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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05
Autoren: Ian Rankin
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hatte, war er nicht glücklich.
    Snooker hingegen war genau das Richtige für ihn. Da gab es alles, was er brauchte. Taktik, Zigaretten, Alkohol und ein paar Wetten nebenbei. Also war er mal wieder in der Halle. Licht fiel von oben auf die grünen Tische, sonst war es überall düster. Und ruhig. Nur das Klacken der Bälle, gelegentlich ein Kommentar oder Scherz, und ab und zu klopfte jemand mit dem Queue auf den Fußboden, um einen bemerkenswerten Stoß anzuzeigen. Dann kam Jimmy the Ear zu ihm herüber.
    »Anruf vom Haus«, erklärte er Cafferty und gab Oliphants Nachricht weiter.
    Andrew McPhail traute Rebus ungefähr so weit, wie er einen Baumstamm gegen den Wind werfen konnte. Er wusste, er sollte sich schleunigst in Sicherheit bringen und den Baumstamm landen lassen, wo er wollte. Mehrere Möglichkeiten waren denkbar. Rebus könnte eine Begegnung zwischen McPhail und Maclean eingefädelt haben. Nun ja, darauf könnte McPhail sich vorbereiten. Oder es könnte sich um eine andere Hinterhältigkeit handeln, etwas, das vermutlich mit einer Prügelei und der eindeutigen Botschaft endete, er solle sich aus Edinburgh verpissen.
    Aber es könnte auch reell gemeint sein. Aye, wenn Wasser den Berg hinaufflösse. Rebus hatte McPhail gebeten, eine Nachricht zu überbringen, einen Brief, den er ihm aushändigte. Die Nachricht war für einen Mann namens Cafferty bestimmt, der gegen zehn das Taxibüro in der Gorgie Road verlassen würde.
    »Wie lautet denn die Nachricht?«
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken«, hatte Rebus geantwortet.
    »Warum ich?«
    »Ich kann sie nicht persönlich übergeben, mehr brauchen Sie nicht zu wissen. Achten Sie nur darauf, dass er es auch wirklich ist, und geben Sie ihm den Umschlag.«
    »Das stinkt zum Himmel.«
    »Einfacher kann ich es Ihnen nicht machen. Wir treffen uns hinterher und regeln alles für Ihre Zukunft. Die Sache ist bereits ins Rollen gebracht.«
    »Aye«, sagte McPhail, »aber wo, zum Teufel, ist das Netz?«
    Trotzdem ging er jetzt die Gorgie Road entlang. Es war ganz schön kalt und sah nach Regen aus. Rebus hatte ihn am Nachmittag mit nach St. Leonard’s genommen, damit er sich dort duschen und rasieren konnte. Er hatte ihm sogar saubere Sachen aus seinem Zimmer bei Mrs MacKenzie mitgebracht.
    »Ich will nicht, dass ein Penner meine Post austeilt«, hatte er erklärt. Ach ja, der Brief. McPhail war nicht bescheuert, er hatte den Umschlag am frühen Abend aufgerissen. Drinnen steckte ein kleinerer brauner Umschlag, auf dem etwas geschrieben stand: NICHT WEITER GUCKEN, MCPHAIL!
    Er hatte trotzdem erwogen, ihn zu öffnen. Es sah nicht danach aus, als ob viel drin wäre, anscheinend nur ein einziges Blatt Papier. Aber etwas hinderte ihn daran, ein kleiner Funke Hoffnung, die Hoffnung, dass alles gut werden würde.
    Er besaß keine Uhr, konnte aber die Zeit gut einschätzen. Irgendwie fühlte es sich an wie zehn Uhr. Und er stand vor der Taxifirma. Drinnen brannte Licht, und die Wagen warteten abfahrbereit auf dem Parkplatz. Bald würde die beste Geschäftszeit beginnen, wenn nämlich die Pubs schlossen und die Leute nach Hause wollten. Die Nachtluft roch nach zehn Uhr. Von den Eisenbahngleisen wehte Dieselgeruch herüber. Andrew McPhail wartete.
    Er sah die Scheinwerfer, und als das Auto — ein Jaguar — ausscherte und den Bordstein hinauffuhr, dachte er sofort: Der Fahrer ist betrunken. Doch der Wagen bremste weich und hielt so dicht neben ihm, dass er ihn fast gegen den Drahtzaun drückte. Der Fahrer stieg aus. Er war riesig. Ein Windstoß ließ sein langes Haar flattern, und McPhail sah, dass an einer Seite das Ohr fehlte.
    »Sind Sie McPhail?«, fragte er schroff. Die hintere Tür des Jaguars öffnete sich langsam, und ein weiterer Mann stieg aus. Er war zwar nicht so groß wie der Fahrer, aber irgendwie wirkte er größer. Er hatte ein infames Lächeln.
    Der Brief steckte in McPhails Tasche. »Cafferty?«, fragte er. Er musste das Wort förmlich herauszwingen.
    Der lächelnde Mann bejahte dies mit einem bedächtigen Nicken. In der anderen Tasche hatte McPhail den abgebrochenen Hals einer Whiskyflasche, den er neben einem vollen Glascontainer gefunden hatte. Das war zwar keine tolle Waffe, aber mehr konnte er sich nicht leisten. Trotzdem schätzte er seine Chance nicht hoch ein. Ihn drückte heftig die Blase. Er griff nach dem Brief.
    Der Fahrer fasste ihn von hinten, presste ihm die Arme gegen die Seiten und riss ihn herum, so dass er direkt vor Cafferty stand, der
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