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Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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wollten. Jedenfalls ist er schon dabei, über die Liebe und den Frühling des Lebens, in dem sie wachse wie eine junge Pflanze zum Licht, zu schwadronieren. Du liebe Güte, ich bin dreiundvierzig und Oskar noch um fünf Jahre älter. Das scheint dem Beamten auch gerade zu dämmern, wohl auch weil aus den hinteren Reihen unterdrücktes Kichern zu hören ist – ich werde herausfinden, wer das war … Also kratzt er die Kurve: »Dieser junge Frühling, der in den Sommer übergeht, in dem alles reift, und wenn auch schon bald der Herbst des Lebens naht, in dem man erntet …« Er stockt, fängt sich wieder: »äh … reif noch immer der Liebe begegnen kann und einander wie Trauben, die genossen werden können als Frucht und Wein, und wenn sie dann im Herbst des Lebens …« Ich muss mich beherrschen. Ich darf Oskar nicht ansehen, sonst beginne ich zu lachen. Schau geradeaus, Mira, im Sommer oder doch schon im Herbst des Lebens, gleich hört er auf, denk an die Mütter. Da merke ich ein leises Zucken neben mir, ein unterdrücktes Schütteln, ich kann nicht anders, nur ganz vorsichtig spähe ich hinüber, aber leider späht Oskar zurück, und es ist vorbei, und wir versuchen in uns hineinzukichern, aber es geht nicht, es wird ein Lachen, gegen so etwas kann man nicht an, wir lachen laut, und ich höre, wie Vesna mitlacht, dann immer mehr von unseren Freunden hinter uns, und selbst Droch, den ich oft lächeln, aber noch nie laut lachen gesehen habe, lacht, dass ihm Tränen über die Wangen kullern. Der arme Standesbeamte vor uns ist verstummt.
    »Danke«, prustet ihm Oskar zu, »das war wundervoll«, und hilft ihm dann flüsternd wieder auf die Sprünge: »Die Sache mit den Ringen!« Der Standesbeamte nickt. Er und die beiden Mütter sind die Einzigen, die nicht wenigstens schmunzeln. Selbst mein Vater grinst, und Angelika Beer lächelt, vielleicht ist sie gar nicht so übel.
    Ich freue mich auf das Gartenfest und das Büffet und: Warum soll man nicht einmal etwas riskieren?
    Gegen Abend, als alle zufrieden, der eine oder die andere auch nicht mehr ganz nüchtern, auf den Bänken die letzten Sonnenstrahlen genießen, sitzen Oskar und ich in einem Weingarten hinter dem Heurigen im Gras.
    »Wenn es sonst niemand tut, entführe ich die Braut eben selbst«, hat er vor einer Viertelstunde geflüstert und mir unter seiner Jacke eine eingewickelte Kardamomwachtel und eine Flasche Riesling gezeigt. Außerdem hat er etwas von einem Geschenk gemurmelt. Ich war leicht zu überreden.
    Und als wir die Wachtel verzehrt und Wein aus der Flasche getrunken haben, rückt Oskar mit seinem Hochzeitsgeschenk heraus.
    Zwei eng beschriebene Blätter Papier. Ein Ehevertrag. Wenig romantisch. Ich nehme noch einen Schluck.
    »Nicht dass du mich falsch verstehst«, murmelt er, »aber gerade nach dieser Sache mit Gerda … Du brauchst Sicherheit.«
    »Bei mir ist es egal«, antworte ich etwas desillusioniert, ich weiß nicht, was ich mir erwartet habe, so ein Ehevertrag ist ja wirklich eine hochvernünftige Sache, »ich hab ohnehin kein Geld, auch keine Vermögenswerte. Aber für dich ist es sicher … besser so. Ja. Sehr vernünftig.«
    »Schau doch einmal genau hin«, sagt er und streichelt meine Hand.
    »Wo?«
    Er zeigt mir die Zeile, ich lese, schaue dann auf zu ihm, er strahlt wie der Weihnachtsmann.
    »Waaas?«, frage ich etwas blöde, ich kann es nicht glauben.
    »Du hast doch einen Vermögenswert. Ich habe deine Wohnung für dich gekauft, du brauchst nur noch zu unterschreiben. Und meine hab ich für mich gekauft.« Er macht eine Pause. »Wir können uns jeden Tag neu entscheiden, wo wir leben wollen. Und außerdem kannst du deine Wohnung ja immer noch vermieten. Ist gar kein übles Objekt …«
    »Und deine erst … Das, was die Immobilienhaie eine Luxusokkasion nennen.«
    Wir werden sehen.

[ Danke! ]
    An meine Schwester Elisabeth für ihr Vertrauen, ihre Anmerkungen als fundierte Kinder- und Jugendpsychologin – und dafür, dass es sie gibt.
    An meinen ehemaligen Schwager Kurt für eine Menge Anregungen.
    An die Anwaltskanzlei Dr. Helene Klaar und ihren Mitarbeiter Mag. Norbert Marschall, den ich bei Fachfragen immer wieder heimgesucht habe. Dr. Helene Klaar hat übrigens einen großartigen Scheidungsratgeber für Frauen geschrieben.
    An meinen Mann Ernest dafür, dass er es jetzt schon elf Jahre mit mir aushält und außerdem für mich ebendiesen Scheidungsratgeber gekauft hat, woraufhin unsere gemeinsame Freundin und
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