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Versuchung Pur

Versuchung Pur

Titel: Versuchung Pur
Autoren: Nora Roberts
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eigenen Zweifeln zu kämpfen. Sie verschränkte die Hände. »Hast du jetzt etwa Bedenken, Eden?«
    Weil sie das Zögern in Candys sonst immer so quicklebendiger Stimme hörte, schob Eden die eigenen Unsicherheiten beiseite. Schließlich hatten sie beide ein sowohl finanzielles als auch emotionales Interesse daran, dass das neu gegründete Camp Liberty ein Erfolg wurde. Herumzujammern würde sie sicherlich nicht dorthin bringen.
    Sie schüttelte den Kopf, ging zu Candy und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich bin einfach nur ein hoffnungsloser Morgenmuffel. Lass mich schnell unter die Dusche springen. Dann bin ich auch bereit, mich unseren siebenundzwanzig Campern zu stellen.«
    »Eden.« Candy hielt sie auf, bevor sie die Badezimmertür hinter sich schloss. »Es wird klappen. Für uns beide. Ich weiß es.«
    »Ja, davon bin ich auch überzeugt.« Doch kaum hatte sie die Tür geschlossen, lehnte Eden sich mit dem Rücken dagegen. Jetzt, da sie allein war, konnte sie es zugeben: Sie hatte eine Heidenangst. Ihren letzten Cent und ihre letzte Hoffnung hatte sie in die sechs Blockhütten, die Ställe und den Speisesaal von Camp Liberty gesteckt. Was verstand Eden Carlbough aus Philadelphia schon von der Leitung eines Sommercamps für Mädchen? Gerade genug, um sich selbst in Angst und Schrecken zu versetzen.
    Wenn sie versagte – würde sie dann die Scherben aufsammeln und weitermachen können? Gäbe es dann überhaupt noch Scherben zum Aufsammeln? Zuversicht und Selbstvertrauen, das war es, was hier gebraucht wurde, sagte sie sich, als sie sich in die enge Duschkabine zwängte. Dann drehte sie das Wasser auf; den Hahn, auf dem »Heiß« stand, sogar bis zum Anschlag. Lauwarm tröpfelte das Wasser aus dem Duschkopf. Zuversicht und Selbstvertrauen, sagte Eden sich erneut, fröstelnd unter dem kümmerlichen Strahl. Sowie ein dickes Bündel Banknoten und eine ganze Wagenladung Glück.
    Sie griff nach der Seife und begann sich zu waschen. Ein feiner Duft stieg ihr in die Nase. Die parfümierte französische Seife war eines der wenigen Dinge, die sie sich noch gönnte. Vor einem Jahr hätte sie wahrscheinlich gelacht, hätte man zu ihr gesagt, dass sie einmal ein Seifenstück als Luxus betrachten würde.
    Vor einem Jahr.
    Eden drehte sich, damit das schnell abkühlende Wasser auch ihren Rücken erreichte. Vor einem Jahr wäre sie um acht Uhr morgens aufgestanden, hätte in aller Ruhe eine prasselnde heiße Dusche genommen, dann Frühstück mit duftendem Kaffee und frischem Toast und vielleicht noch luftigen Rühreiern. Gegen zehn wäre sie dann zur Bibliothek gefahren, zu ihrer ehrenamtlichen Arbeit. Danach hätte sie sich zum Lunch mit Eric im französischen Edelrestaurant Deux Cheminées getroffen. Schließlich hätte sie am Nachmittag dem Museum ihre Dienste zur Verfügung gestellt oder Tante Dottie bei einer ihrer vielen Wohltätigkeitsveranstaltungen geholfen.
    Die schwierigste Entscheidung des Tages wäre gewesen, ob sie das rosa Seidenkostüm oder doch lieber das elfenbeinfarbene Leinenensemble anziehen sollte. Sie hätte einen geruhsamen, friedlichen Abend zu Hause verbracht. Oder sie wäre zu einer der eleganten Dinnerpartys in Philadelphia eingeladen gewesen.
    Kein Druck. Keine Probleme. Aber vor einem Jahr hatte ihr Vater ja auch noch gelebt.
    Mit einem leisen Seufzer wusch Eden sich die Seife von der Haut. Der feine Duft haftete an ihr, auch als sie sich mit den eher zweckdienlichen als flauschigen Handtüchern des Camps abtrocknete.
    Als ihr Vater noch lebte, da hatte sie Geld als etwas betrachtet, das lediglich dazu da war, um ausgegeben zu werden. Damit war sie aufgewachsen. Sie war dazu erzogen worden, ein Menü zu planen – nicht dazu, es zu kochen. Sie war dazu erzogen worden, einen Haushalt zu führen – nicht zu putzen.
    Sie hatte eine sorgenfreie und glückliche Kindheit verbracht. Sie war bei ihrem verwitweten Vater aufgewachsen, in der zeitlosen Eleganz der Carlbough-Villa in Philadelphia. Es hatte immer hübsche Kleider gegeben und Debütantinnenbälle, Teegesellschaften und Reitstunden. Der Name Carlbough war ein altehrwürdiger Name, ein respektierter Name. Das Vermögen der Carlboughs war schlicht immer da gewesen.
    Wie schnell sich die Dinge doch ändern konnten.
    Jetzt nahm sie keine Reitstunden mehr, sondern unterrichtete sie. Und sie jonglierte mit Zahlen, in der unsinnigen Hoffnung, dass eins und eins vielleicht doch mehr als zwei ergab.
    Mit dem rauen Handtuch wischte Eden den
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