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Vertrau mir! - Thriller

Vertrau mir! - Thriller

Titel: Vertrau mir! - Thriller
Autoren: Heyne
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Tötet sie, tötet sie alle, dann würde sich was ändern. Veränderung liegt in der Luft, das spüre ich. Und sie kommt schnell. Ich will dabei sein, wenn der Sturm der Veränderung das Alte wegfegt.
     
    »Wirklich ein Herzchen«, bemerkte Henry.
    »Und er meint es genau so, wie er es sagt. Er schreibt mir oft in diesen Gruppen. Ich bin momentan sein bester Online-Freund. Und er ist nicht bloß verrückt, Henry, er ist entschlossen. Das macht die Sache beängstigend.«
    »Du hast in deinem Bericht vom letzten Monat geschrieben, dass er zu denen gehört, die am ehesten zur Gewalt greifen könnten.«
    »Ja, er ist recht vielversprechend«, sagte Luke und verzog das Gesicht. »Aber durchgeknallt.«
    »Die Verrückten interessieren mich nicht. Mich interessieren die mit absolut festen Überzeugungen. Da liegt ein großer Unterschied.«
    »Ich kann diese Leute schwer einschätzen, ich kann nur
ihre Kommentare sammeln. Ich hoffe, es ist genug Material für deine Forschungsarbeit.« Es ermüdete ihn, so viel Hass zu sehen. »Für deinen Klienten.«
    Henry hörte die hartnäckige Frage in Lukes Stimme. »Wie gesagt, ich muss meinen Klienten vertraulich behandeln.«
    »Lass mich raten. Es ist die Regierung. Sie wollen diese Leute im Auge behalten und sich vergewissern, dass das alles nur heiße Luft ist und sie nicht anfangen, Waffen zu kaufen oder Bomben in Bussen zu legen oder Attentate auf Politiker durchzuführen.«
    »Ich kann es nicht sagen. Nur so viel: Mein Klient wird mit deiner Arbeit sehr zufrieden sein.«
    »Es überrascht mich, dass du mir nicht vertraust. Das hast du doch immer getan.«
    »Und ich werde es auch immer tun. Aber dem Klienten war das besonders wichtig. Wenn du ganz offiziell für mich arbeiten würdest und auf meiner Gehaltsliste stehen würdest, dann vielleicht …« Henry zuckte die Achseln mit einem angedeuteten Lächeln auf den Lippen.
    »Ich bin nicht der Typ, der in einem Thinktank arbeitet.«
    »Bitte. Wir sind Forscher, wir tragen nur etwas bessere Anzüge«, sagte Henry. »Oder ist es so, dass du selbst eine Arbeit mit diesem Material schreiben willst? Vielleicht deine Dissertation.«
    Luke nickte. »Das wäre schon interessant. Aber ich respektiere es, dass du mich für dieses Projekt engagiert hast. Es ist dein Material, nicht meins.«
    »Luke. Ich verstehe ja, wieso du diese Leute analysieren willst, die am liebsten jedes Problem gewaltsam beseitigen würden.« Einige Augenblicke herrschte peinliches Schweigen zwischen ihnen. »Aber die Frage, warum Gewalt passiert, ist ein Rätsel, das niemand je lösen wird. Und es bringt
dir deinen Vater auch nicht zurück.« Henry räusperte sich und sah das Bild von Luke und seinem Vater an. Er kniff die Lippen zusammen und beugte den Kopf ein wenig, wie unter einer Last.
    Henry war es gewohnt, Vorträge zu halten, und seine Phrasen mochten an einem Rednerpult zur Geltung kommen, aber nicht an einem Esstisch. Er hatte so viel Zeit mit seinen Büchern verbracht und seine Familie so spät im Leben gefunden, dass Luke sich an die gut gemeinten, leider etwas platten Sprüche seines Stiefvaters gewöhnt hatte. »Ich weiß. Ich hoffe nur, dass diese Forschungsarbeit dazu beiträgt, dass das nächste Arschloch gefunden wird, das um irgendeiner Sache willen unschuldige Leute umbringen will.« Luke sah Henry nicht an - und auch nicht das Foto von seinem Vater, das einzige Bild auf dem Kaminsims. Es zeigte Warren Dantry und den siebenjährigen Luke mit einem tropfnassen Barsch, den sie gerade in einem See in Virginia gefangen hatten. Luke erinnerte sich noch an den Geruch des Fisches, an den Duft der Kiefern, an die warme Sonne auf seiner Haut, an das leise Lachen seines Vaters. Ein glücklicher Augenblick an einem der seltenen Tage, die er mit seinem Dad verbracht hatte, lange bevor das Böse in Gestalt eines kaltblütigen Flugzeugmechanikers namens Ace Beere ihm seinen Vater für immer wegnahm. Und seither versuchte Luke fast zwanghaft, dieses Böse zu verstehen.
    Er hatte Ace Beeres wirren Abschiedsbrief gelesen, den der Mann im Hangar des Flughafens hinterlassen hatte, nachdem er Lukes Vater und einige seiner Kollegen getötet hatte - und diese Zeilen bestärkten Luke in seinem Wunsch, die Psychologie des Gewalttäters zu verstehen. Ich habe es getan, weil Gott mir gesagt hat, dass ich es tun muss, weil es der einzige Weg ist, meinen Stolz wiederzugewinnen und mich gegen meinen
Arbeitgeber zu wehren, und ich musste eine Maschine aussuchen, die es
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