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Vertrau mir! - Thriller

Vertrau mir! - Thriller

Titel: Vertrau mir! - Thriller
Autoren: Heyne
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etwas peinlich. Er wollte zurück ins Auto und mit dem Computerspiel weitermachen, das ihn beschäftigte. Er zeigte seine Ungeduld, indem er seufzte und die Augen verdrehte.
    »Wenn du mal ein Kind hast, dann weißt du, wie es ist, wenn man jemanden jede Sekunde vermisst.«
    »Dann wird’s dich ja freuen, dass gerade ein Mädchen von mir schwanger geworden ist.«
    »Ha, ha«, sagte sein Vater und machte ein betont überraschtes Gesicht.
    »Stimmt gar nicht«, sagte Luke. »Zwei Mädchen.«
    »Lustiger Kerl.« Sein Vater küsste ihn aufs Haar. »Sei ein braver Junge. Ich muss los, die anderen warten schon.« Dann noch ein rascher inniger Kuss für seine Mutter, und fort war er. Er flog mit den anderen Professoren auf einen Angeltrip nach North Carolina. Er kam nie zurück. Luke sah ihn nicht einmal mehr im Sarg, denn der Atlantik hielt die Leiche seines Vaters in seinen grauen Klauen fest. Luke war über den Strand gewandert, der der Absturzstelle des Flugzeugs am nächsten lag, und hatte sich gefragt, ob er durch das Rauschen der Brandung die sanfte Baritonstimme seines Vaters hören könnte. Ein verrückter Gedanke, aber nach der langen Dunkelheit der Trauer und den Wochen, in denen er sich als Ausreißer auf den Straßen herumtrieb, fand er es seltsam tröstlich, dem Ort nahe zu sein, an dem sein Vater gestorben war.

    Sein Vater wurde für ihn zu einer fernen, wenn auch schmerzlichen Erinnerung, aus der nur wenige deutliche Momente herausragten - wie sie daheim in Virginia schwimmen gingen, wie er auf dem Campus der Georgetown University das Büro seines Vaters besuchte, wie sie zusammen ein Spiel der Redskins genossen, als Luke fünf war, wie sein Vater ihn auf die Schultern hob und ihm alle Sterne der verschiedenen Sternbilder nannte. Dieses Licht, sagte sein Dad mit seiner leisen Stimme, hat viele Menschenleben lang gebraucht, bis es zu uns kam. Für das Licht der Sterne spielen ein paar Jahre und ein paar Kilometer keine Rolle. Vergiss nie, Luke, dass alles seine Zeit braucht. Und dass man immer versuchen muss, das Ganze zu sehen, nicht nur einzelne Details.
    Jetzt hätte er den Rat seines Vaters gebraucht. Er stand an einem Wendepunkt seines Lebens.
    Luke stellte den BMW, den Henry ihm zum Studienabschluss geschenkt hatte, im Parkhaus auf der Ebene für Kurzzeitparker ab. Auf der Beifahrerseite sprang Henry aus dem Wagen. Seine Sitzungen hatten etwas länger gedauert, und sie waren spät dran. Luke holte Henrys kleine Reisetasche aus dem Kofferraum.
    »Ich habe dir einen Ausdruck meines neuesten Berichts in die Tasche gesteckt, auch einen Ausdruck von der aktuellen Datenbank«, sagte Luke. »Du kannst den anderen Passagieren Angst machen, wenn du es laut liest. Dann haben alle was davon.«
    »Wie hast du den Bericht genannt?«, fragte Henry lächelnd, während sie zum Ausgang des Parkhauses gingen.
    »A Drive Down the Night Road.«
    »Das klingt wie ein schlechtes Heavy-Rock-Album.«
    »Ja, aber der Untertitel ist purer Jazz: Eine fortlaufende Analyse von Extremisten im Internet.«

    Henry lachte. »Danke für deine ganze Arbeit, Luke. Dich zu sehen, war das Beste an meiner Reise; der Versuch, meine Kollegen von den realen Bedrohungen zu überzeugen, war weit weniger lustig.«
    »Wollen Sie nicht auf dich hören?«
    »Ich glaube, dass massive Anschläge kommen werden. Aber sie behandeln mich so, als würde ich sagen, der Himmel stürzt ein.« Henry konnte seinen Zorn nicht ganz beherrschen. Sie gingen auf das Hauptterminal des Flughafens von Austin zu; der Frühlingswind war kühl, doch die Sonne schien ihnen grell in die Augen. »Also. Was ist mit meinem Job-Angebot?«
    »Falls ich annehme, dann wäre mein Job ganz offiziell … zu denken. Mom würde das lustig finden.«
    »Deine Mutter wäre unglaublich stolz auf dich.« Wie immer, wenn sie von Lukes Mutter zu sprechen begannen, schwiegen sie erst einmal für einige Sekunden. »Sie wäre auch stolz, dass wir zwei zusammenarbeiten.« Sie warteten, bis ein Sicherheitsbeamter den Verkehr anhielt und sie über den Fußgängerübergang winkte. Henry nickte dem Mann höflich zu.
    »Ich weiß nicht, ob mir da mein Psychologiestudium wirklich etwas nützen könnte. Aber es macht schon ein bisschen süchtig, mit diesen Irren Fangen zu spielen.«
    »Die Gefahr macht süchtig«, meinte Henry. Luke glaubte, dass Henrys Vorstellung von Gefahr sich darauf beschränkte, in zweiter Reihe zu parken oder im Kasino fünf Dollar zu setzen. »Deine Forschungsarbeit ist
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