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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05
Autoren: Ian Rankin
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ihm einen Tritt in den Unterleib verpasste. Der Griff eines dreiteiligen Snooker-Queues rutschte wie von selbst aus dem Ärmel von Caffertys Mantel in dessen Hand. Während McPhail sich vor Schmerz krümmte, traf ihn das Queue seitlich an der Kinnlade und zertrümmerte den Kiefer. Einige Zähne fielen ihm aus dem Mund. Er krümmte sich noch weiter nach vorn und wurde mit einem Schlag auf den Nacken belohnt. Sein ganzer Körper war starr vor Schmerz. Nun packte ihn der Fahrer an den Haaren und riss ihm den Kopf hoch. Cafferty zwang mit dem Queue seinen Mund auf und schob ihm den Stock an der Zunge vorbei in den Hals.
    »Aufhören!« Ein Mann und eine Frau kamen über die Straße gelaufen. Sie hielten Ausweise in der Hand. »Polizei.«
    Cafferty hob beide Arme und streckte sie weit über den Kopf. Das Queue steckte noch immer in McPhails Mund. Der Fahrer ließ den geschundenen Mann los, der mit kerzengeradem Rücken auf die Knie gesunken war. Sirenen verkündeten das Nahen eines Polizeiwagens.
    »Es ist nichts, Officer«, erklärte Cafferty gerade, »ein Missverständnis.«
    »Schönes Missverständnis«, bemerkte der männliche Polizeibeamte. Seine Begleiterin ließ eine Hand in McPhails Tasche gleiten. Sie ertastete eine zerbrochene Flasche. Falsche Tasche. Aus der anderen Tasche zog sie den mittlerweile zerknitterten Brief und gab ihn Cafferty.
    »Öffnen Sie das bitte, Sir«, befahl sie.
    Cafferty starrte auf den Umschlag. »Ist das eine Falle?« Doch er öffnete ihn trotzdem. Drinnen lag ein Blatt Papier, das er auseinander faltete. Die kurze Nachricht war nicht unterschrieben. Er wusste jedoch sofort, von wem sie stammte. »Rebus!«, zischte er. »Dieser Dreckskerl von Rebus!«
    Wenige Minuten später, als Cafferty und der Fahrer gerade abgeführt wurden und der Krankenwagen für Andrew McPhail kam, hob Siobhan den Zettel auf, den Cafferty auf den Boden geworfen hatte. Darauf stand schlicht: »Ich wünsch dir, dass man deine Haut in Stücke schneidet und als Souvenir verkauft.« Sie runzelte die Stirn und blickte zu dem Fenster hinauf, von dem aus sie die Überwachung durchgeführt hatten. Doch sie sah niemanden.
    Hätte sie etwas gesehen, wären es die Umrisse eines Mannes gewesen, der mit der Hand die Form einer Pistole nachmachte, den Daumen so am Abzug, dass er Cafferty im Visier hatte, und dann imaginär abdrückte.
    Peng!

35
    In St. Leonard’s glaubte niemand, dass Holmes und Siobhan nur aus übertriebenem Pflichtbewusstsein in jener Nacht dort gewesen waren. Die meisten vermuteten, dass die beiden sich getroffen hatten, um heimlich eine Nummer zu schieben, und zufällig Zeugen der Schlägerei geworden waren. Zum Glück hatte sich ein Film in der Überwachungskamera befunden. Und waren die Fotos nicht gut geworden?
    Nun, wo Cafferty einsaß, hatten sie die Möglichkeit, seine Sachen zu beschlagnahmen und sie sich noch einmal anzusehen — einschließlich des berüchtigten codierten Tagebuchs. Watson und Lauderdale brüteten gerade über daraus fotokopierten Seiten, als es an der Tür des Chief Super klopfte.
    »Herein!«, rief Watson.
    John Rebus trat ein und sah bewundernd auf den freien Platz, den es plötzlich im Raum gab. »Wie ich sehe, haben Sie endlich Ihre Schränke bekommen, Sir.«
    Lauderdale warf sich in Pose. »Was, zum Teufel, machen Sie denn hier? Sie sind doch vom Dienst suspendiert.«
    »Ist schon in Ordnung, Frank«, mischte sich Watson ein. »Ich habe Inspector Rebus gebeten vorbeizukommen.« Er drehte die fotokopierten Seiten in Rebus’ Richtung. »Sehen Sie sich das mal an.«
    Er brauchte nicht lange. Bisher war das Problem bei diesem Code gewesen, dass sie nicht wussten, wonach sie suchen sollten. Doch nun hatte Rebus mehr als nur eine ungefähre Vorstellung davon. Er stieß mit dem Finger auf eine Eintragung. »Da«, sagte er. »3TEM SCS.«
    »Ja?«
    »Das heißt, der Metzger auf der South Clark Street schuldet dreitausend. Er hat ›Metzger‹ abgekürzt und rückwärts geschrieben.«
    Lauderdale sah ihn ungläubig an. »Sind Sie sicher?«
    Rebus zuckte die Achseln. »Setzen Sie die Fachleute in Fettes daran. Die finden bestimmt noch weitere Schuldner.«
    »Danke, John«, sagte Watson. Rebus drehte sich elegant auf dem Absatz um und verließ den Raum. Lauderdale starrte seinen Vorgesetzten an.
    »Ich hab das Gefühl«, stellte er fest, »dass hier etwas vorgeht, von dem ich nichts weiß.«
    »Nun ja, Frank«, meinte Watson, »weshalb sollte es heute anders sein als an anderen
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