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Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Weingläser.
    »Gerda kocht nicht gerne«, erzähle ich. »Seit sie arbeitet, kocht ihr Mann häufig für die Kinder, das geht sich mit den Öffnungszeiten der Arztpraxis ganz gut aus.«
    »Scheint doch gar nicht so übel zu sein, der Typ«, meint Oskar.
    »Laut Gerda geht er jetzt damit hausieren, dass er sich allein um Kinder und Haushalt kümmert, weil sie ja keine Lust dazu habe.«
    »Ja, laut deiner Gerda … Ein paar Scheidungen hab ich doch verhandelt, und eines sage ich dir: Wenn du beide unabhängig voneinander erzählen lässt, dann glaubst du nicht, dass sie über dieselbe Beziehung reden.«
    »Warum das alles so kompliziert ist …«
    »Muss es nicht sein«, er küsst mich leicht auf die Wange. »Findest du es kompliziert mit mir?«
    Ich grinse verliebt. »Kann mich nicht erinnern.«
    »Auch eine Möglichkeit. Alzheimer.«

[ 2 ]
    Nach Vesna, meiner bosnischen Putzfrau und Freundin, kann ich die Uhr stellen. Oskar ist bereits Richtung Gericht abgedampft. Drei Minuten vor neun drücke ich den Knopf meiner Espressomaschine, lasse zwei extrastarke Kaffees herunter und schäume die Milch auf. Vesna nimmt ihren Cappuccino ohne Zucker, ich mit einem Löffelchen voll. Ich stelle die beiden Tassen auf den Tisch, es läutet, und gleichzeitig wird der Schlüssel im Schloss herumgedreht. Mein Leben hat auch seine Ordnung und seine Rituale, würde ich mir da gerne welche nehmen lassen? Andererseits: Veränderungen habe ich immer spannend gefunden, und wenn Vesna einmal nicht um neun, sondern um fünf nach neun käme, würde das meine Welt auch nicht erschüttern. Ich wäre bloß neugierig, warum sie später dran ist.
    Nach der Begrüßung marschiert Vesna wie immer mit kritischem Blick durch meine Wohnung. Inzwischen kann ich damit umgehen, zu Beginn hatte ich immer das Gefühl, ich sollte putzen, bevor sie kommt. Sie inspiziert den Wohn- und Arbeitsraum, das Schlafzimmer, Badezimmer, Vorzimmer und zuletzt die Küche, bevor sie entscheidet, was sie heute vorrangig säubern wird.
    »Heute kommt das Badezimmer dran. Ich habe Neuigkeiten«, sagt sie, als wir uns zum Kaffee setzen. Sie macht eine lange Kunstpause, trinkt zwei Schluck Kaffee.
    »Also?«, erinnere ich sie.
    »Ab jetzt bin ich Privatdetektivanwärterin. Klingt gut, oder?«
    »Und was ist das?« Insgeheim überlege ich selbstsüchtig, dass sie womöglich die Putzerei aufgeben könnte.
    »Du weißt, ich wollte eigenes Büro aufmachen, aber das geht nicht. Es gibt einen Verband der Privatdetektive und eine Ausbildung, und erst nach Jahren mit Praxis kann man zu Prüfung antreten und wird dann quasi vom Staat bestätigter Privatdetektiv. Leider. Ich habe bei uns im Haus schon ein Zimmer gehabt, nachdem der Sohn von Nachbarin ausgezogen ist. Aber so: Ich arbeite bei Zwerzl & Co.«
    Noch nie gehört. Klingt nicht eben aufregend.
    »Bezahlung ist nicht gut, nicht besser als bei Putzen, eher etwas schlechter, versichern muss ich mich auch selbst. Aber ich kann lernen und Praxis sammeln.« Sie strahlt mich zufrieden an.
    Vesna hat letztes Jahr nach langem, zähem Kampf die österreichische Staatsbürgerschaft bekommen, und natürlich will ich nicht, dass meine Freundin ihr Leben lang als Putzfrau arbeitet, aber …
    »Bei dir putze ich weiter und bei dem Notar auch«, ergänzt sie. »Du erstickst mir sonst in Schmutz, und Notar ist so ein lieber alter Herr. Ohne ihn hätte ich Staatsbürgerschaft wahrscheinlich immer noch nicht – und ohne dir, nein, ohne dich.«
    Ich gebe zu, ich bin beruhigt.
    »Hast du heute Zeit?«, fragt sie mich.
    »Ich muss in die Redaktion, Sitzung, und an der Reportagenserie über den Fitnessboom arbeiten.«
    »Ich brauche Auto, das war Bedingung von Herr Zwerzl, dass ich eigenes Auto habe. Und ich will schon lange eines. Aber es muss billig sein. Und unauffällig. Aber schnell.«
    Eh klar, am besten mit James-Bond-Ausstattung. »Wer ist eigentlich das ›Co.‹ bei Zwerzl?«
    »Habe ich auch gefragt, aber er hat gesagt, ›Co.‹ klingt immer gut und vertrauenswürdig. Gibt es nur ihn, und seine Frau kommt hin und wieder und macht Bürokram. Und ab und zu zwei junge Männer, die machen aber fast nur Personenschutz.«
    »Und ist er auch vertrauenswürdig, oder klingt er nur so?«
    »Ganz in Ordnung, denke ich, bloß nicht so romantisch wie in Büchern. Ich habe ersten Auftrag noch nicht, man wird sehen.«
    »Morgen gegen Mittag habe ich Zeit, aber ich warne dich, ich bin nicht eben eine Expertin, was Autos angeht.«
    »Weiß ich, Mira
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