wenn Maike diesmal nicht zurückkommt?
    Müde und niedergeschlagen ging Anna ins Bett, schlief jedoch so schlecht wie noch nie. Genau genommen schlief sie gar nicht, trotz des großen Defizits, das sie in letzter Zeit hatte. Anna war einfach viel zu aufgewühlt über den Streit.
    Gegen zwei Uhr morgens stand sie auf, sah nach den Tieren, suchte dort Trost. Aber egal in welche Unterkunft sie schaute, es sahen sie nur verschlafene Gestalten an, die nichts mit der ungewohnten Unterbrechung der Nacht anzufangen wussten. Annas Streicheleinheiten nahmen die Tiere zwar entgegen, erwiderten sie ihrerseits jedoch kaum. Ein wenig enttäuscht über die mangelnde Begeisterung ging Anna wieder ins Haus, setzte sich in die Küche und aß einen Joghurt. Dabei grübelte sie darüber nach, warum alles so verfahren war. Warum konnte es zwischen Maike und ihr nicht mal für eine Zeit harmonisch sein? Ständig gab es irgendwelche Hürden in ihrer Beziehung.
    Auf der Fahrt nach Hause fluchte Maike wie ein Rohrspatz vor sich hin. Warum konnte Anna ihr nicht einmal vertrauen?! Die Geschichte ihrer Beziehung war die Geschichte fortgesetzten Argwohns. Jedenfalls was Annas Verhalten ihr gegenüber betraf. Es begann mit dem generellen Misstrauen ihres Berufes wegen. Okay, das konnte Maike noch verstehen, bei Annas Vorgeschichte. Aber es ging ja unaufhörlich so weiter. Anna sah immer nur das Schlechte in ihr. Ihr Ehrgeiz war falsch. Ihre Zärtlichkeit
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