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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung
Autoren: Juliane Maibach
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Schulgelände geschlichen. Wir waren
ein bisschen feiern. Leider wurden wir bei unserer Rückkehr von einem Lehrer erwischt,
der sich daraufhin ziemlich im Ton vergriffen hat. Na ja, ich hab ein paar
entsprechende Sätze erwidert, worauf er nur noch lauter wurde und damit das
ganze Schulhaus zusammenschrie. Letztendlich durfte ich für mehrere Wochen
nachsitzen und musste dem Hausmeister zur Hand gehen.“
      Mit seiner
unnachahmlichen Art zu erzählen gelang es ihm immer wieder, dass man sich
seinen Worten einfach nicht entziehen konnte. Ja, ich mochte ihn wirklich sehr und
war froh, dass er da war.
     
    Gegen Abend
verabschiedete sich Archon von uns.
      „Also dann, bis
bald. Ich schau bestimmt demnächst wieder vorbei.“
      „Klar, mach das“,
stimmte Shadow zu.
      „Ich freu mich darauf“,
erwiderte Céleste.
      „Wir sehen uns“,
sagte er und drückte Thunder.
      „Das will ich doch
hoffen.“
      Nun kam er zu mir
und schloss mich in seine Arme.    
      „Denk daran, was
ich dir gesagt habe.“ Er schaute mir in die Augen und in seinem Gesicht spiegelte
sich die Tiefe seiner Gefühle. Ich nickte langsam und lächelte. Kurz darauf
rief er das Portal, trat hindurch, winkte uns ein letztes Mal und verschwand.
     
    „Warum konnten sie
Geschichte nicht einfach aus dem Lehrplan streichen?“, beschwerte sich Thunder.
Es war nicht nur Montag, sondern wir hatten auch gerade eine sehr lange und vor
allem eintönige Stunde bei Herrn Koslow hinter uns – gleich zwei Gründe,
weshalb Thunder nicht gerade bester Laune war.
      „Das ist doch die
reinste Zeitverschwendung. Wir sollten lieber noch mehr Zauber lernen, damit
wir uns im Notfall verteidigen können. Aber nein, stattdessen sitzen wir hier
herum und müssen uns diesen langweiligen Mist anhören.“
      „Geschichte ist
wichtig“, wandte Céleste ein. „Man kann aus den Fehlern der Vergangenheit nur lernen.“
      „Pah! Ein Fehler
war es, dass das mit dem Occasus überhaupt so weit kommen konnte.“ Sie erkannte
die Bedeutung ihrer Worte jedoch sofort und wandte sich an mich: „Sorry, ich hab
das nicht so gemeint.“
      „Ist schon gut.“ Ich
wusste, wie schwer es ihnen fiel, mit der ständigen Bedrohung zu leben, und
konnte sie in gewisser Weise verstehen. Sie waren nun mal mit diesen
schrecklichen Geschichten aufgewachsen, in denen es hieß, dass sich einst der
Occasus erheben und alles Leben vernichten würde. Von Generation zu Generation
wurde diese Legende weitergegeben und den jungen Hexen so erklärt, warum es
unabdingbar war, gegen diesen Dämon anzutreten. Ich konnte mit den Warnungen
jedoch nichts anfangen, was natürlich auch daran lag, dass ich in Morbus
aufgewachsen war. Mir war diese Angst nicht von klein auf eingeimpft worden. Und
auch wenn Night nun nicht mehr existieren sollte, vielleicht sogar nie existiert
hatte, war ich mir sicher, dass uns auch Devil niemals etwas antun würde.
Vielleicht lag es daran, dass ich ihn noch immer liebte und an ihn glaubte. Ich
konnte gar nicht anders, als mich daran festzuklammern. Wenn auch nur ein
winziger Teil von Night in Devil steckte, würde er uns niemals etwas Böses tun.
      „In Trankkunde
wirst du ganz bestimmt auf deine Kosten kommen“, meinte Céleste.
      „Das will ich
hoffen“, brummte Thunder.
      „Ach, stimmt ja … Trankkunde
…“ Mist, das hatte ich ganz vergessen. „Geht ihr schon mal vor“, sagte ich. „Ich
muss noch schnell meine Hausaufgaben holen.“
      Die drei nickten,
während ich davoneilte und zu meinem Spind ging. Ich holte alles Nötige heraus
und schloss ihn gerade wieder, als ich Schritte hinter mir vernahm. Ich wandte
mich um und sah Duke. Unsicher blickte er mich an, kam dann aber auf mich zu.
Ich hätte mit jedem lieber gesprochen als mit ihm …
      „Hey“, begrüßte er
mich.
      „Hallo“, gab ich
kühl zurück. Ich wollte gerade an ihm vorbeigehen, als er mich fragte: „Wie
geht es dir?“
      „Geht so.“
      Er nickte, als
verstünde er alles.
      „Es tut mir leid
für dich. Es muss ziemlich schwer sein.“
      Seine Worte
verwunderten mich ein wenig. Immerhin hatte er mich vor nicht allzu langer Zeit
noch dafür gehasst, dass ich – wie zugegebenermaßen so manches Mädchen auf
unserer Schule – in Night verliebt gewesen war und nicht in ihn.
      „Ich fühle mich
irgendwie mitschuldig an dem, was passiert ist.“
      Ich runzelte
fragend die Stirn.
      Er lächelte
unsicher. „Ich hätte es sofort melden müssen,
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