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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05
Autoren: Ian Rankin
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vom Kinn. »Ich hab Jim einen Gefallen getan. Er war immer auf Gefallen angewiesen.«
    »Also sind Sie den Lieferwagen gefahren?«
    »Ja, ich hab für ihn die Verkaufstouren gemacht.«
    »Aber eigentlich waren Sie doch Labortechniker!«
    Kintoul lächelte. »Mit dem Metzgereiwagen konnte ich aber mehr verdienen.« Er zuckte erneut die Schultern. »Wie Sie bereits sagten, Inspector, für mich kommt die Familie an erster Stelle, besonders wenn’s um Geld geht.«
    »Reden Sie weiter.«
    »Wie viel wissen Sie?«
    »Wir wissen, dass der Lieferwagen benutzt wurde, um die Leichen wegzuschaffen.«
    »Ein Metzgereiwagen fällt niemandem auf.«
    »Außer einem armen Constable im Nordosten von Fife. Und dem hat das eine Gehirnerschütterung eingebracht.«
    »Das war nach meiner Zeit. Da hatte ich mich schon abgesetzt.« Er wartete, bis Rebus zustimmend nickte, dann fuhr er fort. »Bloß als ich rauswollte, wollte Cafferty mich nicht gehen lassen. Er hat mich unter Druck gesetzt.«
    »Deshalb der Stich mit dem Messer?«
    »Das war dieser Bodyguard von ihm, Jimmy the Ear. Er hat den Kopf verloren und auf mich eingestochen, als ich aus dem Auto stieg. Durchgeknallter Dreckskerl.« Kintoul blickte zu der Durchreiche. »Wissen Sie, was Cafferty getan hat, als ich sagte, ich will den Lieferwagen nicht mehr fahren? Er hat Jason einen Job als ›Fahrer‹ angeboten. Jason ist mein Sohn.«
    Rebus nickte. »Aber warum dieses ganzes Theater? Cafferty könnte doch hundert Typen kriegen, die für ihn einen Wagen fahren.«
    »Ich dachte, Sie kennen ihn, Inspector. Cafferty ist halt so. Er ist … sehr eigen mit seinem Fleisch.«
    »Er ist völlig verrückt«, bemerkte Rebus. »Wie sind Sie überhaupt in diese Sache hineingeraten?«
    »Ich arbeitete noch Vollzeit als Verkaufsfahrer, als Cafferty den halben Laden von Jimmy gewann. Eines Abends tauchte einer von Caffertys Männern, so ein richtiger Schleimscheißer, bei mir auf und erklärte mir, wir würden am nächsten Morgen ganz früh an die Küste fahren. Über irgendeinen Bauernhof in den Borders.«
    »Sie waren auf dem Bauernhof?« Deshalb also das Stückchen Stroh im Lieferwagen.
    Die Farbe wich aus Kintouls Gesicht.
    »Aye. Da lag etwas in den Schweineställen, in Kunstdüngersäcke verschnürt. Stank zum Himmel. Ich hatte lange genug in einer Metzgerei gearbeitet, um zu wissen, dass das gut ein paar Wochen, wenn nicht gar Monate in diesem Stall verrottet war.«
    »Eine Leiche?«
    »War ja wohl nahe liegend, oder? Ich hab mir die Seele aus dem Leib gekotzt. Caffertys Mann meinte, was für eine Verschwendung, ich hätte in den Trog kotzen sollen.« Kintoul hielt inne. Er wischte sich immer noch das Kinn, obwohl der Soßenfleck längst verschwunden war. »Cafferty wollte, dass die Leichen ordentlich verwest waren, umso geringer wäre das Risiko, dass sie in erkennbarem Zustand angespült wurden.«
    »O Gott.«
    »Das Schlimmste hab ich noch gar nicht erzählt.« Im Nebenraum unterhielten sich Kintouls Frau und sein Sohn mit gedämpfter Stimme. Rebus hatte keine Eile und beobachtete gelassen, wie Kintoul aufstand, um aus dem Fenster zu starren. Dort lag ein kleines Stück Garten, das ihm gehörte. Er drehte sich um und stellte sich, ohne Rebus anzusehen, vor das Gasfeuer im Kamin.
    »Ich war einmal dabei, als er jemanden umgebracht hat«, sagte er unverblümt. Dann kniff er die Augen zusammen. Rebus versuchte, nicht zu heftig zu atmen. Dieser Mann würde einen fabelhaften Zeugen abgeben.
    »Wie umgebracht?«, wollte er wissen. Immer noch ohne Druck auszuüben, immer noch der Freund.
    Kintoul legte den Kopf zurück, damit die Tränen dahin zurückfließen konnten, wo sie hergekommen waren. »Wie? Mit bloßen Händen. Wir kamen spät an. Der Wagen hatte unterwegs eine Panne gehabt. Es war gegen zehn Uhr morgens. Der Bauernhof lag in Nebel gehüllt. Sie hatten beide Anzüge an, das haute mich total um. Und sie standen bis zu den Knöcheln in der Scheiße.«
    Rebus runzelte verständnislos die Stirn. »Die waren im Schweinestall.«
    Kintoul nickte. »Da gibt es ein eingezäuntes Gehege. Cafferty war mit diesem Mann dort drin. Einige Leute guckten durch den Zaun zu.« Er schluckte. »Ich schwöre Ihnen, Cafferty sah aus, als würde er es genießen. Wie der Schlamm spritzte und die Schweine in ihren Boxen quiekten. Und all die schweigenden Zuschauer.« Kintoul versuchte, die Erinnerung abzuschütteln. Das tat er vermutlich jeden Tag.
    »Sie kämpften miteinander?«
    »Der andere Mann sah aus,
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