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Versuchung Pur

Versuchung Pur

Titel: Versuchung Pur
Autoren: Nora Roberts
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Wolken auf, die sich am Himmel zusammenzogen, und beschloss, Roberta dafür die Schuld zu geben. Sie war felsenfest davon überzeugt, dass Roberta zu Chase gegangen war, um ihn noch ein letztes Mal zu sehen. Von einer Entfernung von läppischen drei Meilen würde sich ein Mädchen von Robertas Kaliber sich schließlich nicht einschüchtern lassen.
    Eden fuhr unter dem schmiedeeisernen Namenszug hindurch und legte sich bereits zurecht, was sie Roberta alles sagen würde, sobald sie sie in die Finger bekam. Die grimmige Zufriedenheit verging ihr allerdings, als der Transporter zu stottern begann. Fassungslos sah Eden auf das Armaturenbrett, als der Wagen mit einem letzten Aufbäumen ausrollte. Die Nadel der Tankanzeige stand auf null.
    »Mist!« Sie schlug mit der flachen Hand aufs Lenkrad und stieß im gleichen Moment einen spitzen Schrei aus. Gepolsterte Lenkräder gehörten bei Fahrzeugen dieses Alters nun mal nicht zur serienmäßigen Ausstattung. Sie rieb sich das schmerzende Handgelenk und stieg aus. Im gleichen Augenblick rollte der erste Donner laut über den Himmel. Und schon öffnete der Himmel seine Schleusen.
    Verdattert blieb Eden neben dem Wagen stehen, während der Regen auf sie niederprasselte. Innerhalb von Sekunden war sie bis auf die Haut durchnässt. »Na großartig«, murmelte sie, und gleich darauf presste sie zwischen den Zähnen hervor: »Roberta!« Mit einem wütenden Blick in den Himmel setzte sie sich in Bewegung.
    Blitze teilten den Himmel wie mit einer Peitsche, Donnergrollen folgte als Antwort. Das Herz schlug Eden bis in den Hals. Je näher sie Chases Haus kam, desto schneller raste ihr Puls.
    Was, wenn sie sich geirrt hatte? Wenn Roberta gar nicht hier war, sondern irgendwo im Gelände, allein und verängstigt im Gewitter? Was, wenn sich das Mädchen verlaufen hatte, wenn es verletzt war? Eden atmete rasselnd, während die Angst ihr fast die Kehle zuschnürte.
    Verglichen mit dem Donner hallte ihr Trommeln an der Tür eher schwächlich wider. Eden blickte über die Schulter zurück und sah nichts als eine solide Wand herunterprasselnden Regens. Wenn Roberta irgendwo da draußen war … Sie wirbelte wieder herum, hämmerte mit beiden Fäusten gegen die Tür und rief obendrein laut.
    Als Chase die Tür aufzog, fiel sie ihm fast in die Arme. Er musterte ihre durchweichte Erscheinung mit einem Blick. In seinem ganzen Leben hatte er nie etwas Schöneres gesehen. »Na, das ist ja eine Überraschung. Brauchst du ein Handtuch?«
    Sie krallte die Finger beider Hände in sein Hemd. »Roberta?« Mit dem einen Wort versuchte sie all ihre Ängste auszudrücken.
    »Sie ist vorn im Wohnzimmer.« Sacht strich er ihr das Haar aus den Augen. »Beruhige dich, Eden. Es geht ihr gut.«
    »Gott sei Dank.« Den Tränen nahe, presste Eden die Finger auf die Augen. Als sie die Hände wieder sinken ließ, stand blanke Mordlust in ihren Augen. »Ich erwürge sie, jetzt, hier und gleich.«
    Bevor sie ihre Drohung wahr machen konnte, versperrte Chase ihr lieber den Weg. Schließlich hatte er ihr Temperament inzwischen kennengelernt. Er würde nie mehr den Fehler machen, es zu unterschätzen. »Ich kann mir vorstellen, was in dir vorgeht, aber sei nicht zu hart mit ihr. Sie kam hierher, um mir einen Vorschlag zu machen.«
    »Geh mir aus dem Weg, oder du endest genau wie sie.« Sie schob ihn unsanft beiseite und marschierte an ihm vorbei. Bei der Wohnzimmertür angekommen, holte sie erst einmal tief Luft. »Roberta.« Jede einzelne Silbe war nur mit Mühe zwischen den Zähnen hervorgepresst. Das Mädchen, das auf dem Boden saß und mit dem Hund spielte, schaute auf.
    »Oh, hi, Miss Carlbough.« Sie lächelte, offensichtlich war sie zufrieden mit dem Besuch. Schon bald allerdings kaute sie an ihrer Unterlippe. Roberta war von Natur aus optimistisch, aber sie war nicht dumm. »Sie sind ganz nass, Miss Carlbough.«
    Bei dem knurrenden Laut, der aus ihrer Kehle kam, spitzte Squat die Ohren. »Roberta«, sagte Eden noch einmal und ging vorwärts. Squat bewegte sich ebenfalls ein Stück. Eden blieb stehen und beäugte den riesigen Hund misstrauisch. Er saß jetzt zwischen ihr und Roberta und wedelte mit dem Schwanz. »Pfeif deinen Hund zurück«, befahl sie, ohne sich zu Chase umzudrehen.
    »Oh, aber Squat würde Ihnen doch nie etwas tun.« Roberta krabbelte flink wie ein Wiesel auf allen vieren zu dem gewaltigen Fellknäuel und schlang die Arme um seinen Hals. Für einen Moment glaubte Eden wirklich, der Hund würde
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