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Versuchung Pur

Versuchung Pur

Titel: Versuchung Pur
Autoren: Nora Roberts
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Einverständnis, dass ihr euch an die aufgestellten Regeln haltet.« Sie blickte die Mädchen nacheinander an. »Aber wenn ihr darauf besteht, kann ich natürlich gern eure Eltern anrufen und den Vorfall mit ihnen besprechen.«
    »Nein, Ma’am, das wird nicht nötig sein.« Roberta wusste, wann sie den Rückzug anzutreten hatte. »Wir helfen Mrs. Petrie gern in der Küche, und es tut uns leid, dass wir die Regeln nicht beachtet haben«, fügte sie mit einem gewinnenden Lächeln hinzu.
    Sicher, und wenn ich nicht aufpasse, verkaufst du mir auch noch eine Waschmaschine, dachte Eden, doch sie ließ sich nichts anmerken. »Gut. Dann auf jetzt, zurück zum Camp.«
    »Meine Kappe!« Roberta wäre auf den Baum zurückgeklettert, hätte Eden sie nicht im letzten Moment festgehalten. »Sie hängt noch da oben an dem Ast. Bitte, Miss Carlbough!«, quengelte der kleine Satansbraten. »Das ist meine Phillies-Kappe! Da sind Autogramme von allen Spielern drauf!«
    Eden nickte. Ihre eigene Begeisterung für Baseball hielt sich in Grenzen, selbst wenn es um das Team ihrer Heimatstadt ging. Aber sie konnte sich durchaus vorstellen, was eine handsignierte Kappe der Philadelphia Phillies einem Fan bedeutete. Noch dazu einem zwölfjährigen Mädchen. Noch dazu der Enkelin von Richter Snow. »Ihr geht zurück. Ich hole sie«, bestimmte sie. »Miss Bartholomew soll sich nicht noch länger Sorgen um euch machen.«
    »Wir entschuldigen uns bei ihr.«
    »Das ist auch mehr als angebracht.« Eden sah den dreien nach, wie sie über den Zaun kletterten. »Und keine Umwege!«, rief sie. »Oder ich konfisziere die Kappe.« Ein Blick auf Roberta überzeugte sie, dass diese Drohung ausreichte. »Monster«, murmelte sie grinsend, als die drei über den Weg unter den Espen rannten.
    Sie drehte sich wieder um und schaute an dem Baum hoch. Das Grinsen schwand. Alles, was sie nun tun musste, war, dort hinaufzuklettern. Bei Roberta und ihren Komplizinnen hatte es eigentlich recht einfach ausgesehen. Jetzt allerdings wirkte es irgendwie nicht mehr so leicht.
    Eden reckte die Schultern, machte einen Schritt vor und griff nach einem tief hängenden Ast. Früher war sie alljährlich in die Schweiz gefahren, zum Bergsteigen. So viel schwerer konnte das hier nicht sein.
    Sie zog sich hoch und verkantete den Fuß am ersten Aststumpf, der sich bot. Die Rinde fühlte sich rau an ihren Händen an. Eden konzentrierte sich auf ihre Aufgabe und ignorierte die Abschürfungen. Beide Füße sicher verankert, griff sie nach dem nächsten Ast. Stück für Stück arbeitete sie sich nach oben. Blätter streiften über ihr Gesicht.
    Dann sah sie die Kappe. Sie hing an einem kurzen Ast, knapp einen Meter über ihr. Als Eden den Fehler machte und nach unten sah, zog sich ihr Magen ungut zusammen. Also sieh nicht hinunter, befahl sie sich. Was du nicht sehen kannst, kann dir auch nichts antun. Hoffte sie. Inständig.
    Vorsichtig reckte sie sich nach der Kappe. Als ihre Finger sie endlich fühlten und fassten, stieß Eden einen erleichterten Seufzer aus. Sie setzte sich die Kappe auf. Dann wurde ihr Blick unwillkürlich von dem Bild angezogen, das sich ihr darbot.
    Von hier oben aus der Vogelperspektive konnte sie die ganze Plantage übersehen. Die perfekte Symmetrie der Anlage fesselte sie. Es war unsagbar faszinierend. Hinter dem Wäldchen konnte sie noch das leuchtende Blau des Sees erkennen. Weiter hinten lagen scheunenähnliche große Gebäude und etwas, das wie ein Gewächshaus aussah. Vielleicht eine Viertelmeile entfernt stand ein Pick-up auf einer staubigen Lehmstraße geparkt. Jetzt, da es wieder still geworden war, nahmen die Vögel ihren Gesang erneut auf. Eden drehte den Kopf, als ein zitronengelber Schmetterling vorbeiflog, und sah ihm nach.
    Die Aromen von Blättern, Obst und Erde vermischten sich zu einem urwüchsigen Geruch. Eden konnte nicht widerstehen, sie streckte die Hand aus und pflückte einen sonnenwarmen Apfel.
    Der eine wird sicher nicht fehlen, entschied sie und biss herzhaft hinein. Der Apfel war noch nicht ganz reif, und sein herber Geschmack ließ in Sekundenbruchteilen ihre Geschmacksknospen aufblühen. Eden erschauerte leicht. Es war eine geradezu sinnliche Erfahrung. Sie nahm den zweiten Bissen. Köstlich! Das war alles, was sie denken konnte. Köstlich und aufregend. Aber das sagte man ja wohl im Allgemeinen von verbotenen Früchten. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie zum dritten Mal in den Apfel biss.
    »Was, zum Teufel,
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