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verrueckt nach mehr

verrueckt nach mehr

Titel: verrueckt nach mehr
Autoren: Eileen Janket
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treuesten.«
    »Sergio, sag jetzt lieber, wo ich hinfahren soll?«, unte r brach Luka unsere neckische Unterhaltung, für deren Sinn er sich o h nehin nicht interessierte.
    Sergio legte den Kopf in den Nacken und atmete ang e strengt durch. Dann flüsterte er in mein Ohr: »Musst du nach Hause?«
    »Eigentlich schon ... Du könntest aber mitkommen.« Ich sah ihn hoffnungsvoll an.
    »Besser nicht. Ich brauch unbedingt saubere Sachen«, e r klärte er. »Muss mich außerdem ein bisschen verarzten. Mö g lichst unauffällig, wenn‘s geht.«
    »Na gut«, entgegnete ich enttäuscht und überlegte kurz. »Dann komm ich eben mit zu dir ... Ich kann morgen Früh vor dem Unterricht meine Schulsachen von Zuhause abholen, kein Ding.«
    Ich war fest entschlossen, nicht von seiner Seite zu we i chen, bis ich meine Sehnsucht nach ihm einigermaßen gestillt hatte. Aber mal abgesehen davon wollte ich ihn in dieser Ve r fassung nicht allein lassen. An seiner seltsam schwerfälligen Atmung und seinen vorsichtigen Bewegungen konnte ich e r kennen, dass es ihm nicht gut ging. Ohne genau zu wissen, warum, nahm meine Besorgnis um seinen Zustand mit jeder Minute zu ...
    Er gab mir hauchzarte, vorsichtige Küsse auf den Mund, den Hals, die Wangen und auf die Stirn, während er leise in mein Ohr hauchte: »Ich hab absolut nichts dagegen ... Um ehrlich zu sein, hätte ich dich sonst darum gebeten ... Denn ich kann mich im Moment nicht eine Sekunde von dir trennen, Lexi.«
    Ich lehnte den Kopf gegen seine Schulter und versuchte mich zu entspannen . Seine Hände waren immer noch band a giert, der raue, weiße Stoff war an den Fingerknöcheln mit Blut und Schmutz durchtränkt. Bei dem Gedanken an die Br u talität dieser Kämpfe lief mir ein Schauer über den Rücken, und de n noch war ich fasziniert. Auch wenn es sich um einen Sport ha n delte, der mich in einen tiefen Zwiespalt stürzte, erfüllte mich die Tatsache, dass Sergio zu den besten Fightern gehörte mit einer ordentlichen Portion Stolz.
    Er schnippte einen Finger gegen den Fahrersitz. »Wir fa h ren zu mir.«
    Luka nickte in den Rückspiegel. Dann gab er Gas und f ä delte den Wagen in den Verkehr ein.
    Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, und wollte es auch nicht wissen. Irgendwann in dieser Nacht würde ich mich bei meiner Mutter melden müssen.
    Fast die ganze Fahrt über schwiegen wir allesamt. Vermu t lich war jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt und letzten Endes nur froh darüber, dass die Dinge wieder ein i germaßen unter Kontrolle waren.
    Wir hielten vor Sergios Haus.
    Beim Abschied klopfte er Bojan auf die Schulter und sa g te: »Hey! Alles cool, Bo, relax! Du hast nichts falsch g e macht.«
    Bojan rang sich etwas mühsam ein Lächeln ab und locke r te seine angespannten Schultern. »Tschau, Sergio ... und da n ke, Mann ...«
    Luka machte eine ernste Miene. »Und dir geht‘s wirklich gut, oder brauchst du was?«, wollte er von Sergio wissen, b e vor wir aus dem Wagen stiegen.
    »Nein, alles cool. Ich meld mich morgen.«
    Sergio rutschte hinter mir über den Rücksitz, um auf de r selben Seite auszusteigen. Als er einen Fuß nach dem anderen auf das Straßenpflaster stellte und sich langsam aufrichtete, befiel mich bei seinem Anblick ein unheilvolles Gefühl. Er stützte sich am Wagendach ab, schlug die Tür zu und gab mit einem Klo p fen gegen das Fenster Luka zu verstehen, dass er losfahren konnte.
    Der alte Mercedes machte sich davon und im selben M o ment sah ich, dass Sergio schwankte. Sofort machte ich einen Satz auf ihn zu und legte meinen Arm um seine Taille. »Hey, alles okay?«, fragte ich erschrocken.
    »Ja, geht schon. Mir war nur kurz schwindlig«, sagte er gepresst.
    Sein Gang erschien mir unsicher und nicht geradlinig, während wir uns gemeinsam auf den Hauseingang zubewe g ten. Er hatte offensichtlich Probleme mit dem Gleichgewicht.
    »Geht‘s wirklich?«, fragte ich erneut mit einem prüfenden Seitenblick zu ihm hoch.
    Er nickte stumm, atmete aber dabei auf eine Art durch den Mund, als würde er durch die Nase nicht genügend Luft b e kommen.
    Ich nahm ihm die Hausschlüssel ab und schloss die schw e re Eingangstür auf. Unser Treppenaufstieg dauerte mindestens doppelt so lang wie sonst, aber wir schafften es, ohne Pausen einlegen zu müssen.
    Als ich mit ihm vor der Wohnungstür stand und den Schlü s sel ins Schloss schob, sackte er plötzlich auf die Knie. Ich hatte es nicht kommen sehen. Der Schreck fuhr mir wie ein Blitz durch die
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