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Vertrau mir! - Thriller

Vertrau mir! - Thriller

Titel: Vertrau mir! - Thriller
Autoren: Heyne
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als möglicher Problemlösung interessiert waren.
    Manchmal ignorierten sie seine Anstöße, aber manchmal stimmten sie ihm zu, dass Gewalt die einzig mögliche Konsequenz sei.
    Luke wechselte zu einem anderen Forum, einer weit links stehenden Diskussionsgruppe. Seine besonnenen Kommentare, die er letzte Nacht über die Rolle von privaten Sicherheitsfirmen in Krisengebieten abgegeben hatte, waren offensichtlich auf breite Ablehnung gestoßen; die Palette reichte von scharfer Kritik bis zu blanker Wut, die förmlich aus dem Bildschirm hervorflammte.
    »Die Night Road?«, fragte Henry. »Ach ja. Dein Spitzname für diese Leute.«

    Luke verwendete den Namen schon seit Wochen, doch es sah dem zerstreuten Henry wieder einmal ähnlich, dass er ihn vergessen hatte. Henry war in den letzten Tagen viel gereist und litt offenbar noch unter dem Jetlag. »Ich habe sie zuerst die Angry Bitters genannt, aber das klang mir zu sehr nach einer Punkband. Irgendwann habe ich geträumt, dass mich ein wütender Mob von Extremisten aller Richtungen auf einer langen Straße in die endlose Nacht verfolgt. Seitdem nenne ich sie die Night Road.«
    »Die Night Road. Richtig. Ziemlich düsterer Name.« Henry hatte einen seltsamen Ausdruck im Gesicht, so als wäre hinter seinen Augen plötzlich ein Licht erloschen. Dann lächelte er.
    »Heute haben sie, wie man sieht, meine Männlichkeit, meinen Patriotismus und meine Intelligenz ernsthaft infrage gestellt.« Luke zuckte die Achseln und lächelte. »Jetzt muss ich diejenigen, denen ich scheinbar zustimme, zum Reden bringen, um zu sehen, ob sie wirklich Gewalt befürworten.«
    »Ganz der Unruhestifter, wie immer«, bemerkte Henry mit einem Lächeln. »Dann bekommst du also eine Menge Reaktionen.«
    »Fünfzig Prozent mehr als noch im November, als ich damit angefangen habe. Ich glaube, das macht die Anonymität im Netz; diese Leute halten sich nicht zurück mit ihren Ansichten, und sie suchen nach Bestätigung durch andere. Die Wut über das, was sie als Ungerechtigkeit empfinden, schaukelt sich immer weiter auf.«
    »Wie viel hast du schon gesammelt?«
    Luke blickte auf den Bildschirm. Die interessantesten und extremsten Beiträge wurden in eine Datenbank kopiert. »In den vergangenen vier Monaten sind fast zehntausend
Kommentare zusammengekommen, von etwa sechstausend Personen.«
    »Wow.«
    »Das ist schon komisch. Ich fühle mich wie ein Bulle, der sich als dreizehnjähriges Mädchen tarnt, um alte Perverslinge anzulocken. Nur dass ich den nächsten Timothy McVeigh aus der Reserve locken will, oder den nächsten Terror-Bomber von Madrid oder den nächsten Möchtegern-Al-Kaida-Kämpfer hier in Amerika.«
    »Glaubst du wirklich, einige darunter sind so gefährlich?«
    »Sieh dir mal die jüngsten Wortmeldungen an.« Er öffnete einen heutigen Beitrag aus der Datenbank. »Es ist keine Überraschung, dass viele davon gegen die Regierung eingestellt sind.«
     
    Fangen wir ganz neu an. Wenn man diese Richter nicht loswird, weil sie auf Lebenszeit ernannt sind, dann muss man ihre Lebenszeit beenden; bringt sie alle um.
     
    »Okay, vielleicht macht der Typ einfach nur seinem Ärger Luft, vielleicht ist er harmlos. Es ist das erste Mal, dass er sich hier zu Wort meldet - ich muss abwarten, ob er so weitermacht. Wenn ja, dann sollte man ihn auf jeden Fall im Auge behalten.«
    Henry rieb sich die Lippe. »Versuch ihn stärker aus der Reserve zu locken. Mal sehen, was er sonst noch sagt.«
    »Hier ist ein Beitrag von einem Kerl, mit dem ich mich schon länger austausche«, fuhr Luke fort. »ChicagoChris. Er mischt bei verschiedenen Diskussionsgruppen für Anarchisten mit …«
    »Organisierte Anarchisten. Das gefällt mir«, meinte Henry.
    »… und er schreibt besonders gern über Öko-Terrorismus.
« Luke drückte eine Taste, worauf eine ganze Reihe von Kommentaren erschien, die ChicagoChris in den letzten paar Tagen verfasst hatte:
     
    Brennt jedes protzige McMansion nieder, das ist schon mal ein Anfang. Ein ordentlicher Anschlag auf eine eingezäunte Wohnsiedlung wäre ein Signal. Bringt keine Leute um, warnt sie vorher, aber legt ihre Häuser in Schutt und Asche. Sabotiert die Baumaschinen. Tut was, um die Erde zu retten.
    Leute, die die Erde zerstören, haben es nicht besser verdient.
    Unsere Umwelt zu vernichten, ist das schlimmste Verbrechen, das je verübt wurde. Ich klage vor allem die Öl- und Baufirmen an. Ich kenne diese Typen, ich weiß, wie sie sind, wenn sie sich unbeobachtet fühlen.
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