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Versuchung Pur

Versuchung Pur

Titel: Versuchung Pur
Autoren: Nora Roberts
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tust du da?«
    Erschreckt zuckte Eden zusammen. Sie wäre fast vom Baum gefallen, als die donnernde Stimme zu ihr hinaufschallte. Erst schluckte sie hastig den Bissen im Mund herunter, bevor sie nach unten schaute.
    Er hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Schlanke Hüften. Ein Hemd aus ausgewaschenem Jeansstoff spannte sich über breiten Schultern, aufgerollte Hemdsärmel gaben den Blick auf gebräunte, athletische Unterarme frei.
    Mit einem mulmigen Gefühl richtete Eden die Augen auf sein Gesicht. Es war sonnengebräunt wie seine Arme. Er hatte ausgeprägte Wangenknochen und eine lange Nase, die nicht wirklich gerade war. Die vollen Lippen presste er jetzt gerade zusammen. Ungebändigtes schwarzes Haar fiel ihm in die Stirn und über den Hemdskragen. Helle grüne Augen, unglaublich klar, sahen böse zu ihr auf.
    Ein Apfel, Eden und jetzt auch noch die Schlange. Der Vergleich schoss ihr in den Kopf, ohne dass sie richtig überlegt hatte. Na großartig! Da war sie also vom Vorarbeiter beim Apfelstibitzen erwischt worden. Da unauffälliges Verschwinden unmöglich war, öffnete sie den Mund, um zu einer Erklärung anzusetzen.
    »Gehörst du etwa zum Camp, junge Lady?«
    Die Frage und der Ton ließen Eden die Stirn runzeln. Sie mochte keinen Cent mehr haben, sie mochte ihren Lebensunterhalt zusammenkratzen müssen, aber sie war immer noch eine Carlbough. Und eine Carlbough konnte ganz sicherlich mit dem Vorarbeiter einer Apfelplantage umgehen. »Stimmt, ich gehöre zum Camp. Ich würde gern …«
    »Dir ist klar, dass das hier Privatbesitz ist, in den du unbefugt eingedrungen bist?«
    Das Blau ihrer Augen verdunkelte sich, das einzige sichtbare Zeichen von Verlegenheit und Wut. »Ja, das weiß ich, aber …«
    »Diese Bäume hier wurden nicht gepflanzt, damit kleine Mädchen darauf herumklettern können.«
    »Ich glaube kaum …«
    »Komm sofort da runter.« Das war definitiv ein Befehl. »Ich werde dich zur Leiterin des Camps bringen.«
    Das Temperament, das Eden bisher immer mühelos im Zaum hatte halten können, begann zu brodeln. Sie spielte ernsthaft mit dem Gedanken, ob sie diesem Mann da nicht ihren angebissenen Apfel an den Kopf werfen sollte. Niemand, aber wirklich absolut niemand, gab Eden Carlbough Befehle. »Das wird kaum nötig sein.«
    »Ich entscheide, was nötig ist und was nicht. Komm runter.«
    Oh ja, sie würde von dem Baum herunterkommen. Und dann würde sie diesen Rüpel mit ein paar wohl gewählten Worten auf den Platz verweisen, auf den er gehörte.
    Der Ärger beflügelte sie auf dem Weg nach unten. Ast um Ast, ließ er keinen Raum, daran zu denken, dass sie nicht besonders viel Erfahrung darin hatte, auf Bäumen herumzuklettern. Die zwei Kratzer, die sie sich zuzog, spürte sie nicht einmal. Ihr Rücken war dem Mann zugekehrt, als sie den Fuß in eine Astgabelung setzte. Es würde ihr ein immenses Vergnügen sein, den Kerl mit eiskalter Würde und vernichtender Distanziertheit in Grund und Boden zu rammen. Nur weil er sie am falschen Ort zur falschen Zeit ertappt hatte! Sie malte sich schon aus, wie er immer kleiner wurde und hilflos stotternd um Entschuldigung bat.
    Genau in diesem Moment rutschte ihr Fuß ab. Ihr reflexartiger Griff verfehlte den nächsten Ast nur um einen Zentimeter. Mit einem Aufschrei, der sowohl Schreck wie auch Überraschung ausdrückte, fiel sie rückwärts.
    Die Luft wich aus ihren Lungen, als sie gegen etwas Hartes fiel. Die muskulösen sonnengebräunten Arme, die sie von oben aus dem Baum gesehen hatte, hielten sie jetzt umschlungen. Der Aufprall warf sie beide zu Boden, und sie kullerten über das Gras.
    Als die Welt endlich aufhörte sich zu drehen, fand Eden sich unter einem sehr großen, sehr knackigen Männerkörper wieder.
    Robertas Baseballkappe war ihr bei dem Sturz vom Kopf gefallen. Edens Gesicht war jetzt nicht mehr verdeckt, die Sonne schien direkt hinein. Chase starrte sie an. An seiner Brust fühlte er weiche Rundungen.
    »Sie sind ja gar nicht zwölf Jahre alt«, murmelte er.
    »Mit Sicherheit nicht.«
    Amüsiert verlagerte er sein Gewicht, aber er machte keinerlei Anstalten, aufzustehen. »Da oben in dem Baum konnte ich Ihr Gesicht nicht genau erkennen.« Die Zeit nahm er sich allerdings jetzt. »Sie sind ja ein echter Glücksfall.« Unbekümmert strich er ihr das Haar aus der Stirn. Seine Fingerspitzen waren rau. So ähnlich hatte sich die Baumrinde an ihren Handflächen angefühlt. »Was tun Sie in einem Sommercamp für kleine Mädchen?«
    »Ich
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