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Verschwunden

Verschwunden

Titel: Verschwunden
Autoren: Amanda McLean
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Zigaretten an ihm aus.“
„Woher wissen sie das? Ist das auch wieder so ein Verdacht ?“
    Lane hatte das Gefühl, als würde ihr Kopf bald explodieren, so wütend war sie inzwischen.
„Nein, er hat es mir erzählt.“
„Hat er das wirklich? Mit seinen eigenen Worten?“
„Nein, aber ich habe ihn gefragt und er hat leicht genickt.“
    „ Leicht genickt, aha“, sagte Mrs. Anderson.
An ihrem Tonfall hörte Lane, dass sie das Spiel schon verloren hatte. Mrs. Anderson würde bald auflegen.
„Ich habe seinen Arm gesehen. Er ist voller Brandnarben! Und er hat anderen Mitschülern damit gedroht, Zigaretten an ihnen auszudrücken.“
    „ Wissen sie eigentlich, was die Kinder heute alles im Fernsehen aufschnappen? Und die Brandnarben hat Mrs. Reed doch schon erklärt. Jeremy hat mit ihrem Glätteisen gespielt.“
„Danach sah das aber nicht aus! Können Sie sich den Arm des Jungen denn nicht selbst einmal ansehen?“
    „ Miss Downey! Es ist schön, dass Sie sich Sorgen um Ihre Schüler machen, dass Sie so engagiert sind, das sieht man selten. Aber ich habe – Ihnen zuliebe – bereits einen Besuch angeordnet, der überhaupt nicht berechtigt war. Und bei diesem Besuch ist nichts herausgekommen. Ich setze die Reeds trotzdem auf die Liste und wir werden in sechs Monaten einen weiteren Routine-Besuch machen. Mehr kann ich wirklich nicht für Sie machen. Und jetzt habe ich zu tun, wenn Sie mich bitte entschuldigen würden.“
    „ Aber Jeremy ...“ Sie konnte doch nicht so einfach aufgeben.
„Jeremy hat vielleicht nicht das schönste Zuhause, aber im Vergleich zu anderen Kindern, die in Flatbush aufwachsen, geht es ihm bestens. Wir sehen so einiges, und glauben Sie mir, es gibt weitaus schlimmere Fälle. Und die haben Priorität. Lassen Sie es ruhen und interpretieren Sie in die Sache nicht mehr hinein, als da ist. Auf Wiederhören, Miss Downey.“
    Mrs. Anderson hatte aufgelegt und Lane fühlte sich, als hätte sie gerade einen Boxkampf gegen einen Schwergewichtler verloren.
Sie fühlte sich geschlagen und erniedrigt. Das sollte es nun also gewesen sein?
    ***
    Total erschlagen machte sich Lane auf den Nachhauseweg.
Heute hatte sie nicht einmal Lust auf einen Vanille-Macchiato, so mies ging es ihr. Sie wollte nur schnell heim und sich unter ihrer Bettdecke verkriechen.
    Wimmernd und die Beine angezogen lag sie da im Dunkeln, die Decke über dem Gesicht. Sie wusste nicht, was sie schlimmer finden sollte: diese Ungerechtigkeit gegenüber Jeremy oder die Erniedrigung, dass niemand ihr Glauben schenkte.
    Was sollte sie bloß tun? Wie könnte sie Jeremy noch helfen, wenn sich die ganze Welt gegen sie verschworen hatte?
    Das Telefon klingelte. Wirklich Lust abzunehmen, hatte sie nicht. Aber sie konnte sich auch nicht ewig vor der Welt verstecken. Also nahm sie nach langem Zögern ab. Bereits auf dem Display sah sie, wer es war und das minderte ihre Begeisterung, jetzt gestört zu werden, noch einmal gewaltig.
    „ Was willst du, Michael?“
„Hey Laney, ich wollte nur mal fragen, wie es dir so geht.“
„Wenn du`s wirklich wissen willst, mir geht es ziemlich beschissen.“
Pause.
„Dann ist jetzt wohl kein günstiger Zeitpunkt, dich zu fragen, ob du am Samstag mit mir ausgehst.“
„Nein, der Zeitpunkt könnte kaum schlechter sein.“
„Das ist aber schade. Mein Kumpel Daniel heiratet, du kennst ihn doch noch. Ich darf eine Begleitung mitbringen. Und da ich noch weiß, wie sehr du Hochzeitstorte magst, dachte ich sofort an dich.“
    Oh ja, sie liebte Hochzeitstorte, eigentlich jede Art von Kuchen, aber Hochzeitstorte ganz besonders. Für ihre eigene Hochzeit hatte sie sich eine Himbeer-Sahnetorte vorgestellt. Aber das hatte dieser Dummkopf Michael ja zunichte gemacht.
    „ Ich glaube nicht, dass ich so eine gute Begleiterin wäre, Michael. Ich hab zurzeit viel um die Ohren. Schlimme Sachen. Ich bin auch nicht in der Stimmung.“
„Willst du darüber reden?“
    Sie dachte einen Moment darüber nach. Wie schön wäre es, jemandem ihr Herz auszuschütten, und wäre es nur Michael. Doch dann erinnerte sie sich selbst daran, dass er nicht mehr Teil ihres Lebens war. Und dass zu viel Vertrautheit nur wieder alte Gefühle hochbringen würde.
    „ Nein. Ich denke nicht. Trotzdem danke fürs Angebot.“
„Naja, du weißt ja, wie du mich erreichst, solltest du doch … und auch wenn du es dir wegen Samstag noch anders überlegst.“
„Such dir lieber eine andere für Samstag, Michael. Ich hab im Moment echt genug Probleme,
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