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Vertrau mir

Vertrau mir

Titel: Vertrau mir
Autoren: Julia Arden
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allerdings immer noch etwas.«
    »Tut mir leid«, entschuldigte Anna sich. »Ich wollte dich wirklich nicht kränken.«
    Hast du aber, dachte Maike, sagte es jedoch nicht. Kurzes Schweigen auf beiden Seiten. Dann bot Maike an: »Wenn ich dir irgendwie helfen kann, sag es einfach.«
    »Ich habe wirklich eine Idee«, kam es zögernd.
    »Ehrlich? Raus mit der Sprache!« Maike wartete gespannt.
    »Wenn du mir mit der Arbeit auf dem Hof unter die Arme greifst, gewinne ich Zeit und kann mehr im Nebenjob arbeiten. Wie wäre das?«
    »Wenn es das ist, was du willst«, sagte Maike, meldete aber vorsichtig Bedenken an: »Nur ehrlich, in meinen Ohren klingt das nicht sehr hilfreich. Wie viel Zeit kannst du dadurch gewinnen? Ein paar Stunden, so selten wie ich da bin. Ich zweifle stark, dass das genug ist, um das dir fehlende Geld dazuzuverdienen.«
    Anna lachte. »Du unterschätzt meinen Einfallsreichtum. Ich dachte mir das so, dass du, wenn du am Wochenende hier bist, auf die Tiere aufpasst, und ich besorge mir einen Wochenendjob. Da verdient man gutes Geld. Und wenn was mit den Tieren ist, rufst du mich einfach an.«
    »Äh, ja sicher«, erwiderte Maike verwirrt und über alle Maßen enttäuscht. Dann würden Anna und sie sich bald gar nicht mehr sehen. Hatte Anna daran nicht gedacht? »Hast du was Bestimmtes im Auge? Mit deiner Wochenendarbeit, meine ich.«
    »Irgendeinen Putzjob.«
    Darüber hinaus, dass ihre gemeinsame Zeit noch knapper werden würde, machte Maike sich um Anna selbst Sorgen. »Wie lange, glaubst du, hältst du das durch? Drei Jobs: der Hof, die Taxizentrale und Putzen am Wochenende. Entschuldige, wenn ich das sage, aber du bist keine Zwanzig mehr.«
    Auch dieses Problem schien Anna ausgeblendet zu haben. »Darauf kann ich leider im Moment keine Rücksicht nehmen.« Sie legte all ihren Charme in ihre Stimme. »Wirklich, Maike. Du würdest mir damit sehr helfen.«
    »Hoffentlich«, seufzte diese inbrünstig. Zweifelte aber sehr an der Praktizierbarkeit dieser Lösung.
    Maikes Befürchtungen sollten sich bewahrheiten. Annas selbst auferlegtes XXL-Arbeitsprogramm ging ihr an die Substanz. Bei ihren abendlichen Telefonaten fiel Maike bald auf, wie abgekämpft Anna klang. Anna versuchte ihre Müdigkeit zu verbergen. Doch Maike erfuhr ja aus ihren Erzählungen, die sich naturgemäß darum drehten, was sie den Tag über machte, welch enormes Pensum Anna sich zumutete. Da konnte es nicht ausbleiben, dass der Körper an seine Grenzen kam. Maike fürchtete, dass Anna versuchen würde, sich mit Tabletten aufzuputschen.
    Angesichts dessen, dass Maike sowieso nur am Wochenende bei Anna sein konnte, bot die Situation auch für ihre »junge« Liebe nicht gerade viel Nährboden. Dank Annas »genialer« Arbeitsteilungsidee sahen sie einander nur wenige Stunden, und in denen schlief Anna meistens, während Maike auf leisen Sohlen durchs Haus schlich.
    Trotzdem wurde Anna zunehmend reizbarer. Was Maikes Tablettenverdacht unterstützte. Natürlich fragte sie Anna nicht danach. Maike hielt sich auch zurück, nach »Beweismaterial« zu suchen. Was nützte das? Fand sie Tabletten und hielt sie Anna unter die Nase, würde das nur zum absoluten Eklat führen, weil sie in deren Sachen herumwühlte. Maike verstärkte also ihre Bemühungen, auf Anna Rücksicht zu nehmen. Was die allerdings nur noch reizbarer machte. Bald interpretierte Anna in jede Bemerkung Maikes einen Vorwurf hinein. Streits entstanden. Dabei verlor dann auch Maike irgendwann die Geduld und begann mit der »Warum nimmst du mein Angebot nicht an?«-Diskussion. So auch heute Abend.
    »Du machst dich doch völlig kaputt mit der Schufterei, Anna!« brauste sie auf. »Siehst du das denn nicht ein?«
    Anna wollte Maike nicht beleidigen oder vor den Kopf stoßen, indem sie ihr sagte, dass weder sie noch Maike wussten, wie lange ihre Beziehung hielt. Dass sie Angst hatte, Maike könnte ihr irgendwann vorwerfen, sie hätte sie nur finanziell ausgenutzt. Auch wenn Anna es sich nicht vorstellen konnte, aber konnte sie ausschließen, dass Maike eines Tages, vielleicht wegen eines Streits, ohne Vorwarnung ihre Bürgschaft zurückziehen oder Geld, das sie ihr schuldete, zurückverlangen würde? Anna hatte in ihrem Leben schon so manche Erfahrung gemacht. Diese wäre nicht die Schlimmste. Nein, unter keinen Umständen wollte sie sich von Maike finanziell abhängig machen. Wie der Volksmund so schön sagte, bevor es Sozialhilfe gab: Arbeit schändet nicht.
    »Es geht eben nicht
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