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verrueckt nach mehr

verrueckt nach mehr

Titel: verrueckt nach mehr
Autoren: Eileen Janket
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unter die kühle Bettdecke. Dann zog ich das Säckchen unter meinem Kopfkissen hervor. Ich umschloss es mit der Faust und flüsterte meine Sorgen hinein.
    Da waren so einige ...
    Als ich fertig war, schob ich das Säckchen wieder unters Kissen und schloss die Augen. Wie albern , dachte ich und fand‘s komischerweise trotzdem beruhigend.
     
    »Als ich mit Blick auf unser zukünftiges Leben in Berlin von aufregenden Unternehmungen und Erlebnissen sprach, habe ich keine dubiosen Aktivitäten oder gefährlichen Cliquen gemeint, denen du dich anschließen sollst, Alexa!«
    Meine Mutter stand seit einer Minute vor dem offenen Kühlschrank, ohne etwas herauszunehmen. Ihre Wangen glü h ten vor Aufregung. Sie trug ihren Bademantel und hatte feuc h te Haare vom Duschen.
    Ich saß am Küchentisch und starrte sie stumm an, vor mir stand eine Tasse heißer Kakao, in dem ich gedankenversunken herumrührte. Der heutige Tag war wolkenverhangen und re g nerisch und machte die bedrückende Stimmung zwischen uns nicht besser.
    »Kann ja sein, dass dein Freund ... dass Sergio ... tatsäc h lich etwas auf dem Kasten hat ...« Sie schloss die Küh l schranktür und sah mich mit einem durchbohrenden Blick an. »Doch, doch, das meine ich wirklich so. Ich konnte ihn bei seinen Besuchen ja ein wenig unter die Lupe nehmen. Aber dennoch scheint er ...«
    Meine Hände zuckten ungeduldig. Ich musste sie unte r brechen, so genervt, wie ich auf einmal war! »Dieses G e spräch ist total frustrierend, Mama! ... Was willst du mir übe r haupt sagen?« Mein Magen zog sich zusammen und fühlte sich an, als hätte ich einen faustgroßen Stein verschluckt.
    Mit einem demonstrativen Stöhnen setzte sich meine Mu t ter mir gegenüber und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann legte sie los: »Er nimmt dich zu illegalen Kämpfen mit, obwohl er angeblich damit aufhören wollte. Wie soll ich ihm da noch vertrauen? Kannst du mir das sagen? ... Er geht nicht zur Schule! Mein Gott, das ist ... Also, ich weiß nicht, was bei ihm zuhause so los ist, aber ich vermute, seine Familie hat nicht viel Einfluss auf ihn. Oder es ist ihr vollkommen egal, was er so treibt. Ganz offensichtlich scheint er Ärger anzuzi e hen, ich denke da an seine zerstochenen Autoreifen. Und du ... du bist in seiner unmittelbaren Nähe, Lexi. Das macht mir Angst. Es kommt mir so vor, als würdest du immer weniger du selbst sein.«
    Nicht ich selbst sein? Ich grübelte angestrengt, was sie damit wohl meinte?
    »Ich verändere mich nun mal«, sagte ich trotzig. »Darüber bin ich eigentlich ganz froh.«
    Der verzweifelte Ausdruck im Gesicht meiner Mutter ging mir durch Mark und Bein. Es machte mich unglücklich zu sehen, wie schwierig und aufwühlend unsere Auseinanderse t zungen in letzter Zeit geworden waren. Sie waren kein Ve r gleich zu früher, wo wir viel sanfter und verständnisvoller miteinander geredet hatten. Dabei war dieses »Früher« nicht mal lange her, und doch kam es mir wie eine halbe Ewigkeit vor.
    »Sergio ist doch kein Krimineller«, sagte ich mit kraftloser Stimme.
    »Das habe ich nicht behauptet.« Sie senkte kurz den Blick.
    »Es klang aber so.«
    »Na ja, vielleicht bin ich inzwischen misstrauisch gewo r den. Ich möchte nicht, dass du mit Leuten zu tun hast, die so undurchsichtig sind, Lexi. Ich will nicht, dass dir etwas pa s siert.«
    »Mama, diese ‚ Leute ‘ ... wie du Sergios Familie abschä t zig nennst ... sind lieb und respektvoll zu mir und behandeln mich wie ein Familienmitglied.«
    »Ja, wer weiß, wie lang?«, sagte sie kühl.
    Ich war sprachlos.
    Wir schwiegen eine Weile.
    Dann hob sie die Hand an die Stirn und seufzte. »Tut mir leid. Ich ... ich weiß auch nicht, Lexi, ich will ganz ehrlich zu dir sein. Ich wünschte, du wärst mit jemandem zusammen, der weniger Aufregung verursacht. Jemand, der seine minderjä h rige Freundin nicht in Gefahr bringt.«
    »Weiß du was, Mama?« Ich legte die Unterarme auf dem Tisch ab und beugte mich etwas vor. »Ich pass schon gut se l ber auf mich auf. Und Sergio ist nicht ohne Grund mein Freund.«
    Dann lehnte ich mich wieder zurück und schaute en t schlossen. »Er würde nie wollen, dass mir etwas passiert. Er liebt mich, ob du es glaubst oder nicht.«
    Sie seufzte laut. »Ja, das klingt schön romantisch und ich wünsche dir, dass es so ist ... aber manchmal schlägt die Real i tät völlig unerwartet zu und die Dinge sind plötzlich ganz a n ders, als sie zu sein scheinen.«
    Wir starrten uns an.
    Langsam
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