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verrueckt nach mehr

verrueckt nach mehr

Titel: verrueckt nach mehr
Autoren: Eileen Janket
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wurde ich wirklich sauer. »Was soll das schon wieder heißen? Solche Phrasen helfen doch keinem weiter. Willst du wissen, was mich wirklich getroffen hat, Mama? ... nämlich, wie du dich Sergios Familie gegenüber verhalten hast. Das war einfach nur schrecklich ... Wie du Luka anges e hen hast ... als wäre er ein widerlicher Schwerverbrecher. Es war so daneben. Ich bin mir sicher, dass er es gemerkt hat. Und alle anderen auch. Aber sie würden nie etwas sagen.«
    Meine Mutter schüttelte unbeeindruckt den Kopf und sa g te: »Ich weiß gar nicht, was du hast. Ich habe allen die Hand gegeben und sie freundlich begrüßt.«
    Sie erhob sich vom Stuhl und klopfte zweimal mit den Fingerknöcheln auf den Tisch. »Ich muss zur Arbeit, Lexi. Ich hoffe, du nutzt das Wochenende und lernst für die Schule. Es wäre zur Abwechslung mal wieder was Vernünftiges.«
    Und damit stapfte sie aus der Küche und ließ mich mit meinem schlechten Gewissen zurück. Immer, wenn ich ihr gegenüber einen etwas rebellischeren Ton anschlug, kam ich mir hinterher mies vor.
    Ich blieb in der Küche sitzen und trank meinen Kakao, bis die Wohnungstür zugeschlagen wurde und meine Mutter g e gangen war.
     
    Ich lernte kein bisschen für die Schule.
    Stattdessen machte ich so laut Musik an, dass ich die Bä s se in der Magengrube spüren konnte. Mein Körper stand unter Strom. Nachdem ich in kürzester Zeit die Küche aufgeräumt hatte, knöpfte ich mir das Badezimmer vor, scheuerte das Waschbecken und die Wanne, fegte und wischte den Boden. Anschließend rumpelte ich mit dem Staubsauger durch die Wohnung, zog das Gerät ruppig hinter mir her und übersah kein einziges Staubkorn. Mein Zimmer ließ ich aus, da ich Angst hatte, ich könnte unbemerkt den Ring mit einsaugen.
    Ich bezog die Betten neu, stopfte die Schmutzwäsche in die Waschmaschine und verschloss sie mit einem Tritt, drüc k te auf Start und holte tief Luft.
    Dann stieg ich unter die Dusche und schloss die Augen. Meine Gedanken waren bei Sergio, während das Wasser woh l tuend auf mich niederprasselte. In meiner Vorstellung schlief er tief und fest und kurierte sich aus. Ich würde ihn eine Weile in Ruhe lassen müssen, auch wenn es mir nicht leicht fiel.
    Und Adriana? Sie war sicher schon furchtbar aufgeregt wegen ihrer Verabredung mit Joshua heute Abend. Ich konnte absolut mit ihr fühlen. Es würde hoffentlich ein ganz besond e res Date werden, bei dem alles so lief, wie sie es sich erträu m te.
    Da meine Mutter dieses Wochenende Dienst hatte, erledi g te ich notgedrungen noch den Einkauf, verstaute einige der Lebensmittel in den Regalen und befüllte mit dem Rest den Kühlschrank. Als ich Hunger bekam, kochte ich Nudeln mit Fertigsauce, die ich anschließend vor dem Fernseher ve r drückte. Ich musste in mich hineinschmunzeln, weil Sergio bei meinem lieblos zubereiteten Essen sicher den Kopf g e schüttelt hätte. Irgendwann schaltete ich den Fernseher g e langweilt wieder aus, putzte mir die Zähne und legte mich mit meinem E-Reader ins Bett. Ich hatte Glück, dass ich in die Geschichte gut eintauchen und für ein paar Stunden abscha l ten konnte.
    Sonntag schlief ich sehr lange. Ich hatte bis tief in die Nacht hinein gelesen. Meine Mutter hatte irgendwann nach Mitternacht kurz den Kopf bei mir reingesteckt, hallo gesagt und war anschließend ins Bett gegangen. Wir hatten so getan, als hätten wir nicht gestritten. Das war für uns beide wesen t lich einfacher, als unseren Streit nochmal aufzurollen.
    Mit einer Kaffeetasse in der Hand stand ich am Küche n fenster und überlegte, ob ich Sergio anrufen sollte. Ich hatte das Bedürfnis zu hören, wie es ihm inzwischen ging. Doch zu meiner Überraschung und Freude kam er mir zuvor.
    »Ich hab fast zwei Tage nur gepennt, Lexi, stell dir vor. Und weißt du, wo ich jetzt bin?« Er klang heiter.
    »Wo?«, fragte ich gespannt. Seine Stimme löste ein wohl i ges Kribbeln in mir aus. Ich setzte mich auf den Küchentisch und baumelte mit den Beinen.
    »Ich steh neben dem Cabrio«, erzählte er. »Reifen und Felgen sind endlich wieder tipptopp. Es sieht noch besser aus als vorher.«
    »Kannst du denn schon draußen rumrennen, Sergio? Was macht dein Kopf?«
    »Alles gut. Na ja, hab paar Schmerztabletten eingeschmi s sen ... Lexi, ich muss das mit der Rechnung noch klären und dann wollt ich meinen Opa besuchen. Bist du noch dabei?«
    »Klar bin ich dabei«, rief ich, ohne zu zögern.
     
    Eine halbe Stunde später saß ich im schicken Cabrio
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