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Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Schildpattkatze, freundlich beginnt sie zu schnurren und schießt dann Richtung Kühlschrank. »Ich hab dir etwas Besonderes mitgebracht, Hühnerherzen.«
    Gismo umtanzt mich, als ich die Klarsichtfolie von der blauen Tasse ziehe, ich stelle sie auf den Boden, Gismo schmatzt und schlingt und schnurrt, und ihre Schwanzspitze vibriert dabei. In aller Ruhe verstaue ich die Lebensmittel im Kühlschrank, lege den neuen Trainingsanzug aufs Bett, genieße die Idylle und das Alleinsein. Kein Ehemann, der mich an irgendetwas hindern will, keine Auseinandersetzungen und keine Notwendigkeit zur Rücksichtnahme auf Kinder, bloß Gismo – und Oskar, der irgendwann einmal zum Essen kommen wird. Ich sehe auf meine Küchenuhr. Ich habe ganz schön viel Zeit vertrödelt. Aber wer verlangt, dass das Essen pünktlich auf dem Tisch steht? Ganz abgesehen davon, weiß man ohnehin nie, ob er nicht in der Kanzlei aufgehalten wird. Es wird Spaghettini mit Feigen und danach Makrelenfilets mit Zwetschken-Ingwer-Sauce geben. Ein leichtes Sommeressen.
    Ich gieße mir einen kleinen irischen Whiskey ein, ein bisschen sollte man sich schon abgrenzen gegenüber dem Fitness- und Gesundheitswahn, und was kann schon gegen einen Schluck Whiskey sprechen, wenn er warm den Magen hinuntergeht und einen genüsslich in den Abend gleiten lässt?
    Dann lese ich noch zwei, drei interessante Zeitungsartikel, blättere einen Berg Prospekte durch, räume meinen neuen Trainingsanzug in den Schrank, suche nach den Turnschuhen – und plötzlich läutet es auf die unvergleichliche Oskar-Art, und ich weiß, dass er mit ruhiger Ausdauer die Stiegen zu mir heraufsteigen wird. Dafür, dass er genauso wenig Sport treibt wie ich, ist er ganz gut in Form. Wenngleich nicht übertrieben schlank, momentan schrammt er gerade wieder an der Hundert-Kilo-Grenze, aber das ist bei eins dreiundneunzig kaum Übergewicht.
    Ich filetiere die große frische Makrele, zum Glück ist das Fischangebot in den letzten Jahren in Wien deutlich besser geworden. Oskar sitzt mit einem Glas Riesling aus dem Weinviertel am Küchentisch. Er kocht gut, lieber aber noch sieht er mir beim Kochen zu. Ich erzähle ihm von Gerdas Problemen, schneide eine große Zwiebel in feine Würfel und röste sie in wenig Butter und Olivenöl an.
    »Zum Glück ist unsere Anwaltskanzlei nicht auf Familienrecht spezialisiert«, meint Oskar, »das wäre nichts für mich.«
    »Von Scheidung hat Gerda kein Wort gesagt, eigentlich seltsam«, murmle ich und gebe die geviertelten entkernten Zwetschken und viel fein geschnittenen frischen Ingwer zu den Zwiebeln.
    »Ich hoffe, du hast ihr auch nicht dazu geraten?«
    »Hab ich nicht, ich will mich bei so etwas nicht einmischen.«
    »Sieh an, eine neue Mira, eine, die sich einmal nicht einmischen will«, spöttelt Oskar.
    »Tja, bei mir musst du eben immer auf etwas Neues gefasst sein.« Salz dazu, einen Spritzer vom Riesling, kurz aufkochen lassen. »Gerdas Mann scheint keine Veränderungen zu mögen.«
    »Da gibt es viele, denke ich. Wie lang sind die beiden schon verheiratet?«, fragt Oskar.
    »Seit neunzehn Jahren, die Tochter ist achtzehn, Gerda hat mit zwanzig geheiratet.«
    »Siehst du, darum kann uns nichts passieren: Wenn man sich später kennenlernt, ist man ans eigene Leben gewöhnt und gesteht dem anderen auch mehr Freiheit zu.«
    »Ich weiß nicht …« Ich konzentriere mich darauf, die Zwetschken-Ingwer-Sauce mit ein wenig 3:1 Gelierzucker zu süßen und gleichzeitig zu binden. Wenn sie beim Servieren lauwarm ist, hat das Geliermittel schon etwas angezogen. »Das mit der Freiheit ist eben relativ. Die eine braucht mehr davon, die andere weniger.« Ich brauche ziemlich viel davon, füge ich in Gedanken hinzu, aber ich spreche es nicht aus, Oskar weiß es ohnehin. Er steht auf und geht ins Wohnzimmer, um den Tisch zu decken.
    Das Wasser kocht bereits, und die dünnen Spaghettini haben bloß drei Minuten Garzeit. Ich lasse Olivenöl heiß werden, gebe zwei frische Peperoncini dazu – Oskar mag es gerne scharf, genauso wie ich, zwischen uns gibt es eine Menge Gleichklang. Wunderschöne Feigen habe ich bekommen, ich schneide sie in kleine Würfel, gebe sie in die Ölmischung, zwei Minuten, dann drücke ich vier Knoblauchzehen ins Öl, weg von der Flamme, damit der Knoblauch nicht braun und bitter wird, und fertig ist diese ganz besondere Pasta-Sauce. Ich habe sie, so wie viele andere Köstlichkeiten auch, im Veneto kennengelernt.
    Oskar kommt zurück und holt die
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