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Verschwörung der Sieben

Titel: Verschwörung der Sieben
Autoren: Jon Land
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können.«
    »Und warum hast du es nicht getan?«
    »Weil ich den Abschied nicht noch schwerer machen wollte.«
    »Versuch mal, das zu verstehen, Blainey: Wenn du durch eine Tür gehst, heißt das nicht, daß du für immer auf der anderen Seite bleiben mußt.«
    »Nein, Indianer, ich hätte nicht eintreten und dann einfach wieder verschwinden können. Entweder tritt man ganz und gar ein und bleibt dabei, oder man läßt es ganz bleiben.«
    »Wenn du eines Tages durch diese Tür trittst, dann deswegen, weil dir klar ist, daß die richtige Zeit gekommen ist. Und dann weißt du auch, daß du es willst. Sicher kein einfacher Weg, aber dennoch der, für den du dich dann entschieden hast.«
    Blaine runzelte die Stirn. »Es fällt nicht leicht, mir vorzustellen, daß ich mich einmal so sehr verändert haben werde.«
    »Die Alternative besteht darin zu versuchen, auf beiden Wegen gleichzeitig zu gehen.«
    »Und wie wir beide wissen, ist das natürlich unmöglich.«
    Johnny zuckte die Achseln.
    »Ich weiß nicht, Indianer. Manchmal überkommt mich einfach das Gefühl, etwas zu verpassen, etwas zu vermissen.«
    »Du kannst jederzeit mit dem, was du tust, Schluß machen, Blainey. Aber dabei steht dir die Leidenschaft für deine Arbeit im Weg. Wenn der Ruf dich wieder erreicht, läßt du doch gleich alles stehen und liegen.«
    »Wie der Feuerwehrhund, der sofort aufspringt und bellt, wenn eine Glocke ertönt …«
    »Ja, so ungefähr, Blainey.«
    McCracken grinste und zog an einer imaginären Schnur. »Dingelingelig, Indianer.«
    Die Wochen nach dem Fall seines Königreichs wurden zu Monaten, und immer noch wartete Harlan Frye auf ein Zeichen des Herrn, wie es nun weitergehen solle. Es erreichte ihn mitten in der Nacht in dem billigen Zimmer, aus dem die altersschwachen Ventilatoren die schwüle Luft nicht vertreiben konnte. Er wachte verschwitzt zwischen den Laken auf, sprang aus dem Bett und fiel gleich auf die Knie.
    »Ja, Herr, ja!«
    Der Reverend ließ sich das Haar kurzschneiden und färbte es weiß. Außerdem setzte er Kontaktlinsen ein, um seine Augenfarbe zu verändern, und schminkte sich das Gesicht geisterhaft bleich. Von seinem Fonds waren ihm noch genügend Mittel verblieben, um eine verlassene Kirche zu mieten. Sie hatte Bänke und eine Kanzel, und mehr verlangte er auch nicht. Zuerst besuchten nur wenige sein Gotteshaus, doch ihre Zahl wuchs rasch an. Freiwillige kamen an den Nachmittagen, um die Kirche wieder in Schuß zu bringen. Sie besserten den Putz aus, reparierten das Gestühl und trugen neue Farbe auf. Und als alles fertig war, konnte sich hier wieder wie in alten Zeiten seine Gemeinde versammeln. Die Freiwilligen wurden zu Fryes Helfern und Vertrauten, und er sprach schon manchmal zu ihnen von größeren Schlachten, die auf sie warteten.
    Gott hatte ihm aufgetragen, an den Anfang zurückzukehren, wieder ganz von vorn zu beginnen und aus dem Nichts etwas zu schaffen. Ein neuer Name und ein neuer Ort. Und genau das hatte Harlan getan.
    Und es ließ sich wirklich gut an.
    Frye besaß die ganze Ewigkeit. Alle Zeit stand ihm zur Verfügung, um das Werk des Herrn zu vollenden. Schon bald würde das Königreich der Sieben neu erstehen. Daß sich alles wie von selbst zu entwickeln schien, verlieh ihm die nötige Kraft und trieb ihn weiter an. Nicht mehr lange, dann würde er alles zurückbekommen haben.
    »Ich spüre, daß wir heute nacht eine Heilung erleben werden!« rief er der Gemeinde zu, die sich zum Abendgottesdienst eingefunden hatte. Noch nie waren so viele gekommen wie heute. Er predigte ohne die Hilfe eines Mikrofons. Seine Kehle schmerzte bereits von der Anstrengung, und er wurde langsam heiser, aber das alles konnte ihn nicht abhalten. »Ich spüre, daß in dieser Nacht Heilung über uns kommen wird.«
    Harlan stieg von der Kanzel herab.
    »Ich spüre die Körperheilungen, deren Zeuge wir werden.«
    »Gelobt sei der Herr!«
    »Ich spüre die Geistesheilungen, die sich heute nacht ereignen werden.«
    »Gepriesen sei der Herr!«
    »Und ganz besonders spüre ich die Heilungen an der Seele, die wir miterleben dürfen.«
    »Amen!«
    Frye schritt durch den Mittelgang und breitete die Arme aus, um die Gläubigen zu segnen. Diejenigen, die am Anfang der Reihen saßen, reckten sich ihm entgegen und hofften, seine Hand möge ihr Gesicht oder ihre Schulter berühren. Der Reverend erfüllte so vielen wie möglich diesen Wunsch, bis er schließlich zu einem alten Mann gelangte, der von Arthritis so gebeugt war,
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