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Vertrau mir! - Thriller

Vertrau mir! - Thriller

Titel: Vertrau mir! - Thriller
Autoren: Heyne
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solchen Situation tun sollte: Man überließ ihnen das Auto. Ein Auto konnte man ersetzen.
    »Nein, den Schlüssel behältst du, Luke. Du steuerst.«
    »Was wollen Sie …«
    »Wir fahren ein bisschen, zu verschiedenen Leuten.« Er lenkte Luke zu Reihe H. »Alles wird gut.«
    Eine Familie, junge Eltern mit zwei Töchtern, vielleicht vier und sechs Jahre alt, kamen ihnen von einem Minivan entgegen. Das jüngere Mädchen sang laut, wenn auch falsch, und tanzte zwischen den Autos hindurch.
    »Ich schlag dir einen Deal vor«, zischte der Mann. »Wenn du schreist, wenn du wegrennst, dann erschieße ich alle vier. Wenn du brav bist, werden sie überleben.«
    Das kann mir nicht wirklich passieren. Luke kniff die Lippen zusammen. Seine Haut prickelte vom Lauf der Pistole. Er versuchte, nicht in die Gesichter der Eltern zu sehen, während
das jüngere Mädchen genüsslich und absichtlich falsch sang. Er ging einfach weiter.
    Als sie nur noch eineinhalb Meter von der Familie entfernt waren, sagte der Mann mit der Waffe in ruhigem, sachlichem Ton: »Wenn wir wieder im Büro sind, müsstest du dir noch einmal die Konten ansehen …«
    »Ja«, brachte Luke hervor. »Klar.« Alles in ihm wollte loslaufen. Aber die Familie. Großer Gott. Er konnte nicht ihr Leben in Gefahr bringen.
    Das ältere Mädchen nahm etwas Abstand von ihrer Schwester, weil der falsche Gesang sie nervte, und sah Luke in die Augen.
    Das Mädchen lächelte, und sie gingen vorbei. »Okay, Emma«, sagte die Mutter zur Jüngeren, »du hast jetzt genug gesungen. Mommy bekommt solche Kopfschmerzen, dass ich drei Tabletten brauche.«
    »Gut gemacht«, zischte ihm der Mann ins Ohr. »Wir gehen zu deinem Auto. Wenn du dich wehrst oder schreist, erschieße ich den netten Daddy.« Luke hörte, wie der Mann schluckte.
    »Das Auto gehört Ihnen, nehmen Sie’s, bitte …«
    »Tu, was ich dir sage.« Er zwang Luke, von der Beifahrerseite in den BMW einzusteigen. Luke kletterte mühsam über den Schaltknüppel, die Pistole fest gegen den Rücken gepresst. Als er auf dem Fahrersitz saß, zog der Mann die Beifahrertür hinter sich zu.
    »Was zum Teufel wollen Sie von mir? Bitte, lassen Sie mich gehen.«
    »Fahr los. Wenn du irgendwie auffällst, erschieße ich zuerst dich und dann alle, die uns bemerken.« Er zückte ein Messer aus einem Halfter unter dem Jackett. Die Klinge sah furchtbar scharf aus. Luke spürte seine Kehle austrocknen. »Siehst
du? Das ist schlimmer als eine Pistole. Ich kann dich verletzen, aber am Leben lassen und noch mehr verletzen. Starte den Motor.«
    Luke befolgte die Aufforderung mit zittrigen Händen. Er sagte sich, dass er ruhig bleiben musste. Er dachte an jene langen Wochen, die er mit vierzehn Jahren ganz allein verbracht hatte, als er vor seiner Trauer weglief und sich vor der Polizei versteckt hielt, während er sich auf irgendwelchen Nebenstraßen herumtrieb und dann per Anhalter fuhr, um von Washington D. C. nach Cape Hatteras zu gelangen - zu jener Küste, vor der sein Vater irgendwo über dem Meer abgestürzt war. Er hatte auch damals mit Messern und Pistolen zu tun gehabt und war mit heiler Haut davongekommen. Er konnte auch diesmal davonkommen. Was zählte, war, den richtigen Moment abzuwarten.
    »Fahr raus. Sag nichts zum Parkwächter.«
    Luke setzte den Wagen zurück und fuhr aus dem Parkhaus. Er blinzelte, als sie ins grelle Sonnenlicht kamen. Zwei der Zahlstellen waren offen; mitten am Nachmittag hatte der Ansturm auf die Abendflüge noch nicht eingesetzt.
    »Hier ist das Geld fürs Parken«, sagte der Mann. »Geht auf meine Rechnung.« Er hielt Luke einen Fünfdollarschein unter die Nase, und der Geldschein zitterte ganz leicht.
    Er hat auch Angst, dachte Luke, eine Tatsache, die ihn keineswegs beruhigte. Ein nervöser Mann mit einer Pistole und einem Messer war noch beängstigender als ein eiskalter Kidnapper.
    Luke schloss die Hand um das Geld und ließ das Fenster herunter.
    »Ihr Parkticket, Sir?«, fragte der Parkwächter. Er war ein massig gebauter Bursche im College-Alter, mit dunklem Bürstenschnitt und einem breiten freundlichen Lächeln.

    Luke griff in seine Jackentasche und spürte das Messer zwischen den Rippen, wo es der Parkwächter nicht sehen konnte. Er zog das Parkticket aus der Tasche und reichte es dem jungen Mann zusammen mit dem zerknüllten Fünfdollarschein.
    Der Parkwächter gab ihm das Wechselgeld zurück. »Ist alles in Ordnung, Sir?«
    Den meisten Leuten wäre absolut nichts aufgefallen. »Luftkrank. Ein
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