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Versuchung Pur

Versuchung Pur

Titel: Versuchung Pur
Autoren: Nora Roberts
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Zeichen.
    Neue Gerüche strömten auf sie ein – Erde, Waldtiere, Pflanzen. Wildblumen reckten ihre Blütenköpfe aus dem Grün, weit widerstandsfähiger als Rosen aus dem Gewächshaus.
    Eden freute sich darüber, dass sie inzwischen einige sogar mit Namen nennen konnte. Diese Blumen wuchsen Jahr für Jahr neu, ohne dass sich jemand um sie kümmerte. Sie kamen immer wieder zurück, begnügten sich mit dem, was sich ihnen bot, und machten das Beste daraus. Sie waren wie ein Symbol der Hoffnung für Eden. Sie könnte hier ihren Platz finden. Nein, sie hatte ihn schon gefunden, verbesserte sie sich still. Ihre Freunde in Philadelphia mochten sie für verrückt halten. Aber sie fing an, es hier zu genießen.
    Der Espenhain war abrupt zu Ende. Die Sonne stand strahlend am Himmel und blendete Eden. Blinzelnd beschattete sie die Augen mit der Hand und sah zu der Elliot-Plantage hinüber.
    Apfelbäume, so weit das Auge reichte. Nach Norden, Süden, Westen, Osten. Reihe um Reihe zogen sie sich über die sanften Hügel, manche alt und knorrig, andere jung und schlank. Eden stellte sich vor, wie wunderschön es hier im Frühling sein musste, wenn die Bäume in voller Blüte standen und die Luft mit ihrem süßen Duft erfüllten.
    Überwältigend schön, dachte sie und trat an den Zaun, der den Besitz begrenzte. Ein Meer aus zarten weißen Blüten, inmitten hellgrüner Blätter, das musste einfach betörend sein. Jetzt waren die Blätter von einem dunklen, kräftigen Grün. Eden konnte in den Bäumen, die ihr am nächsten standen, die Früchte hängen sehen. Klein, schimmernd und grün, warteten sie darauf, dass die warme Sommersonne sie reifen lassen würde.
    Wie oft in ihrem Leben hatte sie schon Apfelmus gegessen, das seinen Weg genau hier begonnen hatte? Bei dem Gedanken musste sie lächeln, während sie über den Zaun kletterte. Vor allem, weil sie sich immer einen kleinen Apfelhain vorgestellt hatte, gepflegt und gehegt von einem liebenswerten alten Kauz im Overall. Ein malerisches Bild, zudem ein schiefes, das mit der beeindruckenden Realität nichts gemeinsam hatte.
    Ein Kichern drang an ihre Ohren. Eden drehte sich in die Richtung, aus der es gekommen war. Ein Apfel fiel von einem Baum und rollte ihr genau vor die Füße. Eden bückte sich und warf ihn mit Schwung fort, während sie auf den Baum zuging. Als sie aufschaute, sah sie drei Paar Turnschuhe auf den Ästen zwischen den Blättern leuchten.
    »Meine Damen.« Eden hielt ihre Stimme kühl, prompt erfolgten drei erschreckte leise Laute. »Anscheinend habt ihr euch auf dem Weg zum See verlaufen.«
    Robertas sommersprossiges Gesicht erschien zwischen den Blättern. »Hi, Miss Carlbough. Möchten Sie auch einen Apfel?«
    Das freche Gör! Doch noch während sie das dachte, musste Eden sich ein Grinsen verkneifen. »Runter«, sagte sie nur und trat näher an den Stamm, um zu helfen.
    Die drei brauchten keine Hilfe. Innerhalb kürzester Zeit standen drei Mädchen sicher auf dem Boden vor Eden.
    Die eine Augenbraue kritisch hochzog – eine Geste, die einschüchternd wirken sollte. »Ich bin mir sicher, ihr wisst, dass das Verlassen des Camps ohne Aufsicht und ohne Erlaubnis gegen die Regeln verstößt.«
    »Ja, Miss Carlbough.« Die Antwort hätte betreten wirken können, wäre da nicht das spitzbübische Funkeln in Robertas Augen gewesen.
    »Da offensichtlich keiner von euch Lust hatte, heute rudern zu gehen … In der Küche bei Mrs. Petrie gibt es jede Menge zu tun.« Eden war zufrieden mit sich über ihren Einfall. Candy würde bestimmt dazu gratulieren. »Ihr meldet euch erst bei Miss Bartholomew, und danach zum Küchendienst bei Mrs. Petrie.«
    Nur zwei der Mädchen ließen die Köpfe hängen und starrten auf ihre Fußspitzen.
    »Halten Sie es für fair, uns Küchendienst aufzubrummen, Miss Carlbough?« Roberta, den angebissenen Apfel noch immer in der Hand, hob ihr Kinn. »Immerhin bezahlen unsere Eltern für das Camp.«
    Edens Handflächen wurden feucht. Richter Snow war ein extrem wohlhabender und einflussreicher Mann. Zudem war allgemein bekannt, dass er seine Enkelin anbetete. Sollte dieses kleine Biest sich beschweren … Nein! In Gedanken atmete Eden tief durch. Sie würde sich nicht von diesem aufmüpfigen Zwerg einschüchtern oder gar erpressen lassen.
    »Richtig, Roberta. Eure Eltern haben dafür bezahlt, dass ihr schöne Ferien verbringt und etwas lernt. Disziplin gehört ebenso dazu. Als sie euch in Camp Liberty angemeldet haben, geschah das in dem
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